Eine neue Form des „Hitzefrei“ greift um sich – nicht im Kontext von zu heißen Klassenzimmern, sondern mit Blick auf glühenden Asphalt. Autofreie Sommerstraßen, dieses Vorhaben des Berliner Senats zielt darauf ab, den motorisierten Verkehr dort auszusperren, wo Anwohner zu sehr unter den Folgen des Klimawandels leiden. Und das bedeutet konkret: Wo der Ausstoß von Abgasen in den wärmsten Monaten amtlich gestoppt wird, sollen Nachbarn Feste feiern, Veranstaltungen planen und ungestört im Schatten weilen. Straßenraum soll für Berliner „ohne die heute vorwiegende Dominanz des Kfz-Verkehrs erlebbar“ werden, nennt die Senatsverwaltung für Mobilität das Ziel.
Und welche Orte sperrt Pankow? Anders als die Bezirke Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Tempelhof-Schöneberg lagen hier zum Jahresanfang noch keine genauen Pläne vor. Ein Ideen-Vakuum, das die Grünen-Fraktion nun mit einer eigenen Straßenliste füllt. In der Bezirksverordnetenversammlung beantragen sie für Pankow ebenfalls ein Sommerstraßen-Konzept und fordern den Bezirk auf, sich am Förderprogramm des Senats zu beteiligen. Dabei nimmt die Fraktion der Vorsitzenden Hannah Wettig diese Straßen in den Blick, um Autos auszusperren:
• Stargarder Straße im Abschnitt zwischen Schönhauser Allee und Pappelallee
• Oderberger Straße im Abschnitt zwischen Eberswalder Straße und Kastanienallee
• Hufelandstraße im Abschnitt zwischen Greifswalder Straße und Bötzowstraße
• Rykestraße im Abschnitt zwischen Sredzkistraße und Knaackstraße
Damit besteht eine hohe Überschneidung mit heutigen und künftigen Fahrradstraßen in Prenzlauer Berg, wo die Grünen gefährliche Konflikte mit dem motorisierten Verkehr befürchten – unabhängig von den nun gewünschten Sommerstraßen. Man wolle „zusätzlichen Raum zum Spazieren, Spielen und Begegnen schaffen“, begründet die Grünen-Verordnete ihren Antrag. Öffentlicher Raum solle für „mehr Leben draußen“ zur Verfügung stehen. Wenn der Bezirk Sommerstraßen einführt, dann zusätzlich zu Spielstraßen und anderen verkehrsberuhigten Bereichen.
Pankows Linke fordert „resistente Infrastruktur“ und will „Hitzestraßen“ prüfen
In Pankow ist dies im übrigen der zweite Vorstoß für die Aussperrung von Autos wegen Sommerhitze. Zuvor hatte bereits die Linken-Fraktion um Maximilian Schirmen einen Antrag zur Einführung „hitzeresistenter Infrastruktur“ erfolgreich eingebracht. Teil eines Maßnahmenpakets zum Schutz der Bevölkerung vor gesundheitsschädlicher Wärme ist dabei auch die Einführung von „Hitzestraßen“ – die den „Sommerstraßen“ der Grünen ähneln.
Es sei erwiesen, dass „schwarz-asphaltierte Straßen und Verkehr eine extreme Hitze noch verstärken“, argumentiert Linken-Politiker Schirmer. „Wenn wir Hitzetote und Kreislauferkrankungen verhindern wollen, müssen wir ganz neutral alles prüfen, was unsere Stadt vor extremer Hitze schützen kann.“ Ob und wo man „Hitzestraßen“ sperren will, müsse der Bezirk „ganz neutral prüfen“. Im Linken-Antrag, den die FDP mitträgt, ist dieser Vorschlag nur Teil eines Maßnahmenbündels. Auch die Einführung von klimatisierten „Cooling-Centern“, wie sie in anderen Städten und Ländern bereits existieren, solle das Bezirksamt Pankow beispielsweise prüfen. Nach breitem Zuspruch im Verkehrsausschuss gilt ein Beschluss des Antrags nun als sicher.
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