Berlin/Odessa. Der russische Präsident Wladimir Putin will den Winter im Ukraine-Krieg offenbar als Waffe nutzen. Seit Wochen gehen seine Streitkräfte gezielt gegen die ukrainische Energie-Infrastruktur vor. Ihr Ziel ist es, die Bevölkerung während der kalten Jahreszeit zusätzlich unter Druck zu setzen. Zuletzt trafen die Angriffe die Region um die südukrainische Hafenstadt Odessa schwer. Lesen Sie dazu: Kriegsziel Blackout – So will Putin die Ukrainer zermürben
"Nach dem nächtlichen Angriff iranischer Drohnen liegen Odessa und andere Städte und Dörfer in der Region im Dunkeln", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Samstag in seiner täglichen Videobotschaft. Insgesamt seien mehr als 1,5 Millionen Menschen ohne Strom.
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Ukraine: Odessa "ohne Licht" – Strom-Probleme für bis zu drei Monate
"Odessa und fast die gesamte Oblast bleiben ohne Licht", heißt es auch in einer vom zuständigen Stromversorger verbreiteten Mitteilung. Die Reparatur der beschädigten Leitungen gestalte sich schwierig und könne länger dauern. "Es geht nicht um Tage oder Wochen, vielmehr werden zwei bis drei Monate nicht ausgeschlossen", zitiert die Staatsagentur Unian aus der Mitteilung.
Der Angriff habe Odessa völlig lahmgelegt, berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Bisher sei es nur möglich, wichtige Objekte wie Wärmekraftwerke, Pumpstationen oder Krankenhäuser wieder mit Strom zu versorgen. Den Bewohnern wurde empfohlen, die Stadt, wenn möglich, vorübergehend zu verlassen. Lesen Sie auch: Winterkrieg in der Ukraine – Ein neuer Feind betritt das Schlachtfeld
Noch ist es im Süden der Ukraine mit Temperaturen um zehn Grad vergleichsweise mild. Doch vor allem nachts sind in der Region um Odessa im Winter Minusgrade die Regel. Die Menschen vor Ort müssen sich daher auf schwierige Wochen oder Monate einstellen. Um ihnen zu helfen, wurden in der Stadt bereits beheizte Orte, an denen sich Bewohner der Region aufwärmen können, eingerichtet.
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Ukraine-Krieg: Russische Angriffe auf Stromversorgung in verschiedenen Regionen
Probleme mit der Energieversorgung gibt es nicht nur in Odessa, sondern auch rund um die Hauptstadt Kiew und in der Region Cherson. Dort ist die Energie-Infrastruktur nach Angaben des staatlichen Energieversorgers Ukrenergo "praktisch zerstört". Auch in Donezk und Charkiw sei die Lage "kompliziert". "Mehr als tausend Raketen und Drohnen" seien von Russland seit dem 10. Oktober abgefeuert worden, sagte Ukrenergo-Chef Wolodymyr Kudryzkyji bereits am Freitag auf einer Pressekonferenz.
Russland rechtfertigt sein Vorgehen mit dem Anschlag auf die Krim-Brücke Anfang Oktober, für den der Kreml die Ukraine verantwortlich macht. International gibt es große Kritik an den russischen Angriffen auf die zivile Energie-Infrastruktur in der Ukriane. Putin kündigte kürzlich dennoch an, das Vorgehen fortsetzen zu wollen.
(dpa/afp/nfz)
Dieser Artikel erschien zuerst bei morgenpost.de.
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