Bundesliga

Union feiert in Mainz den ersten Auswärtssieg

| Lesedauer: 6 Minuten
Michael Färber
Union-Torschütze Sebastian Andersson, Christian Gentner und Kapitän Christopher Trimmel jubeln in Mainz.

Union-Torschütze Sebastian Andersson, Christian Gentner und Kapitän Christopher Trimmel jubeln in Mainz.

Foto: Alex Grimm / Bongarts/Getty Images

Aufsteiger Union gelingt mit einem hochverdienten 3:2 in Mainz der erste Sieg in der Fremde. Andersson trifft zweimal für die Berliner.

Berlin. Das Gesicht passte so gar nicht zu jenem Moment, den der 1. FC Union gerade kreiert hatte. Kopfschüttelnd quittierte Urs Fischer den Abpfiff, weil sich seine Mannschaft im Gastspiel beim FSV Mainz 05 in der Schlussphase noch zwei Gegentore eingefangen hatte.

An einer weiteren Premiere für die Köpenicker in der Fußball-Bundesliga änderte dies jedoch nichts. Nach dem ersten Punktgewinn als Gast in der Fußball-Bundesliga in Augsburg (1:1), dem ersten Sieg beim 3:1 gegen Borussia Dortmund und dem Derby-Erfolg gegen Hertha BSC (1:0) feiert Union den ersten Auswärtssieg im Oberhaus. Und das 3:2 (2:0) in Mainz war hochverdient.

Doch es zählt zu den Gepflogenheiten der Branche, dass trotz eines Erfolges zunächst einmal die Dinge herausgestellt werden, an denen es zu arbeiten gilt. Vor allem, wenn sie in der Schlussphase nach einer sicheren Führung passieren.

Union-Trainer Fischer ärgert die Schlussphase

„Am Schluss musst du fast von Glück sprechen, dass du nicht noch das 3:3 bekommst“, sagte Fischer: „Aber auch das gehört dazu, das musst du lernen. Erste Liga bedeutet, dass du mit einem 3:0 eine halbe Stunde vor Schluss nicht unbedingt auch als Sieger vom Platz läufst.“

Fischers Maxime in den ersten Bundesliga-Monaten der Köpenicker bezüglich der Startaufstellung umschrieb der Schweizer unlängst wie folgt: „Wer passt am besten ins System gegen diesen Gegner? Wir schauen auf uns, aber der Gegner hat auch immer einen gewissen Einfluss. Denn so weit sind wir noch nicht, dass der Gegner sich uns anpasst.“

Union spielt mit Polter und Andersson

Folglich hatte Fischer seine Mannschaft eine Woche nach dem Derby gegen Hertha auf einer Position verändert. Für Marius Bülter lief Sebastian Polter von Beginn an auf. Der erste Startelf-Einsatz des Angreifers veränderte auch die taktische Ausrichtung beim Aufsteiger: Union agierte mit Polter sowie Sebastian Andersson und damit mit zwei echten Stürmern in einem 3-4-3-System.

Was sich Fischer vom Siegtorschützen gegen Hertha erhoffte, war auch schnell geklärt. „Wir hoffen auf seine Wucht“, sagte der Union-Coach. Und die Hoffnung wurde nicht enttäuscht. Denn Union zeigte in den 90 Minuten am Bruchweg jene „Selbstverständlichkeit, das gleiche zu spielen, wie du es zu Hause spielst“, wie Fischer gefordert hatte.

Unions Gikiewicz mit erster Glanzparade

Union war mutig, zeigte Einsatz und war vor allem zielstrebig in Richtung gegnerisches Tor. Schon nach 20 Minuten hatten die Köpenicker zwei Riesenchancen zur Führung herausgespielt, Christian Gentner (15.) und Christopher Lenz (19.) vergaben aus kurzer Distanz.

Erst jetzt schienen die Mainzer aufzuwachen, überhaupt am Spiel teilnehmen zu wollen. Das 0:8 vor einer Woche gegen Leipzig hatte sichtlich Spuren hinterlassen. Dennoch übte der FSV nun ordentlich Druck auf die Berliner aus. Adam Szalai scheiterte an Rafal Gikiewicz, der mit einer Glanzparade den Rückstand verhinderte (20.).

Ein Eigentor von Brosinski bringt Union auf den Weg

Szalai hatte zuvor Keven Schlotterbeck im Strafraum ausgetanzt. Unions Innenverteidiger war zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr im Vollbesitz seiner Kräfte, nachdem er nach einem Torschussversuch samt Abpraller den Ball unglücklich ins Gesicht bekommen hatte und fortan benommen weiterspielte. Bis er in der 32. Minute durch Michael Parensen ersetzt wurde.

Noch einmal durfte Mainz zum Abschluss kommen, Ridle Baku schoss von der Strafraumgrenze aber am Union-Tor vorbei (28.). Dann übernahm Union das Kommando. Über Andersson kam der Ball zu Christopher Trimmel, dessen Flanke in den Mainzer Strafraum fand das Duo Marcus Ingvartsen/Daniel Brosinski. Der Mainzer Verteidiger kam einen Moment eher an den Ball als Unions Offensivmann, im Tor landete der Ball zur Union-Führung dennoch (30.).

Unions Andersson erzielt seinen fünften Saisontreffer

Ja, Union hatte die Partie nun im Griff, weil Gikiewicz gegen Robin Quaison zur Stelle war (37.) – und die Köpenicker in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit nachlegten. Ecke Trimmel, Kopfball Andersson, 2:0 (45.+2). Eine Kombination, die auch sechs Minuten nach dem Seitenwechsel funktionierte. Das 3:0 war bereits der fünfte Saisontreffer des schwedischen Nationalspielers.

„Natürlich freut es mich, wenn ich treffe, aber das ist vor allem für das Team wichtig. Es war toll, mit Polter von Anfang an zusammenzuspielen, wir arbeiten gut miteinander“, sagte Andersson.

Union verlassen am Ende die Kräfte

Beim Versuch, den Vorsprung zu verwalten, musste Union dennoch Lehrgeld zahlen. Nach 64 Minuten konnte Torwart Gikiewicz mit einem sensationellen Reflex im Stile eines Handball-Torwarts gegen Karim Onisiwo noch klären. In der 81. Minute war er aber machtlos, nachdem Moussa Niakhate ungehindert in den Union-Strafraum marschieren konnte, um in der Mitte Onisiwo zu bedienen, 3:1.

In der Nachspielzeit verkürzte Brosinski sogar noch einmal für die Mainzer (90.+4), auch weil die Kräfte bei Union nun merklich nachgelassen hatten. „Normalerweise darf uns nichts mehr passieren, wir bekommen das 3:1 unglücklich und verlieren den Faden“, erklärte Sebastian Polter selbstkritisch: „Da müssen wir noch ein bisschen Erfahrung sammeln, noch abgezockter sein und die Räume vorn besser bespielen.“

Der Aufsteiger hatte erneut viel investiert in die Partie und am Ende auch den verdienten Lohn eingefahren.

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