Epic Companies

Sendeschluss für Epic - ProSieben schließt Startup-Fabrik

| Lesedauer: 3 Minuten

Foto: Massimo Rodari

Mit Epic Companies wollte Pro Sieben Rocket Internet herausfordern: Nach nur anderthalb Jahren ist Schluss. Der TV-Konzern beendet seinen Ausflug in die Seriengründung von Unternehmen.

Die TV-Sendergruppe ProSiebenSat1 schließt ihre Berliner Startup-Fabrik Epic Companies. Wie der Konzern am Montag mitteilte, werde sich ProSieben künftig auf reifere und internationale Start-ups konzentrieren, an denen sich die Wagniskapitaltochter Seven-Ventures beteiligen solle. Die insgesamt sieben Epic-Startups sollen entweder in Seven-Ventures-Portfolio integriert oder verkauft werden.

Wenngleich sich das Ende von Epic in den vergangenen Monaten abgezeichnet hatte, ist das radikale Ende nur anderthalb Jahre nach dem Start ein bemerkenswerter Vorgang. ProSieben hatte Epic zusammen mit dem früheren Rocket-Internet-Manager Mato Peric gestartet und sich als Rocket-Herausforderer inszeniert.

Inkubatoren wie Rocket Internet, Epic oder Project A gründen Unternehmen in Serie, drücken sie in den Markt, um sie bei entsprechender Größe meistbietend zu verkaufen oder an die Börse zu bringen. Dabei stellen sie neben Räumen und Kapital auch Fachpersonal – Programmierer, Juristen, Marketing-Experten, Personaler – leihweise zu Verfügung. Das kostet viel Geld. Während die Rocket-Gründer Samwer für ihre Gründungen Milliarden bei Investoren weltweit eingeworben haben, investierte ProSieben vor allem Werbezeit in seinen Sendern.

Sechs Eigengründungen, eine Beteiligung

Unter dem Epic-Dach wurden seit Start sechs Unternehmen gegründet, darunter der Tierfutterhändler Petobel. Zugleich beteiligte sich Epic an dem Berliner Sexspielzeugportal für Frauen, Amorelie. Schnell beschäftigte der Inkubator inklusive der Beteiligungen mehr als 250 Mitarbeiter.

Im Mai zog ProSieben dann die Notbremse und unterzog den Inkubator einem radikalen Umbau. Die meisten Mitarbeiter wurden auf die Beteiligungen verteilt, ein Teil aber auch entlassen. Im Juli verließen Mitgründer Peric und ein Teil des Managements das Unternehmen. Damit stand das Unternehmen auch offiziell auf dem Prüfstand.

Vier Unternehmen gehen an Seven Ventures

Mit dem Epic-Ende soll die Zukunft von vier der Beteiligungen gesichert sein. Das Fitness-Startup Gymondo, der Online-Schmuckhändler Valmano und die Beteiligung an Amorelie gehen in Seven-Ventures auf. Der Hotelvermittler Discavo werde in die sendereigene Reisetochter Pro-Sieben Travel integriert, die unter anderem schon Ferien.de und Weg.de betreibt.

Für den Tierfutterhändler Petobel und den Designer-Modehändler Department 47 sollen Investoren gesucht werden. Unklar blieb gestern die Zukunft des Ticketvermarkters Todayticket, der Start-up-Blog Deutsche Startups berichtet von Verhandlungen mit Investoren. Das noch nicht gestartete Portal für Übergrößen Curvy soll an das Management verkauft werden.

ProSieben will in reife, internationale Start-ups investieren

Epic ist nach Team Europe der zweite Berliner Startup-Investor, der das Fabrik-Modell über den Haufen wirft. Team Europe, das neben anderen den Restaurant-Bestelldienst Lieferheld gestartet hat, hatte sich vor knapp einem Jahr weitgehend aus dem Inkubatoren-Geschäft verabschiedet, die Holding geschrumpft und kleinere Beteiligungen verkauft. Das Unternehmen ist weiterhin als Startup-Investor aktiv.

Auch ProSieben will als Startup-Investor aktiv bleiben und sich mit Seven Ventures an ausländischen Unternehmen, allerdings mit ausgereiften Geschäftsmodell, beteiligen, die vor dem Markteintritt in Deutschland stehen. Seven-Ventures habe dazu bereits Repräsentanzen in San Francisco, New York und Tel Aviv eröffnet. Auch das Förderprogramm für junge Unternehmen, der Pro Sieben Sat 1 Accelerator, soll weitergeführt werden.