- Der Flughafen BER in Berlin macht 2021 einen Verlust von 400 Millionen Euro.
- Um einer Pleite zu entgehen, ist die Flughafengesellschaft auf weitere Hilfe der Eigentümer (Berlin, Brandenburg, Bund) angewiesen.
- Dabei geht es um 2,4 Milliarden Euro.
- Derzeit prüft die EU-Kommission die nötige Zahlung.
- Immerhin: Der Aufschwung im Flugverkehr hält am BER weiter an.
Berlin/Schönefeld. Die finanzielle Situation bleibt für den Flughafen Berlin Brandenburg (BER) weiterhin bedrohlich. Für das Jahr 2021 rechnet Aletta von Massenbach, Chefin der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB), mit einem Verlust von etwa 400 Millionen Euro, wie sie der Berliner Morgenpost sagte. 2020 hatte das Minus bei gut einer Milliarde Euro gelegen, darin enthalten war jedoch eine Sonderabschreibung für die neuen Gebäude über 767 Millionen Euro. Deren Wert wurde damit erheblich nach unten korrigiert. Sondereffekte für 2021 erwarte sie nicht, sagte die FBB-Chefin.
Um die finanziellen Probleme in den Griff zu bekommen, ist die Flughafengesellschaft wie bekannt auf weitere Mittel in Höhe von 2,4 Milliarden Euro von ihren Eigentümern – Berlin, Brandenburg und dem Bund – angewiesen, die Hälfte soll es in Form einer Teilentschuldung geben. „Es ist ein Riesenvolumen, das wir brauchen. Und es betrübt uns zutiefst“, sagte von Massenbach. Durch Corona würden aber allein in 2020 und 2021 rund 800 Millionen Euro an Erlösen fehlen, und der Bau des BER wurde bekanntermaßen vor allem durch Kredite bezahlt.
Lesen Sie auch das Interview mit der BER-Chefin: Ein Jahr BER: Chaos, Finanzen, Pläne - eine Bilanz
Flughafen BER: EU-Kommission muss die Zahlung prüfen
Bevor die Flughafengesellschaft die erhofften Mittel erhalten kann, muss die EU-Kommission die Zahlung prüfen. „Die Prüfung läuft gerade. Das ist ein schwieriges Verfahren“, sagte von Massenbach. Brüssel habe aber zugesagt, eine Entscheidung bis Ende des Jahres zu treffen. Für die Flughafengesellschaft drängt die Zeit, um eine Zahlungsunfähigkeit abzuwenden: Frisches Geld werde Anfang des kommenden Jahres gebraucht, sagte die FBB-Chefin.
Eine geordnete Insolvenz als Szenario für den Fall, dass die Mittel nicht freigegeben werden, nennt sie „keine attraktive Konstellation“. Hintergrund ist, dass die drei Gesellschafter für die Verbindlichkeiten der FBB gebürgt haben, dafür also in jedem Fall bezahlen müssten. Das Ziel, das Unternehmen künftig finanziell auf eigene Beinen zu stellen, betont sie weiterhin: „Das streben wir mit dem Ende der Teilentschuldung ab 2026 an.“
Flughafen-Chefin: Bislang hat es am BER keinen Tag Normalität gegeben
An diesem Sonntag jährt sich zugleich die Eröffnung des BER zum ersten Mal. Massenbachs Bilanz des ersten, von der Pandemie und Lockdowns bestimmten Betriebsjahr fällt „gemischt“ aus, wie sie sagte. Bislang habe es an dem Airport keinen Tag Normalität gegeben. Innerhalb der zwölf Monate sind lediglich acht Millionen Passagiere gezählt worden. Die beliebtesten Auslandsziele waren in der Zeit Palma de Mallorca, Antalya und Amsterdam, wie die FBB mitteilte.
Zuletzt hielt der Aufschwung im Flugverkehr aber weiter an: Mit erwarteten rund 1,65 Millionen Passagieren wird der Oktober der bisher erfolgreichste Monat für den BER werden, auch wenn es im Oktober vor der Pandemie in Tegel und Schönefeld insgesamt noch fast doppelt so viele Fluggäste waren. Für den November rechnet von Massenbach mit einem leichten Rückgang der Passagiere, aber „keinem Einbruch“. 9,5 bis zehn Millionen Fluggäste sollen es 2021 insgesamt werden, aufgrund der Länge des Lockdowns ist die Zahl etwas geringer als Anfang des Jahres angenommen.
BER: Winterflugplan tritt am Sonntag in Kraft - neue Langstreckenflüge
An diesem Sonntag tritt am BER zudem der Winterflugplan in Kraft. Der FBB zufolge ist vorgesehen, dass bis zum 26. März 76 Airlines vom Hauptstadtflughafen zu 144 Zielen in 54 Ländern fliegen. Allein für November seien 132 Ziele avisiert, fast doppelt so viele wie im November 2020. Damals ging es vom BER nur zu 72 Zielen, im Jahr 2019 waren es allerdings noch 145 an den Flughäfen Schönefeld und Tegel zusammen.
Auch die Langstreckenflüge sollen ausgebaut werden. Diese Direktflüge gibt es ab dem BER:
- Bereits seit dem 20. Oktober gibt es drei Mal wöchentlich Direktflüge nach Singapur
- Auch Dubai ist seit Oktober non-stop erreichbar
- Am 18. Dezember kommt ein dritter Flug pro Woche auf der Strecke hinzu. Qatar Airways fliegt ab 20. Dezember täglich in Katars Hauptstadt Doha
- United Airlines will Anfang März mit täglichen Direktflügen nach New York starten.
Man schaue, welche bereits von Berlin aus getesteten Langstrecken es gibt und ob diese wieder aufgenommen werden können, sagte von Massenbach. Der Blick gehe aber auch darüber hinaus: „Wir arbeiten mit den Fluggesellschaften an neuen Destinationen, von denen wir glauben, dass es am oder zum BER ausreichend Nachfrage geben wird.“
Flughafen BER - mehr zum Thema:
- Video: Taxifahrer prügeln sich am Flughafen BER
- Nur eine Piste: Flugzeug-Stau über dem BER
- Co-Pilot berichtet: "Am BER sind wir in Gottes Hand"
- Flughafen BER: US-Rapper Kanye West verpasst seinen Flieger
- BER: Flughafengesellschaft lehnt Öffnung von Terminal 2 ab
- Flughafen BER: Lufthansa stoppt die Vier-Stunden-Regelung