Gewaltwelle

Macher des islamfeindlichen Videos von US-Polizei verhört

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Der Produzent des Videos „Innocence of Muslims” ist von der US-Polizei vernommen worden. Der Film hatte zu gewalttätigen Protesten geführt.

Der mutmaßliche Macher des islamfeindlichen Videos, das in der arabischen Welt in den vergangenen Tagen zu heftigen Protesten und Gewalt führte, wird von der US-Polizei vernommen.

Nach Angaben örtlicher Medien wurde Nakoula Besseley Nakoula am frühen Samstag von Polizisten aus seinem Haus im kalifornischen Cerritos abgeholt. Demnach trug der Mann einen Mantel, einen Hut, einen Schal und eine Brille. Es solle geprüft werden, ob er gegen Gesetze verstoßen habe. Seiner Vernehmung stimmte Nakoula demnach selbst zu.

Nakoula nach eigenen Angaben koptischer Christ

Nakoula, der als Urheber des Films „Die Unschuld der Muslime“ gilt, ist nach eigenen Angaben ein 55-jähriger koptischer Christ. Am Freitag teilte er mit, die Veröffentlichung des Videos nicht zu bereuen, sich angesichts der Angriffe auf westliche Einrichtungen in der arabischen Welt aber „schuldig“ zu fühlen.

Einem Medienbericht zufolge befand sich Nakoula im Jahr 2009 wegen des Verdachts auf Sozialbetrug im Visier der US-Justiz. Laut einem anderen Medienbericht saß er auch schon ein Jahr im Gefängnis, nachdem Drogen bei ihm gefunden worden waren.

Amateurfilm verunglimpft Prophet Mohammed

In dem mutmaßlich von Nakoula in den USA produzierten Amateurfilm wird der Prophet Mohammed verunglimpft. Bei einer Kundgebung gegen das Video attackierten Angreifer am Dienstag das US-Konsulat im libyschen Bengasi und töteten den US-Botschafter, drei weitere Diplomaten sowie libysche Sicherheitskräfte.

Am Freitag griffen Demonstranten in der sudanesischen Hauptstadt Khartum die deutsche, die britische und die US-Botschaft an. Bei Protesten in mehreren muslimischen Ländern wurden am Freitag mindestens sechs Menschen getötet.

Bangladesch: Schmähvideo nicht von Meinungsfreiheit gedeckt

Bangladesch hat sich am Sonnabend gegen eine Rechtfertigung des Schmähvideos mit der Meinungsfreiheit gewandt. Gegen den Online-Film, der den Propheten Mohammed als Unhold darstellt, hatten am Vortag auch in Dhaka mehr als 10.000 Muslime demonstriert.

Anstachelung zum Hass könne nicht vom Recht auf Meinungsfreiheit gedeckt sein, erklärte die Regierung von Ministerpräsident Sheikh Hasina Wazed.

Eine solche Missachtung religiöser Empfindungen der Muslime oder Andersgläubiger sei unzivilisiert und unverzeihlich. „Bangladesch ist besorgt, dass einige versucht haben, solch Material unter dem Vorwand der Meinungsfreiheit zu rechtfertigen“, erklärte die Regierung. 90 Prozent der 160 Millionen Einwohner Bangladeschs sind Muslime.

Ruhe in arabischen Ländern am Sonnabend

In den arabischen Ländern kehrte am Sonnabend zunächst wieder Ruhe ein. Ägyptische Sicherheitskräfte räumten den zentralen Kairoer Tahrir-Platz und die Straßen zur nahe liegenden US-Botschaft, wo seit Tagen protestiert wurde. In Ägypten hatten die inzwischen weltweiten Proteste am Dienstag mit einem Sturm auf die US-Vertretung begonnen.

Andernorts flammten neue Proteste auf. In Sydney setzte die Polizei am Samstag Tränengas gegen Hunderte demonstrierende Muslime ein, die zum US-Konsulat ziehen wollten. Es habe Verletzte gegeben, berichtete der Fernsehsender ABC.

Teilnehmer trugen schwarze Dschihad-Fahnen sowie Transparente mit der Aufschrift: „Enthauptet all jene, die den Propheten beleidigen.“ Auch Parolen gegen Kopten waren zu hören. Malaysia und andere Staaten verschärften derweil die Sicherheitsvorkehrungen besonders vor US-Institutionen.

( afp/bee )