Friedrichshain

„Max und Moritz“ an der Spree - Weitblick aus 95 Metern Höhe

| Lesedauer: 6 Minuten
Isabell Jürgens

Foto: Die Wohnkompanie

An der O2 World entstehen zwei Hochhaustürme namens „Max und Moritz“ mit 420 Wohnungen, Cafés, Läden und einer Kita. Es ist nicht das einzige Projekt in Berlin mit Panoramablick.

Wohnen in der Chefetage – in Berlin gibt es immer mehr Hochhäuser, die nicht nur als Büros dienen. Im kommenden Frühjahr will „Die Wohnkompanie“, ein Tochterunternehmen der Zech Group, mit dem Bau zweier Hochhäuser beginnen. Das Besondere: In den 86 beziehungsweise 95 Meter hohen Türmen sind insgesamt 420 Wohnungen geplant. Das nur knapp 10.000 Quadratmeter große Baugrundstück liegt westlich der Veranstaltungsarena O2 World in Friedrichshain, in unmittelbarer Nachbarschaft zur neuen Vertriebszentrale von Mercedes Benz.

„Wir haben das Grundstück erst im April gekauft und wollen bereits im Frühjahr starten“, informierte der Geschäftsführer der Wohnkompanie, Stephan Allner, am Mittwoch bei einem Rundgang über das künftige Baufeld. In den Sockelgeschossen der geplanten 23- beziehungsweise 26-Geschosser sind neben Wohnungen auch 77 möblierte Appartements mit Zimmerservice sowie Läden, Cafés und eine Kita vorgesehen.

Wilhelm Buschs berühmte Lausbubengeschichte „Max und Moritz“ steht Pate für das Wohnprojekt, in das das Unternehmen nach eigener Auskunft knapp 200 Millionen Euro investieren wird. Der Name, so Allner, passe doch sehr gut in diese Gegend, die doch „eher etwas rebellisch“ sei. Eben genau so wie Max und Moritz.

Neun bis 14 Euro pro Quadratmeter für Mietwohnungen

Die Architektur für die beiden Wohntürme lieferte der Berliner Architekt Tobias Nöfer. „Auch wenn diese Wohnform für Berlin noch recht ungewohnt und neu ist, gibt es doch nicht nur amerikanische, sondern auch europäische Vorbilder“, sagte Nöfer. Er verwies auf die in den 30-er Jahren entstandenen „Torre Rasini“ und „Torre Snia Viscosa“ in Mailand. Wie diese beiden Türme sollen auch Max und Moritz keine Solitäre sein, sondern in einen klassischen Gebäudeblock eingebunden werden. Die Fassade, die mit unregelmäßig versetzten Loggien und Terrassen gestaltet wird, wird durch horizontal verlaufende Bänder aus Naturstein optisch zusammengefasst.

Während in dem von der Spree aus gesehenen hinteren Turm „Moritz“ an der Mariane-von-Rantzau-Straße Mietwohnungen entstehen sollen, werden in „Max“ ausschließlich Eigentumswohnungen entstehen. Der Miet- beziehungsweise Kaufpreis ist – je nach Höhe der Wohnung – weit gespannt: „Wir planen Mieten zwischen neun und 14 Euro“, so Allner. Die Kaufpreise sollen zwischen 2500 und 8000 Euro pro Quadratmeter differieren.

Allner ist überzeugt, mit seinem Produkt zur rechten Zeit zu kommen: „Wohnhochhäuser liegen im Trend“, meinte der Investor. In Berlin sei dieser Markt jedoch bislang noch wenig erschlossen.

