Berlin. Um das Regierungskrankenhaus der DDR im Pankower Ortsteil Buch ranken sich seit jeher wilde Gerüchte: Kein Wunder. Ohne Sonderausweis kam in die 1976 errichtete Klinik niemand hinein. Was sich auf den Krankenhausfluren abspielte? Das wussten nur ausgesuchte Patienten und ein kleiner medizinischer Stab. Nach der Wende wurde die geheimnisumwitterte Klinik 2007 stillgelegt – und verkommt seitdem zu einem der spannendsten Lost Places in Berlin. Erfahren Sie hier alle wichtigen Informationen zum ehemaligen DDR-Regierungskrankenhaus Buch.
Das sind die Fakten zum DDR-Regierungskrankenhaus Buch im Überblick:
- Adresse: Hobrechtsfelder Chaussee 100/Wiltbergstraße, 13125 Berlin-Buch
- Geschichte: 1976 als Regierungskrankenhaus eröffnet; nach dem Mauerfall als Teil des Klinikums Buch betrieben; 2007 geschlossen, seitdem Leerstand
- Führungen: In der Vergangenheit hat der Bucher Bürgerverein unter Leitung von Manfred Pinkwart historische Führungen über das Gelände angeboten. Außerdem bot der kommerzielle Anbieter von Lost Places-Touren "go2know" Führungen an diesem Ort an
- Status: Aktueller Lost Place
- Planung: Dem Gebäude droht der Abriss. Das Areal ist als Gewerbefläche eingeplant
Wo liegt das DDR-Regierungskrankenhaus Buch genau?
Das ehemalige Regierungskrankenhaus liegt an der Adresse Hobrechtsfelder Chaussee 100 im Stadtteil Buch im Bezirk Pankow. Das Areal ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln am besten mit den Buslinien 259 und 353 (beide bis Haltestelle Wiltbergstraße/Hobrechter Chaussee) zu erreichen. Achtung: Unbefugten ist das Betreten des Geländes und der Klinik nicht erlaubt. Lesen Sie dazu auch: Lost Places – Diese Strafen drohen bei Hausfriedensbruch
Das sind die wichtigsten Etappen der Geschichte des DDR-Regierungskrankenhauses:
Ausgangslage: Luxus-Krankenhäuser für die Führungsspitze der DDR
In den 1970er-Jahren ließ die Regierung der DDR im Nordosten der Hauptstadt zwei große Krankenhäuser errichten. Im Waldgebiet südöstlich der Hobrechtsfelder Chaussee entstanden – gut versteckt vor neugierigen Blicken – zwei riesige Klinikgebäude: das Stasi-Klinikum an der Hobrechtsfelder Chaussee 96 und in unmittelbarer Nachbarschaft das DDR-Regierungskrankenhaus auf einem weitläufigen Eckgrundstück Hobrechtsfelder Chaussee 100/Wiltbrechtstraße.
Die beiden Krankenhäuser ergänzten das ohnehin exzellente Angebot an Gesundheitseinrichtungen in Buch, die in der Kaiserzeit entstanden und in der DDR weitergeführt wurden. Das Klinikum Berlin-Buch war mit mehr als 3000 Betten der größte Krankenhauskomplex der DDR.

DDR-Regierungskrankenhaus Buch: Südfrüchte für Spitzenkader?
In der geheimnisumwitterten, viergeschossigen Spezialklinik in Berlin-Buch, die zugleich als Poliklinik und Spital fungierte und sogar über eine Entbindungsstation verfügte, versahen 58 Fachärzte sowie 115 Pflegekräfte ab 1976 ihren Dienst. Ihnen stand die fortschrittlichste diagnostische und therapeutische Medizintechnik zur Verfügung: moderne Technik aus dem Westen, eine eigene Apotheke und einer der acht Computertomographen der DDR.
Bereits in der DDR gab der abgeschottete Bau Anlass zu Spekulationen: Wer wurde in luxuriösen Krankenzimmern umsorgt? Gerüchte rankten sich um Schalen voll seltener Südfrüchte, die überall herumstünden, eingeschmuggelten West-Medikamenten und Ärzte-Teams, die ihr Gehalt in D-Mark ausgezahlt bekämen.
