Berlin. Die Friedrichstraße in Berlin-Mitte soll ab dem kommenden Montag wieder für Autos geschlossen werden. Das wurde der Morgenpost aus mehreren Quellen bestätigt. Der Bezirk Mitte ist mit dem Verfahren für die Entwidmung der Straße in den letzten Zügen und soll am Freitag damit fertig sein.
Am Mittwoch dieser Woche will Verkehrssenatorin und Grünen-Spitzenkandidatin Bettina Jarasch gemeinsam mit der zuständigen Bezirksstadträtin Stadträtin Almuth Neumann (Grüne) die Pläne für die sogenannte Umwidmung des Abschnitts zwischen Französischer und Leipziger Straße bei einem Termin in ihrem Amtssitz am Köllnischen Park verkünden. Zuerst hatte die "B.Z." über den Plan berichtet.
Damit stünde die Fußgängerzone auf den 500 Metern Friedrichstraße wieder auf einer Rechtsgrundlage. Diese war entfallen, weil die Verkehrsverwaltung einen eigentlich abgeschlossenen Verkehrsversuch einfach weiter ausgedehnt und die Sperrung aufrecht erhalten hatte.
Eine Weinhändlerin aus der Nachbarschaft hatte auf dieser Grundlage vor Gericht die vorübergehende Wieder-Öffnung der Friedrichstraße für den Autoverkehr durchgesetzt. Nun hat das Verfahren im Bezirksamt nach Morgenpost-Informationen festgestellt, dass eine Fußgängerzone und ein Ausschluss des Autoverkehrs im öffentlichen Interesse sei.
Damit währte die Rückkehr zum Autoverkehr in der wichtigen Stadtstraße nur gut zwei Monate. Erst im November war die Friedrichstraße wieder für Fahrzeuge geöffnet worden, nachdem der Senat formal darauf verzichtet hatte, gegen das Gerichtsurteil in die Berufung zu gehen.
Friedrichstraße: Jarasch will mit Fußgängerzone im Stil einer italienische Piazza
Der Verkehrsversuch hatte schon unter Jaraschs Vorgängerin Regine Günther im August 2020 begonnen. Von Anfang an war er von viel Kritik begleitet. Vor allem an der breiten, mit gelben Markierungen abgetrennten Fahrradspur mitten auf der Straße hatte sich der Unmut entzündet, weil die angestrebte Flaniermeile so nicht erreichbar war. Jarasch hatte angekündigt, die Friedrichstraße wie eine italienische Piazza umgestalten zu wollen.
Die Berliner Industrie- und Handelskammer hat die Pläne der Verkehrsverwaltung kritisiert: „Dieser Aktionismus ist das Gegenteil von durchdachter, strategischer Verkehrspolitik. Im Streit um die Zukunft der Friedrichstraße ist mit dieser mit den Gewerbetreibenden vor Ort nicht abgestimmten Volte ein neuer Tiefpunkt erreicht", sagte IHK-Vizepräsident Robert Rückel. Die Friedrichstraße und die umliegenden Straßen bräuchten eine langfristige Perspektive - und die lasse sich nur gemeinsam mit allen Beteiligten erarbeiten.
FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja sprach von einer "Sauerei", Bürgerbeteiligung sei für die Grünen scheinbar nur ein "schmückender Umstand", den man ignoriere, wenn es darauf ankomme. "Bettina Jarasch lernt es nie", sagte Czaja. Sie dürfe "nicht einmal in die Nähe des Roten Rathauses kommen".