Pankow

Tesla-Schule wartet zwölf Jahre auf Sanierung

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Matschpiste statt abwechslungsreicher Schulhof: Das ist nur eines der Probleme der Tesla-Schule im Bezirk Pankow.

Matschpiste statt abwechslungsreicher Schulhof: Das ist nur eines der Probleme der Tesla-Schule im Bezirk Pankow.

Foto: Maurizio Gambarini / FUNKE Foto Services

Kein Schnellbauprojekt wie die Gigafactory: Die Tesla-Schule in Pankow rätselt seit Jahren, warum geplante Gebäude nicht gebaut werden.

Berlin.  Matschpiste statt Schulhof, ehemalige Gemüsehalle mit undichtem Dach als Turnhalle und eine viel zu kleine Mensa: Die Tesla-Gemeinschaftsschule, reiht sich ein in die Liste dringend sanierungsbedürftiger Bildungseinrichtungen im Bezirk Pankow. Dabei gibt es einen wesentlichen Unterschied. Eigentlich ist seit rund zwölf Jahren entschieden, dass die Schule einen Multifunktionsbau mit Turnhalle und Mensa gebaut bekommen soll. Nur passiert ist bis heute nichts. Jetzt reißt den Eltern und auch der Schulleitung der Geduldsfaden.

„Wir sind ohnmächtig“, sagt Schulleiterin Maja Wessolowski. Seit einem Jahr erhalte sie von Seiten der Bildungsverwaltung keinen Rückruf mehr, E-Mails blieben unbeantwortet. Bezirk und Land schöben sich gegenseitig die Verantwortung zu. Wenigstens mit der Verwaltung in Pankow gebe es seit dem Dienstantritt von Stadträtin Dominique Krössin (Linke) Ende 2021 wieder eine vernünftige Kommunikation.

Tesla-Schule erduldet seit mehr als zehn Jahren drei Provisorien

Dabei wirbt die Schule am Tag der offenen Tür bereits seit Jahren mit dem neuen Gebäude. „Das wird langsam eine Farce“, so Wessolowski. Obwohl in der Schule 630 Kinder und Jugendliche von der ersten bis zur zehnten Klasse unterrichtet werden, hat sie inzwischen bereits eine ganze Generation Schüler ohne den versprochenen Erweiterungsbau durchlaufen.

Aktuell erwartet die Kinder und weitere Nutzer wie Vereine eine aus einer ehemaligen Gemüsehalle wiederaufgebaute Sporthalle. Bei Regen läuft Wasser die kaum isolierten Wände herunter, in den Umkleiden platzt Putz von den Wänden, die Duschen wirken wie aus der Zeit gefallen und dazu wachsen noch Sträucher durch einige Fenster.

Statt eines Schulhofs, der den vielfältigen Ansprüchen von Schülerinnen und Schülern dieser Altersspreizung und teilweise mit Integrationsbedarf gerecht wird, erwartet sie lediglich eine Matschpiste.

Kleinstes Problem in dem Sammelsurium der Probleme ist dabei noch die Mensa. Nach dem Abriss des alten SK-Schulbaus aus DDR-Zeiten ist nach Angaben der Schule im Jahr 2018 ein Modularer Ergänzungsbau errichtet worden. In dessen Erdgeschoss müssen seither zwei Klassenräume als Mensa herhalten. Maximal 120 Kinder könnten so in Schichten zu 30 Minuten essen.

Betrieb der Schule in Pankow muss bereits umgeplant werden

„Wir müssen den Schulbetrieb darum planen“, sagt Schulleiterin Wessolowski. Nicht einfach in einer gebundenen Ganztagsschule, wo statt Hort auch noch Unterrichtsstunden am Nachmittag eingeplant sind.

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Das fällt auch den Eltern auf. Statt einer Ruhepause „sind die Kinder immer auf 180“, sagt der Vorsitzende der Gesamtelternvertretung (GEV), Thomas Niemynarz. Die Schule hat inzwischen einen eigenen Bauausschuss gebildet, berät regelmäßig mit den Eltern, wie durch Eigeninitiative zumindest die gröbsten Mängel gemindert werden können.

Doch ihnen sind dabei weitgehend die Hände gebunden, abgesehen von einem gepflasterten Verbindungsweg und einigen Spielgeräten. „Vom Senat heißt es, dass die Baumaßnahmen jederzeit starten können“, so die Schulleiterin. Was mühevoll von den Eltern errichtet wurde, müsste dann zurückgebaut werden. Was wann in welchem Umfang gebaut wird, darüber werden jedoch weder Schule noch Eltern auf dem Laufenden gehalten.

Für Grundstufenleiter Dirk Medrow eine höchst unbefriedigende Situation. Während in wenigen Tagen der Anmeldezeitraum für die weiterführende Schulen beginnt, geht man dort mit Problemen an die Öffentlichkeit. Doch dem Dienstweg kommt die Schule nicht weiter. „Darum müssen wir jetzt laut werden“, sagt er. Denn trotz aller Ausgleichsbemühungen leide die pädagogische Betreuungsqualität mittlerweile unter den Bedingungen. Deswegen sei die Schule der Initiative der Eltern dankbar.

Weder Eltern noch Schule wissen, wie viel Geld fehlt

Diese haben jüngst eine Webseite mit dem eingängigen Titel bauskandal-bei-tesla.de freigeschaltet. In einem Brandbrief, den die Eltern an Senat, Bezirksverwaltung und die Fraktionsvorsitzenden in der Bezirksversammlung gesendet und auf ihrer Homepage online geteilt haben, schreiben sie: „Der Schulgemeinschaft reicht es!“

Nach zwölf Jahren des Wartens erwarten die Mütter und Väter jetzt Transparenz in der Kommunikation, eine Einbindung der Schule in die Planung und den sofortigen Baustart. Versprochen worden sei der Schule eine zweistöckige Dreifeldsporthalle mit integrierter Mensa und ein Umbau der Außenanlagen mit Spielgeräten, Sitzgelegenheiten und Rückzugsorten schrieben die Eltern und schließen mit der Forderung: „Die Leidenszeit unserer Kinder muss endlich beendet werden.“

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Nach Angaben der Eltern hat das Architekturbüro Hentschel-Oestreich zusammen mit Kirk+Sprecht Landschaftsarchitekten einen Gestaltungswettbewerb für Turnhalle und Schulhof gewonnen. 14 Millionen Euro waren für den Bau vorgesehen. Offenbar schon damals knapp kalkuliert, denn bereits 2013 fehlten sechs Millionen Euro für den Neubau. „Wie viel heute fehlt, wissen wir aber nicht“, sagt Niemynarz. Vermutlich habe die wachsende Finanzierungslücke immer wieder für die Verschiebung des Projekts gesorgt.

Um endlich doch noch mit dem Bau zu beginnen, versucht die Bildungsverwaltung jetzt offenbar, an der Ausstattung zu kürzen. Und das erneut ohne Kontakt zur Schule. Um zu verhindern, dass an essenzieller Stelle gespart werden, fordert Maja Wessolowski weiter. „Sie müssen mit uns sprechen.“ Trotz desselben Namenspatrons wird aus der Tesla-Schule wohl kein Schnellbauprojekt à la Gigafactory mehr.