Berlin. Bei der anstehenden Wahlwiederholung in Berlin am 12. Februar 2023 kommt es ganz im Westen der Stadt zu einem politischen Duell der Spitzenklasse. Denn wie nun bekannt gegeben wurde, wird die grüne Spitzenkandidatin Berlins, Verkehrssenatorin Bettina Jarasch, im Wahlkreis 2 in Spandau für ihre Partei bei den Abgeordnetenhauswahlen antreten. Im selben Wahlkreis also, in dem auch der Berliner SPD-Chef und Spandauer Kreisvorsitzende Raed Saleh beheimatet ist.
„Ich freue mich, erneut in Spandau direkt zu kandidieren, auch wenn ich dazu komme wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kinde“, erklärte Jarasch am Donnerstag. „Die Wiederholungswahl war für viele von uns eine Überraschung und bringt weiter Überraschungen mit sich.“
Ganz so erfreut dürfte die gebürtige Bayerin allerdings nicht über die Entscheidung der Landeswahlleitung gewesen sein. Hinter den Kulissen hätte ihre Partei händeringend nach einer anderen Lösung gesucht, heißt es aus Beobachterkreisen. Denn im Jahr 2017 war Jarasch in Spandau bereits erfolglos als Direktkandidatin zur Bundestagswahl angetreten.
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Raed Saleh holte in Spandau immer mehr als 30 Prozent der Stimmen
Der Wahlkreis gilt als sicheres Saleh-Land. Der SPD-Politiker stammt aus dem Bezirk, ist hier hervorragend vernetzt und holte seinen Wahlkreis zuletzt stets mit mehr als 30 Prozent, sein Erststimmenergebnis lag dabei deutlich über dem Ergebnis der Zweitstimmen. Zum Vergleich: Die Grünen kamen bei der vergangenen Wahl in Spandau auf gerade einmal elf Prozent. Also nicht unbedingt das Terrain für Jarasch, um sich als grüne Hoffnung auf den Bürgermeisterinnenposten zu stilisieren.
Jaraschs Nominierung war überhaupt nur deswegen nötig geworden, weil die Kandidatur des Grünen-Kandidaten vom September 2021, Sebastian Sperlich, im Spandauer Wahlkreis 2 gestrichen wurde. Dieser ist aus Berlin weggezogen, in der Folge rückt nach Auffassung der Landeswahlleitung die nächste Person der Landesliste ohne eigenes Direktmandat nach. Das ist bei der Wiederholungswahl am 12. Februar 2023 Bettina Jarasch, die auf Platz 1 der Landesliste gesetzt ist.
Sollte sie hingegen nicht antreten wollen, würde sie diesen Platz nach Ansicht der Wahlleiter wieder verlieren. Ein Verzicht auf den Nachrückerplatz in Spandau hätte somit auch einen kompletten Verzicht der Wählbarkeit bedeutet, Jarasch wäre als Zugpferd für ganz Berlin und somit als potenzielle neue Regierende Bürgermeisterin durch diese Entscheidung ausgefallen.
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Spandauer Grüne zeigen sich erfreut über Jarasch-Kandidatur in Spandau
Obwohl die Grünen-Politikerin also zum Duell gegen Saleh in Spandau mehr oder weniger gezwungen worden ist, gibt sie sich betont kampfeslustig. „Das ist nicht mein erstes Mal, ich kenne den Bezirk und ich kenne die Menschen“, so Jarasch. „Meine Kandidatur ist deshalb auch ein Angebot, über die Mobilitätswende in Spandau abzustimmen, der sich SPD und CDU bislang verweigern.“
Zuletzt hatte sich Jarasch tatsächlich immer wieder auch in die Spandauer Bezirkspolitik eingemischt, auf eine Verkehrswende gedrängt und versucht, auf Infrastruktur- und Verkehrsprojekte Einfluss zu nehmen. Der Kreisvorstand der Spandauer Grünen zeigte sich dementsprechend erfreut: „Wir freuen uns, dass Bettina in Spandau antritt und ein deutliches Zeichen für Engagement in den Berliner Außenbezirken setzt.“
Der Spandauer Raed Saleh hingegen bleibt betont entspannt. „Wie bisher werden die Spandauerinnen und Spandauer entscheiden, wer sie am besten im Abgeordnetenhaus vertritt“, sagte er der Berliner Morgenpost.
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