Berlin. Mit einem Sieg gegen Mainz hat Hertha das Achtelfinale des DFB-Pokals erreicht. Zwei Profis stachen dabei wieder mal besonders heraus.
Bei Hertha BSC gibt es wieder Fußballgötter. Zwei Spieler, die sie beim Berliner Fußball-Zweitligisten besonders verehren. Nach Mittwochabend noch mehr. Mit 3:0 (1:0) hat sich der blau-weiße Hauptstadtklub gegen den FSV Mainz 05 vor 29.621 Zuschauern im Olympiastadion ins Achtelfinale des DFB-Pokals gekämpft. Dank Fabian Reese und Haris Tabakovic.
Die zwei wichtigsten Offensivakteure hatten schon bei der Vorstellung der Aufstellung vor Anpfiff den Beinamen „Fußballgott“ bekommen. Eine Bürde, mit der die beiden Sommer-Zugänge umzugehen wissen, wie sich später herausstellen sollte. „Das ist eine sehr große Ehre“, sagte Reese nach dem Spiel. „Das ist Druck, abliefern zu müssen. Heute ist das ganz gut gelungen. Lasst uns einfach so weitermachen.“
Sportdirektor Weber sieht beste Saisonleistung
Das würde auch Benjamin Weber freuen, der „die beste Saisonleistung“ gesehen hatte. „Schöner Abend“, bilanzierte der Sportdirektor, „wir freuen uns, dass wir eine Runde weiter gekommen sind.“
Selbst Trainer Pal Dardai, der häufig als Chefkritiker auftritt, sprach von einem „schönen Tag“, den er genießen konnte. „Ich bin sehr zufrieden. Die Mannschaft hat gut verstanden, wie wir den Erstligisten jagen. Die letzten ein, zwei Jahre habe ich so eine kompakte Hertha nicht gesehen.“
Hertha BSC auf drei Positionen verändert
Der Ungar hatte angekündigt, dass er die „beste Elf“ ins Rennen schicken wollte. Ohne große Rotation. Am Ende veränderte er seine Startformation auf drei Positionen. Der in der Liga gesperrte Marc Kempf kehrte zurück, Pascal Klemens bekam eine Chance auf der Doppelsechs, Florian Niederlechner durfte im Sturm ran. Dafür saßen Michal Karbownik, Andreas Bouchalakis und Smail Prevljak auf der Bank.
Und das veränderte Konstrukt brauchte ein paar Minuten, um sich neu zu finden. Weil die Gäste aus der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt aber auch nicht sofort loslegten, gewöhnte man sich erst mal aneinander.
Reese belohnt Hertha BSC kurz vor der Pause
Eine Momentaufnahme, die zum Dauerzustand wurde. Die erste Hälfte war geprägt von Kampf, Krampf und ganz viel Geduld. Ein Kopfball von Kempf (8. Minute), ein ordentlicher Versuch von Marten Winkler (16.) und ein Solo von Tabakovic (42.) waren die einzigen nennenswerten Auftritte der Hausherren vor dem Mainzer Tor.
Auf der anderen Seite bekam auch Tjark Ernst nicht allzu viel zu tun. Anthony Caci legte den Ball nach einer Ecke deutlich drüber (9.), Leandro Barreiro Martins traf nach unfreiwilliger Vorarbeit von Herthas Kapitän Toni Leistner nur die Latte (29.).
Also brauchte es einen Elfmeter, um den Bann zu brechen. Kurz vor der Halbzeit ging Niederlechner im Strafraum der Gäste zu Boden. Maxim Leitsch hatte den Berliner Stürmer am Fuß erwischt. Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck zeigte sofort auf den Punkt. Und so schnappte sich Fabian Reese den Ball, lief an und verwandelte sicher unten links – 1:0 (45.+2).
Fragwürdiger Handelfmeter beschert Hertha BSC das 2:0
Eine Führung, die in Ordnung ging, weil der Tabellenletzte der Bundesliga wenig anbot. Daran sollte sich auch nichts ändern. Mainz war harmlos, ideenlos und zu lasch in den Zweikämpfen. Trainer Bo Svensson lief immer wieder wütend an der Seitenlinie auf und ab. Bis er kapitulierte und sich auf die Bank fallen ließ.
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Also machte Hertha einfach da weiter, wo man vor der Pause aufgehört hatte. Langer Einwurf von Reese, der dem Mainzer Brajan Gruda in der Mitte erst an die Brust und dann an den Oberarm prallte. Wieder war sich Jöllenbeck sicher und gab Elfmeter. Und weil der VAR erst ab dem Achtelfinale im DFB-Pokal eingesetzt wird, korrigierte niemand diese durchaus strittige Entscheidung.
Tabakovic interessierte das nicht. Herthas Toptorjäger stand bereit – und netzte mittig zum 2:0 ein (50.). Danach lief der Schweizer seinen neuen Lieblingsweg. Einmal über die Bande und ab vor die jubelnde Ostkurve. Einen Sprint, den sich der Stürmer kurze Zeit später sparte. Nach einer Flanke von Jonjoe Kenny nickte Tabakovic zum 3:0 ein (61.). Und jubelte direkt auf dem Platz.
Achtelfinal-Auslosung am Sonntag im ZDF
Einer, der sich diese Feiertraube aus nächster Nähe ansehen durfte, war Marco Richter. Der Ex-Herthaner war in der 58. Minute eingewechselt worden – und mit einem gellenden Pfeifkonzert begrüßt worden. Jeder Ballkontakt des einstigen Kapitäns der Berliner wurde gnadenlos ausgepfiffen. Seinen Last-Minute-Abschied Ende August haben sie dem designierten Führungsspieler ganz offensichtlich nicht verziehen.
Nebensächlichkeiten an diesem Abend, der Hertha nach einer Saison Unterbrechung wieder ins Achtelfinale beförderte. Im Januar 2022 war man damals gegen den Stadtrivalen Union Berlin ausgeschieden (2:3). Nachdem sich die Köpenicker schon am Dienstag aus dem Pokal verabschiedeten (0:1 gegen Stuttgart), werden es die Berliner diesmal mit einem anderen Gegner zu tun bekommen.
Mit wem? Das wird die Auslosung am Sonntag, in der Halbzeitpause des Frauen-Bundesligaspiels zwischen dem FC Bayern München und dem VfL Wolfsburg (gegen 15.45 Uhr, ZDF) zeigen. Ausgetragen wird die nächste Runde am 5. und 6. Dezember.