Die anhaltende Euro-Krise hat einen regelrechten Ansturm auf Häuser und Eigentumswohnungen in Berlin ausgelöst. Wie aus den Grundstücksmarktbericht 2012/2013 hervorgeht, den der unabhängige Gutachterausschuss jetzt vorgelegt hat, wurden im vergangenen Jahr 33.581 Immobilien mit einem Gesamtwert von 12,75 Milliarden Euro verkauft – ein Umsatzplus von rund 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dieses Umsatzplus wurde im Wesentlichen durch deutlich gestiegene Preise erzielt – denn die Zahl der Kauffälle ist im gleichen Zeitraum lediglich um drei Prozent gestiegen.
Wie aus dem Bericht auch hervorgeht, waren 2012 insbesondere Eigentumswohnungen gefragt (plus sechs Prozent). So wurden mehr als 25.000 Einzelobjekte zu einem Gesamtwert von vier Milliarden Euro veräußert, die sich auf 1,6 Millionen Quadratmeter Wohnfläche verteilten.
Teuerste Wohnung kostete sieben Millionen Euro
Insbesondere die Nachfrage nach hochpreisigen Eigentumswohnungen in Top-Lagen hat stark zugenommen. Einzelne Verkäufe erreichen dabei Spitzenwerte von rund 13.000 Euro pro Quadratmeter. Die teuerste Wohnung wurde für mehr als sieben Millionen Euro verkauft. Im Durchschnitt kosteten die Wohnungen 1954 Euro pro Quadratmeter. Im Vorjahr waren sie noch für 1757 Euro zu haben. Besonders stark verteuerten sich die Wohnungen in Dahlem. Hier werden 1000 Euro mehr verlangt, als noch im Vorjahr (4655 Euro/m2).
Die starke Nachfrage nach Wohneigentum hat dazu geführt, dass 2012 im Vergleich zum Vorjahr 53 Prozent mehr Miet- in Eigentumswohnungen umgewandelt wurden. 7264 Quartiere wurden auf diese Weise veräußert. Am häufigsten waren davon die Altbezirke Prenzlauer Berg, Friedrichshain, Mitte und Kreuzberg betroffen. Der Mieterverein fordert deshalb erneut mehr Schutz der Mieter vor Eigenbedarfskündigungen.
Altbezirke sind Spitzenreiter
Doch nicht nur Eigentumswohnungen, auch Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften und Reihenhäuser haben sich besonders in östlichen Stadtgebieten um rund zehn Prozent verteuert. Für freistehende Häuser zahlten die Käufer 2012 durchschnittlich 318.000 Euro. Im Vorjahr betrug der Durchschnittswert noch 291.000 Euro. Für Doppelhaushälften musste im Schnitt 294.000 Euro gezahlt werden – 261.000 waren es im Jahr zuvor. Reihenhäuser kosteten durchschnittlich 260.000 Euro (2011: 243.000 Euro). Erneut Spitzenreiter sind die Altbezirke Prenzlauer Berg, Friedrichshain, Mitte und Kreuzberg.
Im Gegensatz zu vielen anderen Marktberichten, die insbesondere Immobiliendienstleister ebenfalls jährlich erstellen, sich hauptsächlich auf die Auswertung von Immobilienangeboten beziehen, sind alle Angaben des Marktberichtes „ausnahmslos aus tatsächlich ausgehandelten und notariell beurkundeten Kaufverträgen abgeleitet“, so Reiner Rössler, Vorsitzender des Berliner Gutachterausschusses. Der Bericht liefere somit allen Beteiligten zuverlässige und unabhängig ermittelte Informationen.
Dritthöchster Umsatz seit dem Mauerfall
Der Run auf die Immobilien in Berlin ist nach Ansicht von Experten auch das Ergebnis der besonderen Geschichte der Stadt. Die begann mit dem Bauboom, der nach der Wiedervereinigung einsetzte und zu einem Überschuss sowohl bei Wohn- als auch bei Büroimmobilien mit anschließendem Preisverfall seit Mitte der 90er- Jahre führte. Vor einigen Jahren entdeckten daraufhin vor allem Anleger aus dem Ausland, dass der Berliner Markt im Vergleich zu anderen europäischen Großstädten unterbewertet war. 2006 und 2007 führte dies dazu, dass große Wohnungspakte mit mehreren tausend Wohnungen den Besitzer wechselten. Damals schnellten der Geldumsatz sogar auf mehr als 14 Milliarden Euro hoch. Die knapp 13 Milliarden Euro in diesem Jahr sind der dritthöchste Wert, der nach dem Fall der Mauer in Berlin erzielt wurde.