Mit dem Einsatz zusätzlicher Arbeiter und einer besseren Koordination der noch ausstehenden Arbeiten soll der neue Hauptstadtflughafen BER in Schönefeld möglichst schnell fertiggestellt werden. Das sagte Berlins Regierender Bürgermeister und Flughafen-Aufsichtratschef Michael Müller (SPD) am Montag im Anschluss an eine Baukonferenz zum krisengeschüttelten Milliardenprojekt. Einen Termin, wann der Airport in Betrieb gehen wird, konnte Müller indes nicht nennen. Er erneuerte jedoch die Forderung an Flughafenchef Karsten Mühlenfeld, spätestens im Frühjahr einen belastbaren Fertigstellungsplan vorzulegen.
Müller hat zum zweiten Mal Baufirmen zu einem Krisengespräch gebeten. Neben Flughafenchef Mühlenfeld und seinem Technikexperten Jörg Marks saßen Vertreter der Firmen Bosch und Caverion mit am Tisch. Den Gebäudetechnik-Ausrüstern war von der Flughafengesellschaft zuvor die Verantwortung für viele noch ungelöste Technikprobleme zugewiesen worden. Ein Bosch-Sprecher hatte wiederum auf fehlende Unterlagen sowie zahlreiche Änderungswünsche verwiesen, die ein höheres Bautempo im BER-Terminal behindern würden.
Bosch versicherte, alle erforderlichen Kapazitäten bereitzustellen
Wer recht hat, blieb nach dem Treffen im Roten Rathaus offen. Zudem traten im Anschluss lediglich der Regierende Bürgermeister und Flughafenchef Mühlenfeld, aber kein Vertreter der Baufirmen, vor die Presse. Laut Müller habe Bosch bei dem Krisengipfel zugesagt, künftig mit mehr Personal an der Lösung der Technikprobleme arbeiten zu wollen. Bosch bietet auch an, koordinierende Aufgaben zu übernehmen. Dies, so Müller, könnte die „Abstimmungsprozesse zwischen den beteiligten Firmen“ erleichtern. Müller betonte aber auch, dass der Flughafen und seine Planer und Objektüberwacher mehr leisten müssten.
Fragen, wie viele Arbeitskräfte Bosch mehr zum Einsatz bringen will, blieben nach dem Treffen ebenso unbeantwortet, wie die nach der Höhe möglicher Mehrkosten. Es sei aber klar, dass zusätzlicher Aufwand auch vergütet werden müsse, so Müller. Bosch versicherte, alle erforderlichen Kapazitäten bereitzustellen, um die beauftragten Arbeiten fertigzustellen.
Der Regierende Bürgermeister hatte Mitte Januar die bis dahin für November 2017 geplante Eröffnung des neuen Airports in Schönefeld endgültig abgesagt. Angesichts der Probleme sei das Risiko einer Eröffnung noch in diesem Jahr zu hoch, verkündete daraufhin auch Flughafenchef Mühlenfeld. Dabei hatte es schon zuvor erhebliche Zweifel an dem Terminplan gegeben, waren doch fast alle Zwischenziele bei der Fertigstellung des Großprojektes teilweise um viele Monate verfehlt worden. So hatte Mühlenfeld die bauliche Fertigstellung zunächst für den Sommer, dann für den Spätsommer 2016 angekündigt.
Das Land Berlin ist nun ausschließlich mit Politikern vertreten
Nach heutigem Stand ist das Fluggastterminal für den BER aber gerade erst zu 80 Prozent fertiggestellt. Als ein Hauptproblem für die Inbetriebnahme des Terminals werden dabei immer wieder die Türen genannt. Davon gibt es in den Terminalgebäuden mehr als 4000, bei etwa 1000 davon gibt es Probleme mit der elektronischen Steuerung. Zudem sind wegen des langen Stillstands auch viele Elektromotoren, die die Türen bewegen, defekt.
Die Eröffnung des drittgrößten Flughafens in Deutschland ist seit 2011 bereits fünf Mal verschoben worden. Wegen der neuerlichen Verzögerungen gilt selbst eine Inbetriebnahme im Frühjahr 2018 als fraglich. Am Dienstag will sich der Aufsichtsrat erneut mit dem Pannenprojekt befassen. Das Kontrollgremium tritt erstmals in neuer Zusammensetzung zusammen. Das Land Berlin ist nun ausschließlich mit Politikern vertreten, zudem erhöht sich die Zahl der Arbeitnehmervertreter von bislang fünf auf zehn.
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