Kommentar

Neue Probleme am BER - Keine Toleranz bei Korruption

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Christine Richter

Foto: Jens Wolf / dpa

Technikchef Großmann steht unter Korruptionsverdacht - für den BER ist das mehr als nur die nächste schlimme Nachricht. Doch der Fall zeigt auch: Die Kontrollmechanismen funktionieren.

Es ist ein Schrecken ohne Ende: Am künftigen Hauptstadtflughafen BER steht der Technikchef Jochen Großmann unter Korruptionsverdacht. Es geht um eine halbe Million Euro, Großmann wurde mit sofortiger Wirkung freigestellt, die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Bestechlichkeit. Und dabei galt Großmann als die große Hoffnung am BER, als der Mann, der die Probleme mit der Brandschutzanlage jetzt endlich lösen kann.

Doch die Hoffnung ist mit dem Korruptionsverdacht schlagartig erloschen, nun steht der BER ohne Technikchef da, ja sogar ohne Planer, denn Großmann sorgte kürzlich mit dafür, dass der Planer der Entrauchungsanlage, Alfredo di Mauro, entlassen wurde.

Für den BER ist das mehr als nur die nächste schlimme Nachricht. Denn jetzt muss ein neuer Experte gesucht werden, der die Brandschutzanlage – Großmann nannte sie kürzlich „Monster“ – zum Laufen bringt. Das kostet Zeit. Zwei Jahre nach Absage der BER-Eröffnung droht damit eine weitere Verzögerung – dabei rechnen Experten schon ganz unabhängig von dem Korruptionsfall damit, dass der Flughafen frühestens Anfang 2017 in Betrieb gehen kann.

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Das bedeutet aber auch, dass Berlin in den nächsten zwei, drei Jahren Geschäfte abweisen muss, denn der Flughafen Tegel ist an seine Grenzen gekommen, nach Alt-Schönefeld will kaum eine Airline. Der wirtschaftliche Schaden wird für Berlin immer größer – bei einem BER, der mit jedem Tag Verzögerung immer teurer wird und auf Jahrzehnte kein Geld verdienen kann.

Manch einer fordert angesichts des neuen Skandals schon den Rücktritt von Flughafenchef Hartmut Mehdorn, manch einer schimpft wieder einmal auf den Aufsichtsratschef, den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der derzeit in China weilt.

Den beiden kann man in diesem Fall aber wirklich keinen Vorwurf machen: Erstens sind bei solch einem Milliarden-Projekt Korruptionsfälle nie ausgeschlossen, der Mensch ist leider, erst recht bei der Vergabe von Millionen-Aufträgen, anfällig. Zum anderen zeigt der Fall Großmann ja, dass die Kontrollmechanismen am Flughafen BER funktionieren. Mehdorn hat mit der sofortigen Einschaltung der Staatsanwaltschaft und der jetzt erfolgten Freistellung von Großmann alles richtig gemacht. Und Wowereit, den trifft in diesem Fall nun wirklich keine Schuld.

Bei einem Korruptionsverdacht, bei nachgewiesener Korruption gar, darf es keine Toleranz geben. Erst recht nicht am Flughafen BER.