Zweite Liga

Union läuft die Zeit davon

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Michael Färber
Trainer Sascha Lewandowski (l.) muss jetzt alle Kräfte mobilisieren

Trainer Sascha Lewandowski (l.) muss jetzt alle Kräfte mobilisieren

Foto: City-Press / picture alliance / City-Press Gb

Union kann nur mit einem Sieg gegen Duisburg den Anschluss an die obere Hälfte der Zweiten Liga halten. Ein schwieriges Unterfangen.

Berlin.  Abstiegskampf an der Alten Försterei? Die Fakten sprechen eine eindeutige Sprache. Nach den beiden Niederlagen zuletzt gegen die SpVgg Greuther Fürth (1:2) und beim FSV Frankfurt (2:3) rangiert der 1. FC Union vor dem achten Spieltag mit sieben Punkten auf dem 13. Platz. Nur einen Zähler vor der Abstiegszone. Mit der Saisonvorgabe (Platz eins bis sechs) hat dies wahrlich nicht mehr viel zu tun.

Und die Liga ist gerade dabei, sich punktemäßig in die Aufstiegsambitionierten und die Um-den-Klassenerhalt-zitternden aufzuteilen. Insofern umweht die Partie am Sonnabend gegen den MSV Duisburg (13 Uhr, Alte Försterei) schon der leichte Hauch eines Endspiels. Selbst Sascha Lewandowski, der Trainer des Berliner Fußball-Zweitligisten, sprach von einer „Endspielatmosphäre“, die er sich gegen den Aufsteiger erhofft. Abstiegskampf in der Alten Försterei also?

Dem Coach geht das (noch) zu weit: „Es ist mir zu früh, darüber nachzudenken, was in ein paar Monaten ist.“ Erst soll die englische Woche vernünftig zu Ende gebracht werden, „dann schauen wir mal, wie es weitergeht“, sagte Lewandowski. Vernünftig heißt hier mit einem Erfolg gegen den noch sieglosen Aufsteiger.

Die Mannschaft ist intakt

Es ist in der Tat noch zu früh, schon jetzt von Abstiegskampf zu sprechen. Dafür macht die Mannschaft – das hat die englische Woche gezeigt – noch zu viel richtig. Trotz der Niederlage in Frankfurt lobte Lewandowski sein Team zu Recht, dass es nach der Führung und dem folgenden Rückstand noch einmal zurückgekommen ist. Dies gelingt nur einer Mannschaft, die intakt ist.

Zudem hat sich Union in allen drei Spielen unter Lewandowski mehr Torchancen erspielt als die Gegner. „Das heißt im Umkehrschluss auch, dass wir weniger zugelassen haben“, sagte Lewandowski.

Nicht von ungefähr bildete er direkt nach dem Abpfiff am Bornheimer Hang mit den Spielern einen Kreis auf dem Platz. „Es gibt Situationen, in denen man merkt, dass man jetzt keinen allein lassen darf“, erklärte Lewandowski. Die Spieler trotz des erneuten Nackenschlages in Frankfurt gleich für die nächste Aufgabe gegen Duisburg fokussieren, „ihnen drei, vier kurze Botschaften mitgeben“, lautete der Grund.

Systemumstellung durch Parensens Ausfall

Auch wie die Spieler auf die Umstellung vom 4-1-4-1 auf das 3-5-2 reagiert haben, machte Mut. „Wenn ich sehe, wie die Mannschaft das in der Schlussphase in Frankfurt umgesetzt hat, wäre das schon die logischste Lösung“ für Duisburg, sagte Lewandowski. Dass er dieses System von Beginn an erwägt, weil mit Michael Parensen (Armbruch) und Fabian Schönheim (Muskelverletzung im rechten Oberschenkel) gleich zwei Linksverteidiger noch für Wochen ausfallen, soll nicht unerwähnt bleiben.

Ebenso wenig, wie die Problemfelder, die sich immer wieder auftun. Der Trainer spricht von „Fehlern im Übereifer“ und „unklugem Verhalten“. Gemeint sind Puncecs dilettantischer Klärungsversuch gegen den Frankfurter Dani Schahin, der zum Elfmeter führte. Oder die noch zu harmlosen Torabschlüsse (Collin Quaner).

„Bei aller spielerischen Entwicklung dürfen wir nicht die Basics vergessen“, forderte Lewandowski. Es sei derzeit ein schmaler Grat zwischen Stabilität und dem Ziehen von Konsequenzen, die sich durch spielentscheidende Fehler ergeben würden.

Der Trainer appelliert an die Fans

Von einer personellen Umstellung will der Trainer zwar noch nichts wissen. Das Duo Puncec/Toni Leistner „funktioniert richtig gut“. Doch Lewandowski ist schon durch seine Bundesligazeit bei Bayer Leverkusen erfahren genug, um zu wissen: „Es wird immer schwieriger, spielerische Fortschritte zu verkaufen, je länger sie nicht von Erfolg gekrönt werden. Am Ende geht es immer um Ergebnisse.“

Der Kampf, dem spielerischen Schritt nach vorn auch einen in der Tabelle folgen zu lassen, wird für Union zum Wettlauf mit der Zeit. Doch ist der Kontakt zur oberen Ligahälfte erst einmal völlig abgerissen, bedarf es einer viel anstrengenderen Aufholjagd, um zu retten, was zu retten ist. „Ich kann nur an die Fans appellieren. Jetzt geht es auch darum, dass wir uns für die Entwicklung belohnen. Wir müssen alle gut zusammenstehen“, sagte Lewandowski.

Ein Appell, der auch immer ein Indiz dafür ist, wie schlecht es wirklich um die sportliche Situation eines Klubs bestellt ist.