- Überblick: Alle Artikel zu Lost Places in Berlin
- Interaktiv: Karte zeigt alle Lost Places in Pankow
- Experte: Dieser Mann erklärt den Kult um Lost Places
- Besuch: Für diese Lost Places gibt es Führungen in Pankow
- Tipps: Lost Places: Pankow schönste verlorene Orte
- Hausfriedensbruch: Lost Places besuchen – Diese Strafen drohen
- Umwandlung: In diesen früheren Lost Places in Pankow kann man wohnen
Geschützt und versteckt im Wald: DDR-Regierungskrankenhaus Buch
Ohne Sondergenehmigung kam in das Regierungskrankenhaus niemand herein. Das Grundstück wurde bewacht, die Patienten abgeschirmt. Zugelassen war nur die allerhöchste Führungsebene: Behandelt wurden ausschließlich Mitglieder der Regierung, des SED-Zentralkomitees und des Politbüros, Staatssekretäre, ausländische Diplomaten, Staatsgäste sowie Angehörige hoher SED-Funktionäre.
Ihnen wurden im Klinikum Mittel zur Verfügung gestellt, von denen Patienten im übrigen Gebiet der DDR nur träumen konnten. Die Ausstattung war hochmodern, viel westliche Technik kam zum Einsatz. Auch an Medikamenten gab es im Gegensatz zum Rest der DDR keinen Mangel. Die Krankenzimmer waren mit Fernseher und Telefon ausgestattet. Daneben gab es einen Pavillon-Bereich mit Zwei-Zimmer-Appartements. Und auch an den Ernstfall wurde gedacht: In den Kellergewölben der Klinik befand sich ein geheimer Atomschutzbunker.
DDR-Regierungskrankenhaus Buch: Zeitenwende nach dem Mauerfall
Erst nach der Wende wurde im Jahr 1990 beschlossen, das Krankenhaus für alle Bürger zu öffnen. Wenige Monate später wurde es an das städtische Klinikum Buch angegliedert. Mit den beiden neuen Häusern stieg die Zahl der Betten im Klinikum Buch auf 4000. Zeitweilig entstand so das größte Krankenhaus in ganz Europa.
Nach einigen Sanierungsarbeiten in den 1990er-Jahren, wurde der in die Jahre gekommene Plattenbau 2001 als Teil des Klinikums Berlin-Buch an die Helios-Kliniken verkauft, die sich gleichzeitig verpflichteten, Neubauten für den zukünftigen Klinikbetrieb zu errichten. 2007 war es soweit: Das neue Zentralgebäude in der Schwanebecker Chaussee wurde eröffnet – und im ehemaligen DDR-Regierungskrankenhaus gingen die Lichter aus.
Leerstand seit 2007: Das DDR-Regierungskrankenhaus Buch wird zum Lost Place
Seit diesem Zeitpunkt wurde das verlassene Krankenhaus nur hin und wieder für Dreharbeiten genutzt. Das Gebäude wurde beispielsweise als Kulisse für eine Folge der ZDF-Krimiserie "Ein starkes Team" benutzt (Folge "Nathalie", Erstausstrahlung 2016).
Seit 2007 erobert die Natur das 53.000 Quadratmeter große Gelände für sich zurück: Das Baumaterial der Klinik verfällt, und trotz Sicherung durch einen Wachdienst, Bewegungsmelder und stillen Alarm sowie Kameras im Inneren gelingt es Einzelnen immer wieder in die Krankenhaus-Ruine einzudringen. Das hat Spuren an dem Bau hinterlassen: Graffiti-Künstler haben sich am Mauerwerk verewigt und das Innere ist durch Verfall und Vandalismus gezeichnet.
DDR-Regierungskrankenhaus Buch: Gibt es Zukunftspläne?
Pläne von Stadt und Bezirk das Krankenhaus abzureißen und auf dem Areal eine Gewerbefläche einzurichten, sind bisher noch nicht konkret geworden. Auch möglich ist eine Einbeziehung des Geländes in das benachbarte Wohnungsbauprojekt, bei der im Norden Berlins rund 2700 neue Wohnungen entstehen sollen. Ab 2026 oder 2027 sollen die Bagger in Buch rollen, um das neue Quartier Am Sandhaus entstehen zu lassen. Ob Gewerbefläche oder Wohnungsbauprojekt – die Tage des alten DDR-Regierungskrankenhauses sind wohl gezählt.