Berlin. Verunglückte Radfahrer, wilde Beschimpfungen durch Seitenfenster, ewige Diskussionen über die Verbannung von Autos – und ein Veto der Polizei gegen Poller-Sperren: Die Ossietzkystraße in Pankow ist seit zweieinhalb Jahren als Fahrradstraße ausgewiesen. Aber nicht nur in Berlins Fahrrad-Community ist sie berüchtigt für tatsächliche Unfälle, Beinahe-Unglücke und ständige Konflikte mit Autofahrern.
Auch im Bezirksamt Pankow kommt man schon lange zu dem Schluss, dass die Vorrangregelung für das Velo mit Schildern und Fahrbahnmarkierungen allein nicht funktioniert. Vor einem halben Jahr erging auch die Zusage an empörte Verkehrswende-Initiativen, den Autoverkehr mit einem Modalfilter auszusperren. Doch immer wieder müssen bangende Mütter wie Karin Gruner in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) vorsprechen und nachfragen, wo denn die Sperre aus Pollern bleibt.
Die aktuelle Episode dieser Fragerunde ergab nun folgendes Dilemma: Pankow möchte unbefugten Durchgangsverkehr mit einem „Filter“ an der Kreuzung Ossietzkystraße und Majakowskiring verbannen. Und versucht die Polizei zu überzeugen, dass dies ein angemessenes Mittel darstellt, um Radfahrer zu schützen – so verspricht es Stadträtin Manuela Anders-Granitzki (CDU). Aber zugestimmt hat die Polizei bis heute nicht, gibt sie zu bedenken.
Poller gegen Autos: Bezirk Pankow will Polizei bei Anhörung überreden
„Ein zwingendes Erfordernis wird von Polizei nicht bestätigt und weiter kritisch gesehen“, berichtet die Stadträtin. Bei einem weiteren Anhörungstermin wolle der Bezirk seine Argumente zur Entschärfung des Clinchs noch einmal vortragen. Aber ob sich der Widerstand erweichen lässt, ist unsicher.
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Neben dem schon seit Monaten bekannten Konflikt mit der Polizei kommt die ebenso lang beklagte Misere um Personalmangel. Trotz Neueinstellungen in der Pankower Straßenverkehrsbehörde fand sich bis heute immer noch niemand, der die alles entscheidende verkehrliche Anordnung für die Poller-Sperre für die Ossietzkystraße treffen konnte.
Dramatischer Personalmangel in Pankow: „Zustand, dass langsam etwas passiert“
Mit der Neubesetzung des wichtigsten Postens des Leiters dieser Behörde sei man laut Anders-Granitzki aber ein gutes Stück vorangekommen: „Vom Zustand der unbesetzten Posten zum Zustand, dass langsam etwas passiert.“ Eine Anordnung für den „Filter“ gegen Autoverkehr stehe weit oben auf der Prioritätenliste der Behörde. Doch einen Zeithorizont kann der Bezirk Pankow den besorgten Radfahrer-Familien um Karin Gruner bis heute nicht nennen. Auch wegen dem ungelösten Polizei-Konflikt.
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Gruner selbst kann ihre Irritation über diese Aussagen schwer verbergen. „Die Fahrradstraße wurde ja nicht geschaffen wurde, um Autofahrer zu ärgern – sondern zum Schutz für die schwächsten Verkehrsteilnehmer“, erinnert sie an den Sinn des Projekts. Bis der Sinn auf der Straße ankommt, solle es nicht erst Tote geben.