Berlin. Hertha kommt bei Hansa Rostock nicht über ein torloses Remis hinaus, kann sich aber auf die eigene Marschroute verlassen.
Es war eine Premiere, auf die sie bei Hertha BSC gern verzichtet hätten. Das 0:0, über das der Berliner Fußball-Zweitligist am Sonntagnachmittag bei Hansa Rostock nicht hinauskam, ist das erste Unentschieden der Saison für den Hauptstadtklub. Ein Punkt, der die Abstiegszone in beruhigendem Abstand belässt. Der aber auch den Kontakt zur einstelligen Tabellenregion verhinderte. Platz zwölf heißt der Zwischenstand nach zwölf Spieltagen.
„Das ist ein gerechtes Unentschieden, die Null hinten ist gut für uns, wir hatten da eine U21 stehen“, sagte Trainer Pal Dardai, der seine Startelf im Vergleich zum letzten Liga-Spiel gegen Paderborn (3:1) im Schnitt um zwei Jahre verjüngte. Für den gesperrten Kapitän Toni Leistner (33) – in Rostock auf der Tribüne als Zuschauer dabei – rückte Linus Gechter (19) in die Innenverteidigung, neben Marton Dardai (21). Die frei gewordene Position auf der Doppelsechs neben Andreas Bouchalakis übernahm Pascal Klemens (18).
Klemens vereitelt beste Chance für Hansa
Der Berliner Weg, er stand in Rostock auf dem Prüfstand. Kann es funktionieren, auf den eigenen Nachwuchs zu setzen, wenn das Stammpersonal fehlt? Es kann. Gechter und Klemens lieferten eine starke Partie, stabilisierten die zuletzt kritisierte Defensive. „Wir haben gezeigt, dass wir auch kämpferisch gut dagegenhalten können“, sagte Klemens.
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Der 18-Jährige war es sogar, der die größte Chance für Rostock vereitelte. Nach einem Fehler von Marton Dardai tauchte Juan José Perea frei vor dem Tor von Tjark Ernst auf, Klemens kam von hinten angerauscht, bekam seine Fußspitze an den Ball und klärte damit in höchster Not (77. Minute).
Es war eine von wenigen wirklich gefährlichen Möglichkeiten, die sich Hansa erspielte. Die 120 Minuten im Pokal unter der Woche, als der Tabellen-14. mit 2:3 gegen den 1. FC Nürnberg ausschied, und die fünf Niederlagen in den vergangenen sechs Partien in der Zweiten Liga hatten ihre Spuren hinterlassen.
Rostock stellt Torjäger Tabakovic kalt
Hertha war am Mittwoch mit einer erwachsenen Leistung gegen den Bundesligisten FSV Mainz 05 (3:0) ins Pokal-Achtelfinale eingezogen. Rückenwind gab das aber offenbar nicht. Die Gäste aus Berlin probierten viel, doch Florian Niederlechner (34.), der wie schon im Pokal für Smail Prevljak als Zehner ran durfte, verpasste ebenso wie Bouchalakis (37.).
Klemens traf in der zweiten Hälfte den Pfosten (52.), Kapitän Fabian Reese köpfte zehn Minuten später an die Latte (62.) und Jonjoe Kenny scheiterte mit der wohl besten Berliner Chance an Hansa-Keeper Markus Kolke (65.).
„Wir haben genug Chancen gehabt, haben das gut gemacht vorn“, erklärte Trainer Dardai. „Alles okay, ich kann das akzeptieren.“ Dass es für einen eigenen Treffer und damit für den sechsten Saisonsieg nicht reichte, hatte vielschichtige Gründe. Rostocks Abwehr bewachte Haris Tabakovic auf Schritt und Tritt, der Toptorjäger der Zweiten Liga bekam so überhaupt keinen Zugriff aufs Spiel.
Gersbeck erstmals im Kader von Hertha BSC
Zudem liefen fast alle Offensivaktionen über die linke Seite von Reese, Marten Winkler auf der anderen Außenbahn erwischte einen seiner schwächeren Tage. Dazu fehlte vor dem Tor der Rostocker die letzte Konsequenz. Und auch Mut und Tempo waren – im Gegensatz zum Auftritt gegen Mainz – zu oft Mangelware. „Wir waren näher dran am Sieg, aber das Tor und der letzte Killerinstinkt haben gefehlt. Nichtsdestotrotz stimmt die Tendenz“, erklärte Kapitän Reese.
Fast wäre es in Rostock noch zu einem aufsehenerregenden Debüt gekommen. In der 74. Minute fing Ernst eine Hansa-Ecke ab, landete danach unsanft auf dem Rücken. Der 20-Jährige musste behandelt werden. Und an der Seitenlinie machte sich Marius Gersbeck warm.
Der Keeper, der nach einem Prügel-Eklat im Trainingslager im Sommer suspendiert worden war und nach einer Einigung vor Gericht Anfang Oktober wieder zurückkehren durfte, stand erstmals im Kader der Berliner. Es blieb aber bei der Rolle des Ersatzmanns. Ernst konnte weitermachen.
Niederlechner muss angeschlagen raus
Im Gegensatz zu Florian Niederlechner. Der Angreifer hatte schon nach sechs Minuten einen Schlag auf den Oberschenkel bekommen, musste in der Folge immer mal wieder behandelt werden. Nach 52 Minuten war dann Schluss – Prevljak kam für den humpelnden Niederlechner. Ob der 33-Jährige länger fehlen wird, ist offen.
Für Hertha geht es jedenfalls am kommenden Sonnabend weiter. Dann im Zweitliga-Topspiel am Abend gegen den Karlsruher SC (20.30 Uhr, Sport1 und Sky).