Berlin. Den Geruch des Rasens zum Beispiel. Ihn hat Alexander Baumjohann besonders vermisst. Oder das Geräusch, wenn der Ball ins Tornetz fliegt. Allein das Spielgerät am Fuß. „All diese Sachen, die mein Leben ausgemacht haben – vor meiner Verletzung“, sagt Herthas Mittelfeldspieler der Morgenpost. Eigentlich sind es zwei Verletzungen, aber für den 28-Jährigen fühlen sie sich wie eine endlos lange an.
Zwei Kreuzbandrisse erlitt Baumjohann hintereinander, nachdem er vor zwei Jahren nach Berlin kam. Den ersten im August 2013 in Wolfsburg. Den zweiten, als sich Baumjohann gerade wieder herantrainiert hatte, ein Jahr später im Training. Eine Tragödie für den Spieler war das, aber auch ein herber Rückschlag für Hertha.
Tolga Cigerci muss sich gedulden
All das mental zu verkraften sei schwer gewesen, sagt Baumjohann. Aber er habe sich irgendwann gesagt: „Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Du brauchst nicht zu jammern!“ Und das sei kein bloßes Gerede: „Meine Motivation habe ich daraus gezogen, der Welt und mir beweisen zu wollen, dass ich zurückkommen kann“, sagt Baumjohann.
Um das zu schaffen, hat der Spielmacher komplett auf seinen Urlaub verzichtet. Während seine Kollegen in den vergangenen Wochen am Strand lagen, stand Baumjohann nahezu täglich in Berlin auf dem Schenckendorffplatz und arbeitete mit Fitnesscoach Henrik Vieth an seiner Rückkehr. „Ich hatte keine Lust auf Urlaub. Ich habe schon genug Zeit verloren und wollte jede Minute nutzen“, sagt er.
Trainingsstart am Sonntag
Sein Ehrgeiz hat sich gelohnt: „Bei Baumi sieht es so aus, als ob er am Sonntag beim Trainingsauftakt wieder ins Mannschaftstraining einsteigen kann“, sagt Teamarzt Doktor Ulrich Schleicher der Morgenpost. Wenn das Team von Trainer Pal Dardai um 14.30 Uhr auf dem Schenckendorffplatz in die Vorbereitung auf die neue Bundesliga-Saison startet, wird Baumjohann dabei sein. Die Kraft- und Belastungstests verliefen gut. „Nun müssen wir sehen, wie er die Belastung im Teamtraining annimmt“, sagt Schleicher. „Wir sind aber zuversichtlich.“
Baumjohann sagt, dass er bei seinem Comeback „alles mit Köpfchen“ machen werde. Nach dem ersten Kreuzbandriss sei es sehr schnell gegangen. Nun wolle er kein Risiko eingehen und sich Zeit lassen. Das aber heiße nicht, dass er sich kein konkretes Ziel gesetzt habe: „Am ersten Spieltag will ich dabei sein und auf dem Rasen stehen. Und das ist auch realistisch“, sagt Baumjohann. Am 14./15./16. August beginnt die neue Spielzeit.
Für Hertha ist Baumjohann wie ein Neuzugang aus den eigenen Reihen und ein besonders wertvoller, weil er hat, was den Blau-Weißen am meisten fehlt: Kreativität. Dennoch wird Herthas Manager Michael Preetz noch nach einem weiteren Spielgestalter suchen.
Julian Schieber verpasst Saisonstart
In der vergangenen, ernüchternden Saison hat Preetz nämlich erlebt, dass das Prinzip Hoffnung kein zielführendes ist: Auch Tolga Cigerci, auf den man lange gewartet hatte, fiel wegen einer Zehenverletzung aus und erlitt nach zwei Kurzeinsätzen im März einen Ermüdungsbruch.
Seit Montag trainiert der Deutsch-Türke wieder auf dem Schenckendorffplatz und sagt: „Ich hoffe, dass alles funktioniert und ich am Sonntag bei der Mannschaft dabei sein kann.“ Schleicher sieht das anders: „Bei Tolga wird es wohl noch ein, zwei Wochen dauern“, sagt der Teamarzt. Ebenso gedulden muss sich Stürmer Julian Schieber, dessen Rückkehr nach einer Knieverletzung weiter offen ist: „Den Saisonstart wieder er definitiv verpassen“, so Schleicher.
Baumjohann dagegen steht kurz vor seiner Rückkehr. Er freue sich besonders auf das Olympiastadion. „Die Hertha-Fans haben mir in den letzten Monaten viel Zuspruch geben. Ihnen will ich das jetzt zurückzahlen. Sie haben mich ja noch nicht viel spielen sehen“, sagt er. Das soll sich nun ändern.