Schönefeld . Der zu klein geplante Flughafen BER soll bis 2020 ein Gebäude für weitere sechs Millionen Passagiere bekommen.
Endlich mal wieder gute Nachrichten aus Schönefeld: Am neuen Hauptstadtflughafen drehen sich wieder die Baukräne. Allerdings nicht am bislang noch immer unvollendeten BER-Hauptterminal, sondern ein paar Hundert Meter weiter am BER-Nordpier. Dort wird in den nächsten Monaten das sogenannte Terminal 2 entstehen.
Notwendig ist dieser Zusatzbau, weil der neue Hauptstadtflughafen in den Jahren seit der ursprünglich geplanten Eröffnung im Oktober 2011 längst zu klein geworden ist für die Zahl der Fluggäste, die inzwischen in Berlin starten und landen. Wurden 2017 an den beiden Flughäfen Tegel und Schönefeld 33,3 Millionen abgefertigt, werden es Ende dieses Jahres voraussichtlich schon 35 Millionen sein. Und das Wachstum scheint nach einer kleinen Vorjahresdelle durch die Air-Berlin-Pleite ungebrochen.
Von Anfang an zu klein geplant
Das BER-Hauptterminal ist gerade einmal für die Abfertigung von 22 Millionen Passagieren im Jahr ausgelegt. Bereits den früheren Flughafenchefs Hartmut Mehdorn und Karsten Mühlenfeld war klar: Das reicht hinten und vorne nicht. Was wiederum Wasser auf die Mühlen all derer war, die nach einer BER-Eröffnung auf jeden Fall Tegel weiter offen halten wollen.

Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup will das nicht. Daher forcierte er bereits nach seinem Amtsantritt im März 2017 ein umfangreiches Ausbau- und Modernisierungsprogramm für Schönefeld. Rund 250 Millionen Euro werden zusätzlich zum Sechs-Milliarden-Projekt BER verbaut. Bei einem Vor-Ort-Termin am Freitag versandte Lütke Daldrup die Botschaft: Zumindest bei diesen Projekten liege man (fast) im Plan. Dies sind die wichtigsten Punkte:
Terminal T2: Das Zusatzterminal befindet sich auf der Landseite direkt vor dem Pier Nord. Anders als das pannengeplagte BER-Fluggastterminal (inzwischen als Terminal 1 bezeichnet) wird das Gebäude zur Abfertigung für mindestens weitere sechs Millionen Fluggäste im Jahr nicht in Eigenregie der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) errichtet, sondern von einem Generalunternehmer. Im September erhielt die Berliner Zechbau GmbH den Auftrag für das Millionenprojekt. Laut Lütke Daldrup hat sich die Firma verpflichtet, das 240 Meter lange, 40 Meter breite und 15 Meter hohe Gebäude innerhalb von 24 Monaten zu errichten. Es wäre dann im Herbst 2020 und damit zeitgleich mit dem BER-Hauptterminal fertig, das im Oktober 2020 betriebsbereit sein soll.
Doch inzwischen scheint die FBB-Spitze auf Verzögerungen vorbereitet zu sein. Flughafenchef Lütke Daldrup stellte klar, dass der neue Hauptstadtflughafen notfalls auch ohne das Zusatzterminal in Betrieb gehen kann. „Wir brauchen es nicht zwingend, aber es wäre schön, es zu haben“, sagte Lütke Daldrup am Freitag. Die BER-Inbetriebnahme werde derzeit in Szenarien mit und ohne Terminal 2 vorbereitet, sagte er. Das Gebäude bekommt eigene Sicherheitskontrollen und Gepäckanlagen und kann daher unabhängig vom Terminal 1 betrieben werden. Über zwei Brücken gelangen die Passagiere dann in die Wartebereiche des bereits seit Längerem fertiggestellten Piers Nord (aktuell eine begehrte Event-Location), von dort weiter in den Flieger. Eingeplant sind für das Terminal 200 Millionen Euro. Er sei zuversichtlich, dass er diese Summe nicht komplett dafür ausgegeben müsse, so Lütke Daldrup.
Schönefeld Alt: Parallel dazu lässt die FBB die Kapazitäten am alten Flughafen Schönefeld (aktuell 13 Millionen Fluggäste im Jahr) erweitern. So wird etwa das 2004 eröffnete und vor allem vom Billigflieger Easyjet genutzte Pier 3a für 6,5 Millionen Euro modernisiert. Auch dieser Auftrag ging an einen Generalunternehmer. Gebaut wird von Januar bis Mai. Damit das möglich ist, wurde jetzt eine „temporäre Wartehalle“ (Gates 30 bis 44) direkt vor dem Pier in Betrieb genommen. Das Besondere: Die Teile für den Bau können nach der auf zwei Jahre veranschlagten Nutzung zu 90 Prozent wiederverwendet werden. Kosten für die Halle: 3,6 Millionen Euro, was rund eine Million Euro günstiger sein soll als ein konventioneller Bau.
Flugbetriebsflächen: Weitere 24 Millionen Euro investiert die Flughafengesellschaft zudem in zusätzliche Abstellflächen und Rollwege für Flugzeuge. „Wir wollen bis zur BER-Inbetriebnahme all das realisieren, was danach nur mit nächtlichen Arbeiten möglich wäre“, sagte Lütke Daldrup.
Regierungsterminal: Bereits fertiggestellt ist dagegen das neue Terminal für den Regierungsflughafen. Im Vorfeld ist Platz für fünf große Maschinen. „Damit bekommen wir auch einen Staatsbesuch in der Größenordnung wie bei Herrn Erdogan hin“, sagte Lütke Daldrup. Der türkische Staatspräsident war im September mit einer großen Delegation nach Berlin gereist. Genutzt wird das 30 Millionen Euro teure Gebäude erst ab der BER-Inbetriebnahme, da erst dann auch der Regierungsflughafen von Tegel nach Schönefeld ziehen soll.
Früherer Technikchef: BER-Debakel war so nicht vorstellbar
Am Flughafen BER herrscht Kabelsalat