Weitere Hochhaus-Pläne am Alexanderplatz und am Kudamm

Und tatsächlich: Nicht nur die Wohnkompanie will mit der schönen Aussicht für die künftigen Bewohner punkten. Aktuell plant beispielsweise auch der amerikanische Projektentwickler Hines ein Hochhaus am Alexanderplatz. Der Architekturwettbewerb für den 150 Meter hohen Turm soll Ende dieses Jahres entschieden werden, sagte auf Nachfrage dieser Zeitung eine Sprecherin des Unternehmens. Geplant sind ebenfalls Wohnungen, deren genaue Anzahl steht jedoch noch nicht fest.

Auch am Sportforum Hohenschönhausen ist Wohnen mit Weitblick geplant. Die Moritz-Gruppe möchte dort einen 118-Meter-Turm, flankiert von zwei 66 beziehungsweise 48 Meter hohen Gebäuden, errichten. In dem Hochhaus sollen neben einem Hotel und einem Medizin-Zentrum auch Wohnungen entstehen. Das Bebauungsplanverfahren soll im kommenden Frühjahr abgeschlossen werden.

Im Kudamm-Karree zwischen Kurfürstendamm, Uhlandstraße und Lietzenburger Straße soll zudem aus dem Bürohochhaus, das aus der Mitte des Gebäudekomplexes emporragt, ein Wohnturm mit 20 Stockwerken werden. Die irische Ballymore-Gruppe hatte ihre Umbaupläne bereits im März vorgestellt. Wenn alles läuft wie geplant, soll der Baubeginn im Frühjahr 2015 sein, die Fertigstellung ist in der zweiten Jahreshälfte 2017.

Proteste und Bürgerentscheid gegen Mediaspree

Zwar nicht ganz so hoch, dafür aber bereits im Bau und ganz in der Nähe von „Max und Moritz“ ist das erste und nach wie vor heftig umstrittene Hochhaus direkt an der Spree. 45 Wohnungen entstehen in einem 63 Meter hohen Gebäude, das Investor Maik Uwe Hinkel „Living Levels“ getauft hat. Zu Protesten kam es, weil für das direkt im ehemaligen Todesstreifen angesiedelte Bauvorhaben mehrere Segmente der denkmalgeschützten East-Side-Gallery entfernt wurden.

Umstritten war und ist aber auch die Tatsache, dass überhaupt Hochhäuser an der Spree zwischen Friedrichshain und Kreuzberg geplant sind. Diese gehen auf einen Bebauungsplan zurück, der vor mehr als zehn Jahren beschlossen wurde und den Bau gleich mehrerer Hochhäuser vorsah. In den vergangenen Jahren gab es gegen diese sogenannten „Mediaspree-Planungen“ zahlreiche Protestaktionen und einen Bürgerentscheid im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Das Bezirksamt scheiterte jedoch mit seinen Bemühungen, das Spreeufer weitgehend frei zu halten. Voraussetzung wäre gewesen, dem Grundstückseigentümer ein Ersatzgrundstück zu bieten, was der Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD) strikt ablehnte.

Post verzichtet auf 120 Meter hohen Turm

Allerdings konnten inzwischen einige Kompromisse mit den Grundstückseigentümern erzielt werden: So verzichtet etwa die Post, die das Grundstück gleich neben dem Anschutz-Areal in Richtung Ostbahnhof besitzt, auf den Bau von Hochhäusern – und auf Schadenersatz. Fast 120 Meter hoch hätte der höchste Turm auf dem einstigen Areal des Postbahnhofgeländes in den Himmel wachsen dürfen. Nun sollen die Gebäude dort lediglich 47 Meter hoch werden.

Aktuell gibt es jedoch noch zwei weitere Baugrundstücke auf dem Anschutz-Areal, auf denen der Bau von Hochhäusern auch weiterhin vorgesehen ist. Der Bebauungsplan sieht einen 135 Meter hohen Turm gleich neben der Warschauer Brücke sowie einen 90 Meter hohen Turm auf der Ostseite der Arena vor. Für beide Projekte gebe es großes Interesse von einigen potenziellen Investoren, bestätige Michael Kötter von der Anschutz-Gruppe.