Der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 übernimmt den in Berlin ansässigen Spieleentwickler Aeria Games Europe, der auf Online-Spiele für Computer und Mobilfunkgeräte spezialisiert ist. Mit dem Kauf verdreifacht der Konzern nach eigenen Angaben die Zahl der Spieler seiner Angebote auf 77 Millionen Nutzer und wird damit zur Nummer drei in Europa. Über die Kosten der Übernahmen machte ProSieben-Chef Thomas Ebeling keine Angaben. Sie passten aber in die Strategie, eher günstig einzukaufen und die Geschäfte „dann groß zu machen“, sagte er.
Ebeling versucht mit den Investitionen ins Online-Geschäft, die Gruppe von Werbeerlösen unabhängiger zu machen. Bereits mehr als ein Fünftel seines Gesamtumsatzes erzielt der RTL-Konkurrent mit dem digitalen Geschäft. 2018 will ProSiebenSat.1 fast jeden dritten Euro mit Videos, Spielen, Musik und Handel im Internet verdienen. 2013 hat der Fernsehkonzern dank der kräftigen Zuwächse von Online-Angeboten und TV-Produktionsgeschäften auf Rekordwerte gesteigert. Der Konzernumsatz stieg im Gesamtjahr um elf Prozent auf 2,6 Milliarden Euro und das Betriebsergebnis (bereinigtes Ebitda) um sechs Prozent auf 790 Millionen Euro.
In Berlin finanziert ProSieben den Inkubator Epic Companies
ProSiebenSat.1 gibt für Online-Beteiligungen meist nur einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag aus und päppelt sie dann mit vergünstigten TV-Werbespots, so dass sie in Kürze einem Millionenpublikum bekannt werden. Dabei beteiligt sich der Konzern entweder selbst, über seinen Wagnisfinanzierer SevenVentures oder seinen Berliner Inkubator Epic Companies an jungen Digital-Unternehmen. Epic hat sich seit Gründung vor einem Jahr an sechs Unternehmen beteiligt oder sie gestartet. So wurde im Januar die Hotelsuchmaschine Discavo gestartet, ebenfalls im Januar stieg Epic beim Lifestyle-Sexshop Amorelie ein.
Aeria beschäftigt 190 Mitarbeiter in Berlin
Mit der Aeria-Übernahme will ProSiebenSat.1 seine gesamten Spiele-Aktivitäten in Berlin bündeln. Das Unternehmen soll unter SevenGames firmieren, teilte ProSieben mit. SevenGames werde seine Spiele künftig in 35 Ländern anbieten, darunter die USA, Kanada, Brasilien und Argentinien. „Mit der Akquisition von Aeria Games Europe erschließen wir uns gänzlich neue Märkte und Zielgruppen, werden auf einen Schlag Top-3-Publisher in Europa und machen einen großen Sprung im Mobile Gaming, dem größten Wachstumstreiber der Branche“, wird Christian Wegner, Digital-Vorstand von ProSiebenSat.1 in der Mitteilung zitiert.
Aeria Games Europe ist der Europa-Ableger der 2006 im Silicon Valley gegründeten Aeria Games & Entertainment. Das Unternehmen ist seit 2008 in Berlin aktiv und beschäftigt hier 190 Mitarbeiter. Aufgebaut hat den Standort der frühere Bertelsmann-Manager Pascal Zuta.