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Investoren heben Soundcloud in den Milliardärs-Club

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Foto: Amin Akhtar

Während der Berliner Musik-Streamingdienst mit den großen Plattenfirmen über Lizenzrechte verhandelt, wollen Investoren weitere bis zu 150 Millionen Dollar in das Unternehmen pumpen.

Der Berliner Musik-Streamingdienst Soundcloud verhandelt mit Investoren um eine Kapitalspritze von 150 Millionen Dollar. Wie das Wall Street Journal unter Berufung auf zwei Insider berichtet, werde Soundcloud in der Finanzierungsrunde auf 1,2 Milliarden Dollar bewertet. Die 2007 gegründete Firma wäre nach den beiden börsennotierten Unternehmen Rocket Internet (Wert: 7,9 Milliarden Euro) und Zalando (5,7 Mrd. Euro) sowie Delivery Hero/Lieferheld (eine Mrd. Euro) damit das vierte Berliner Start-up im Milliardärs-Club. Soundcloud wollte sich auf Nachfrage nicht äußern.

Bei der letzten Finanzierungsrunde, bei der Soundcloud vor etwas mehr als einem Jahr 60 Millionen Dollar Wagniskapital erhielt, lag die Bewertung bei 700 Millionen Dollar. Insgesamt hat das Unternehmen seit Gründung mehr als 123 Millionen Dollar bei Investoren eingesammelt, darunter Branchengrößen wie Institutional Venture Partners, Chernin Group, Kleiner Perkins Caufield & Byers und Union Square Ventures.

Das Unternehmen, das sich als eine Art Youtube für Audiodateien versteht, gehört zu den international bekanntesten Start-ups aus Berlin. Anfangs von semiprofessionellen Bands und DJs genutzt, um Demos ins Netz zu stellen, werden heute in jeder Minute Audiodateien im Volumen von zwölf Stunden hochgeladen. Die Zahl der monatlichen Hörer beziffert Soundcloud mit mittlerweile 175 Millionen weltweit, wobei der Dienst vor allem in den USA populär ist.

Soundcloud ist für Hörer kostenlos

Trotz der Popularität sucht das Unternehmen nach wie vor nach einem tragfähigen Geschäftsmodell. Soundcloud ist bisher grundsätzlich kostenlos für Hörer. Nur Musiker, die in großen Mengen Songs hochladen wollen, werden zur Kasse gebeten.

2013 hat Soundcloud so bei einem Umsatz von rund 11,3 Millionen Euro einen Verlust von 23,1 Millionen Euro angehäuft. Aktuellere Zahlen sind nicht bekannt. Zum Vergleich: Der große Streaming-Konkurrent Spotify zählt unter seinen mehr als 50 Millionen Nutzern rund 12,5 Millionen Abonnenten, die monatlich 10 Euro zahlen. Im ersten Halbjahr 2015 will Soundcloud nun selbst einen seit langem angekündigten Bezahldienst neben dem Kostenlos-Angebot starten. Zudem experimentiert das Unternehmen seit diesem Jahr in den USA mit Werbung.

Zum Start des Werbeangebots im August hatte Soundcloud erstmals Lizenzvereinbarungen mit einigen, kleineren Musikfirmen geschlossen. Überlebenswichtig ist es allerdings für Soundcloud, dass sich das Unternehmen mit den großen Musikkonzernen über Musikrechte einigt.

Übernahme durch Twitter gescheitert

Bislang arbeiten die Berliner im Graubereich: Unter den vielen Millionen Liedern, die Nutzer auf die Plattform laden, sind viele Musikstücke oder Songteile, für die Soundcloud keine Lizenzen hat. Unter anderem an der unklaren Rechtslage war zu Jahresbeginn die geplante Übernahme durch den Kurznachrichtendienst Twitter gescheitert.

Bislang hat aber nur einer der großen drei Majors, Warner Music mit Künstlern wie Bruno Mars oder Kylie Minogue, mit den Berlinern ein Lizenzabkommen geschlossen und sich Anfang November an Soundcloud beteiligt. Der Deal mit Warner Music werde die Einnahmen von Soundcloud deutlich steigern, zeigte sich Mitgründer Eric Wahlforss in einem Interview des Senders Bloomberg TV überzeugt. Seit August teilt Soundcloud die Werbeerlöse mit inzwischen rund 60 Partnern.

Die Verhandlungen mit den beiden anderen großen Konzernen, Universal Music und Sony Music, sind bislang allerdings ergebnislos verlaufen.

( stü/gri )