Zweite Liga

Union-Chef Zingler: „In der Bundesliga ist alles einfacher“

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Michael Färber
Union-Präsident Dirk Zingler geht in seine fünfte Amtszeit

Union-Präsident Dirk Zingler geht in seine fünfte Amtszeit

Foto: City-Press / picture alliance / City-Press Gb

Dirk Zingler bleibt bis 2021 Union-Präsident. So will der 52-Jährige die großen Herausforderungen meistern, die den Klub erwarten.

Berlin.  Die Stille war greifbar, und alle, die am Donnerstag in der Eisern Lounge der Alten Försterei Platz genommen hatten, schauten sich fragend an. „Wie bekannt ist, endet die Amtszeit von Dirk Zingler als Präsident des 1. FC Union am 30. Juni“, hatte Thomas Koch allen Anwesenden mitgeteilt. Der Aufsichtsratschef des Zweitliga-Spitzenreiters verzog dabei keine Miene. Das Ende der Ära Zingler, jetzt wo die Bundesliga zum Greifen nahe ist?

Kochs zufriedenes Grinsen löste die Spannung. „Ob strukturell, sportlich oder personell – wir ziehen ausschließlich ein positives Fazit. Deshalb war es die logische Konsequenz, sich wieder für Dirk Zingler zu entscheiden“, erklärte Koch, der den Klubchef zusammen mit seinen Aufsichtsratskollegen für weitere vier Jahre bis 2021 bestellte.

Zinglers fünfte Amtszeit seit 2004, beginnend am 1. Juli, ist ein Zeichen von Kontinuität bei den Köpenickern. Und sie ist richtig, war es doch der 52 Jahre alte Geschäftsführer eines Baustofflogistik-Unternehmens, der Union wirtschaftlich erst stabilisierte und den Klub dann im Profifußball etablierte. „Die nächsten vier Jahre werden vielleicht noch spannender als die vergangenen“, sagte Zingler: „Für das, was vor uns liegt, ist die volle Mannschaftsstärke notwendig.“

Geschäftsführer Munack und Kosche rücken ins Präsidium auf

Soll heißen: Angesichts der großen Aufstiegschance sowie der Bauprojekte (Vergrößerung der Alten Försterei, Errichtung eines neuen Nachwuchsleistungszentrums) wurde das Präsidium auf fünf Mitglieder erweitert. Neben Zingler und den ebenfalls ehrenamtlichen Präsidiumsmitgliedern Jörg Hinze und Dirk Thieme vervollständigen am 1. Juli Lutz Munack und Oskar Kosche das Gremium. Munack ist derzeit als Geschäftsführer Sport tätig, Kosche als Geschäftsführer Finanzen und Lizenzierung. Beide werden als hauptamtliche Präsidiumsmitglieder in ihren Bereichen weiterarbeiten.

Neben den ebenso ehrgeizigen wie notwendigen Bauvorhaben sieht es Zingler als seine Hauptaufgabe an, die DNA des Klubs möglichst nicht zu verändern, trotz des immer weiteren Verschmelzens mit der Unterhaltungsindustrie Profifußball.

„Ich sage meinen Mitarbeitern immer, wenn wir alle im Verein so bleiben, wie wir sind, wird das Wertegerüst des 1. FC Union und die Art, wie er Fußball mag, immer die gleiche sein. Trotz aller Veränderungen und steigender Anforderungen und egal, in welcher Klasse wir Fußball spielen.“ Sein Amt übe er weiter ehrenamtlich aus, denn es sei seine „Aufgabe, dass Geld in den Verein kommt und nicht, dass welches abfließt.“

Stadionpläne werden nach Saisonende vorgestellt

Geld wird jede Menge fließen, wenn der Aufstieg gelingt, nicht nur durch die höhere Spielklasse, sondern durch den neuen TV-Vertrag, der den 36 Profiklubs der ersten und zweiten Liga 1,2 Milliarden Euro jährlich in die Kassen spült. Der Aufstieg käme also zum richtigen Zeitpunkt. „Der richtige Zeitpunkt wäre vor acht Jahren gewesen, wenn wir gleich den Durchmarsch geschafft“, konterte Zingler angesichts so mancher finanzieller Gratwanderung, die Union erspart geblieben wäre.

Gleichwohl ist ihm bewusst: „Finanziell ist alles in der höchsten Spielklasse etwas einfacher.“ Der Etat dürfte sich mindestens verdoppeln auf 70 Millionen Euro. Und die Vergrößerung des Stadions auf rund 35.000 Plätze wäre auch leichter zu stemmen. „Wir haben die Entwicklung des Klubs aber nie von einer Klassenzugehörigkeit abhängig gemacht“, so Zingler.

Die fertige Planung soll nach dem letzten Spieltag am 21. Mai in der Alten Försterei vorgestellt werden. Ein Baubeginn vor Sommer 2018 erscheint jedoch unwahrscheinlich, erst recht bei einem Aufstieg in diesem Jahr.

Mehr Aufmerksamkeit in der Stadt

Was sich für den Klub in der Bundesliga verändern würde, ließ er jedoch im Unklaren: „Im Grunde haben wir noch nichts erreicht. Und was wir am Ende der Saison erreicht haben, wissen wir noch nicht.“ Auch hier bleibt sich Zingler treu, erst etwas zu verkünden, wenn es auch feststeht.

Aufsichtsratschef Koch traute sich etwas mehr aus der Deckung: „Wir werden mehr Aufmerksamkeit in der Stadt bekommen, etwas besseres kann uns doch gar nicht passieren.“ Als konsequenten Gegenpart zum Lokalrivalen Hertha BSC sehe Koch Union aber nicht: „In Berlin und im Umland leben fünf Millionen Menschen, da ist Platz für beide Klubs.“