Wie geht es weiter am künftigen Hauptstadtflughafen BER? Dieser Frage muss sich der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft stellen, der am Montag – vor allem auf Druck der Vertreter des Landes Brandenburg – zu einer Sondersitzung zusammenkommt. Formal steht zwar lediglich die Korruptionsaffäre auf der Tagesordnung. Doch dürfte es kaum bei einer simplen Informationsveranstaltung für das von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) geleitete Gremium bleiben.
Denn unter Verdacht der Bestechlichkeit steht der wegen interner und staatsanwaltlicher Ermittlungen freigestellte Technikchef Jochen Großmann und damit die Schlüsselfigur für das von Pannen geplagte BER-Projekt in Schönefeld. Der Ingenieur war zuletzt nicht nur für alle wichtigen Auftragsvergaben zuständig, sondern sollte mit seinem Fachwissen auch den Umbau der gesamten Brandschutzanlage im Terminal managen. Weil die Anlage nicht funktioniert, musste die Eröffnung des BER bereits vier Mal verschoben werden.
Brandenburgs Flughafenkoordinator, Staatssekretär Rainer Bretschneider, forderte daher: „Wir brauchen schnellstens Klarheit über den Vorfall selbst, mögliche Weiterungen und insbesondere über die möglichen Auswirkungen auf den weiteren Planungs- und Bauablauf.“ Sollte sich der Verdacht gegen Großmann bestätigen, sei dies „ein herber Schlag, aber nicht der Gau für das Projekt“. Es müsse nun darum gehen, zu klären, was man gemeinsam tun könne, um das Projekt weiter nach vorne zu bringen. „Der Flughafen muss fertig werden, so schnell wie möglich. Dazu gebe es keine Alternative“, sagte Bretschneider der Berliner Morgenpost.
„Bisher gute Arbeit geleistet“
Über die Folgen eines möglichen Großmann-Rauswurfs gibt es unterschiedliche Auffassungen. So erklärte Flughafen-Chef Hartmut Mehdorn, die Inbetriebnahme des Flughafens hänge nicht von einem einzelnen Mitarbeiter ab. Mehdorn beauftragte Oberbauleiter Frank Röbbelen, die Aufgaben des Technikchefs mit zu übernehmen. Röbbelen sei kompetent und habe bisher gute Arbeit geleistet, heißt es. Allerdings: Der direkte Kontakt zur Firma Siemens, die die Brandschutztechnik zum Funktionieren bringen soll, gehörte nicht dazu.
In diesem sensiblen Bereich setzt die Flughafengesellschaft weiter auf Leute aus Großmanns Firma Gicon. „Die Mitarbeiter sind fest bei uns eingestellt, es gibt keinen Grund, ihnen nicht zu vertrauen“, sagte ein Flughafen-Sprecher. Allerdings wurden auch Forderungen laut, den von Großmann geplanten Umbau der Entrauchungsanlage auf den Prüfstand zu stellen. „Der Verdacht steht im Raum, dass es ein Eigeninteresse für die geplanten massiven Umbauten gegeben haben könnte“, sagte die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Abgeordnetenhaus, Ramona Pop.