Zweite Liga

Union – Aufsteiger laut Statistik

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Michael Färber
Ken Reichel (Mitte), gerade zum zweiten Mal Vater geworden, Sebastian Polter (l.) und Michael Parensen feiern den Union-Sieg

Ken Reichel (Mitte), gerade zum zweiten Mal Vater geworden, Sebastian Polter (l.) und Michael Parensen feiern den Union-Sieg

Foto: Jörg Carstensen / dpa

Zweitligist Union beendet mit dem 2:0 gegen den VfL Bochum die Hinserie ungeschlagen. Das reichte bisher stets für die Bundesliga.

Berlin.  Glückwünsche? Die nahm Urs Fischer natürlich entgegen. „Für Weihnachten oder für Neujahr, gern“, sagte der Trainer des 1. FC Union, „aber nicht für etwas, was vielleicht im Mai passieren könnte.“ Gemeint ist der Aufstieg, der zumindest aus statistischer Sicht durch das 2:0 (0:0) am Sonnabend gegen den VfL Bochum sicher ist.

Vier Mannschaften gelang es seit Einführung der eingleisigen Zweiten Liga 1981, nach der Hinrunde ungeschlagen zu bleiben: dem 1. FC Köln 2002/03 (insgesamt 25 Spiele in Folge), Hannover 96 2001/02 (20), Fortuna Düsseldorf 2011/12 (18) und Hansa Rostock 2006/07 (17). Alle wurden am Saisonende mit dem Sprung in die Bundesliga belohnt.

Berlins Fußball-Zweitligist hat aus dem Quartett nun ein Quintett gemacht, jedenfalls was die Erfolgsserie angeht. „Ich bin schon stolz auf die Mannschaft“, lobte Unions Kapitän Christopher Trimmel seine Mitspieler nach dem 17. Saisonspiel ohne Niederlage: „Wir haben die Konzentration immer hoch gehalten, damit es nie zum Selbstläufer wird.“ Sebastian Polter wiederum wollte nichts von irgendwelchen Zahlenspielen wissen. „Statistiken oder Serien interessieren mich nicht. Jede ist auch schon mal gebrochen worden“, sagte der Stürmer, um dennoch wissen zu lassen: „Meine eigene Statistik interessiert mich natürlich.“

Schmeichelhafter Elfmeter bringt die Führung

Nachvollziehbar, war Polter doch an jener Situation beteiligt, die den siebten Saisonsieg einleitete. Eine Stunde war gespielt, als Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck (Freiburg) auf Strafstoß für Union entschied. Eine Entscheidung, die als sehr schmeichelhaft bezeichnet werden muss. Nicht wenige sahen darin sogar ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk für die Köpenicker.

„Für mich war es ein ganz klarer Elfmeter“, sagte Polter. Musste er auch, selbst wenn seine Erklärung an der Korrektheit der Entscheidung rüttelt: „Ich sehe, dass er den Ball wegschlagen will und stelle meinen Fuß raus in der Hoffnung, dass er mich trifft. Das tut er auch.“ Er, das ist der Bochumer Tim Hoogland, dessen Aktion an der linken Strafraumseite geahndet wurde. Polter ließ sich die Chance zu seinem fünften Saisontreffer nicht entgehen und verlud VfL-Torwart Manuel Riemann, 1:0 (60.).

Natürlich spielte der Zwischenstand den Berlinern ausgezeichnet in die Karten. Die Bochumer drängten mit zunehmender Spieldauer immer energischer auf den Ausgleich, das eröffnete Union immer wieder Räume zum Kontern. Einer davon wurde über Akaki Gogia, Marcel Hartel und Robert Zulj mustergültig zum 2:0 abgeschlossen (87.). Klingt am Ende nach einem völlig verdienten Heimerfolg. Der war es nicht.

Schwächste erste Halbzeit unter Fischer

Vorausgegangen war die wohl schwächste erste Halbzeit, die Union unter Trainer Fischer abgeliefert hat. Es ist bezeichnend, wenn es von den mit 20.728 Zuschauern gefüllten Rängen in der Alten Försterei nach gut einer halben Stunde lautstark „Aufwachen! Aufwachen!“ schallte. „In der ersten Halbzeit waren wir nicht konsequent genug in den Zweikämpfen. Wir haben immer einen Meter vorher schon abgebremst“, analysierte Trimmel. Fischer sprach von „der letzten Überzeugung und Entschlossenheit, die gefehlt hat. Wir waren da, aber irgendwie auch nicht.“

Die Folge war eine Bochumer Elf, die fußballerisch gefiel, durch Ballsicherheit und mit gelungenen Kombinationen. Vor allem über den flinken Chuing-Yong Lee, Sidney Sam und Lukas Hinterseer lief viel bei den Gästen. „Die erste Halbzeit geht komplett an Bochum. Unsere Mannschaft ist in vielen Phasen nicht da, das ist problematisch“, sagte Unions Geschäftsführer Profifußball, Oliver Ruhnert, zur Pause.

Dass dennoch keine Tore gefallen waren, lag an der eklatanten Abschlussschwäche des VfL. Nach 18 Minuten musste Union-Torwart Rafal Gikiewicz nach einem Kopfball von Anthony Losilla und dem Nachsetzen von Hinterseer auf der Linie retten – und im Anschluss behandelt werden, weil er mit dem Knie gegen den Pfosten geprallt war. Allein Hinterseer vergab weitere Riesenchancen (37., 45.+1).

Zulj im zentralen Mittelfeld nur unzureichender Prömel-Ersatz

Diese Fahrlässigkeit wurde bestraft, weil die Unioner „dann gezeigt haben, wozu sie in der Lage sind mit Entschlossenheit“, so Fischer. Mit Suleiman Abdullahi hatte er diesmal einen zweiten Stürmer neben Polter aufgeboten, um „Schnelligkeit beim Spiel in die Tiefe zu haben“. Doch dieses Spiel fand lange Zeit nicht statt, weil Zulj die Rolle im zentralen Mittelfeld als Ersatz für den angeschlagenen Grischa Prömel nur unzureichend ausfüllte.

Zudem ersetzte Michael Parensen in der Innenverteidigung den gesperrten Florian Hübner, der zum Jahresabschluss bei Erzgebirge Aue aber wieder zurückkehren dürfte.