Weil die Nordpiste des Flughafens Schönefeld 2014 saniert wird, sollen Maschinen in der Zwischenzeit von der Südbahn starten. Die Fluglärmkommission prüft nun Interims-Flugrouten.

Die marode Start- und Landebahn am bisherigen Flughafen Schönefeld, die später einmal vom neuen Hauptstadtairport als Nordpiste weitergenutzt wird, soll nun doch schon vor der Eröffnung des BER saniert werden. Flughafenchef Hartmut Mehdorn will am liebsten im Juni 2014 mit den Bauarbeiten beginnen, drei Monate Bauzeit sind für die Sanierung veranschlagt. In dieser Zeit müssten die Flugzeuge dann vorübergehend von der bislang noch nicht in Betrieb genommenen BER-Südbahn starten und landen.

Vor der Fluglärmkommission hat die Deutsche Flugsicherung (DFS) am Montag drei Varianten für die Interims-Flugrouten Richtung Westen und zwei Richtung Osten vorgestellt. „Bei jeder Änderung gibt es Neubetroffene“, sagte die DFS-Sprecherin Kristina Kelek am Dienstag. „Am günstigsten erscheinen die Varianten zwei und drei bei den Abflugverfahren.“ Ziel sei es, möglichst wenig Anwohner zu belasten und den Fluglärm möglichst gering zu halten.

Derzeit starten die Flieger in Richtung Westen auf der Nordbahn am Altflughafen Schönefeld geradeaus über Blankenfelde-Mahlow und machen dann bei Ludwigsfelde einen leichten Knick, um zwischen Michendorf und Beelitz hindurchzufliegen. Beim Start in Richtung Osten führt die Route entweder geradeaus von Schönefeld weg oder knickt südlich von Erkner Richtung Süden ab.

Variante 3 wäre die günstigste

Die Variante 1 Richtung Westen sieht vor, dass die Flieger von der neuen Südbahn des BER über Blankenfelde bis nach Ludwigsfelde fliegen und dort auf die bestehende Flugroute stoßen. Sie würden also ein klein wenig weiter südlich unterwegs sein.

Nach der Variante 2 bei Westwind fliegen die Jets von der Südbahn aus eine leichte Linkskurve, sodass sie Blankenfelde-Mahlow umkurven, und nehmen dann wieder eine Rechtskurve, um sich bei Ludwigsfelde wieder einzufädeln. Neu betroffen wären sehr schwach besiedelte Gebiete, wie die Flugsicherung betont. Woltersdorf, Schulzendorf und Eichwalde würden verschont.

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Die Variante 3 wäre laut Flugsicherung die günstigste: Richtung Westen nehmen die Flieger nach dem Start auf der Südbahn eine leichte Linkskurve, um dann geradeaus weiter südlich an Blankenfelde und Mahlow sowie südlich an Ludwigsfelde vorbeizufliegen. Dann steuern sie in einer Rechtskurve in Richtung Beelitz. Sie fliegen also weiter südlich, Ludwigsfelde würde entlastet.

Fluglärmkommission will sich Vorschläge genauer anschauen

Starten die Flugzeuge bei Ostwind in Richtung Osten, sind zwei Varianten im Gespräch. Nach dem Start von der Südbahn fliegen die Flieger bis etwa südlich von Erkner geradeaus und folgen dann den jetzigen Routen. Bei der Variante 2 in Richtung Osten fliegen sie beim Start leicht nördlich und fädeln sich südlich von Müggelheim in die bestehenden Abflugrouten ein. Das entlastet Bohnsdorf. Bei den Landeanflügen würde sich angeblich wenig ändern.

Die Fluglärmkommission, in der betroffene brandenburgische Gemeinden und Berliner Bezirke vertreten sind, will sich die Vorschläge in den nächsten vier Wochen genauer anschauen. „Wir sollten schon in zwei Wochen ein Votum abgeben“, sagte der Vorsitzende der Kommission, Gerhard Steintjes, der Berliner Morgenpost. „Wir haben uns aber vier Wochen Bedenkzeit erbeten.“

Mehdorn schwebt Eröffnungsjahr 2015 vor

So kommt das Gremium am 18. November erneut zusammen. Dies kann den knappen Zeitplan der Flughafengesellschaft durcheinanderbringen. Statt Juni könnte es Juli oder August werden, ehe mit den Arbeiten an der aus DDR-Zeiten stammenden Nordbahn begonnen wird. Unklar ist auch, ob während der Sanierung die BER-Südbahn auf ihrer gesamten Länge von 4000 Metern genutzt wird.

Denn die Juristen streiten sich darüber, ob eine vorübergehende Inbetriebnahme der neuen Bahn nicht dem Planfeststellungsbeschluss zuwiderlaufen würde. Der sieht vor, dass Tegel ein halbes Jahr nach Inbetriebnahme der Südbahn geschlossen werden muss. Der Flugbetrieb von Tegel muss aber noch so lange aufrechterhalten werden, bis der BER komplett eröffnet ist.

Nach mehrmals geplatzten Starts schwebt Flughafenchef Mehdorn das Eröffnungsjahr 2015 vor. Deshalb will die Flughafengesellschaft nach Informationen der Berliner Morgenpost nicht den Betrieb auf der gesamten Südbahn beantragen, sondern nur auf einem Teil davon. Für den Kommissionsvorsitzenden Steintjes ist wichtig, dass der Schallschutz rechtzeitig sichergestellt sei.

Vertragsabschluss mit Siemens „ein Schritt nach vorn“

Unterdessen haben Flughafen und Siemens einen Vertrag zum Umbau der Entrauchungssteuerung des BER unterzeichnet. Damit wird das Auftragspaket erweitert: Die Siemens-Technik soll künftig auch die Nachströmung von Frischluft im Brandfall steuern. Die funktioniert bislang noch nicht. Im Terminal müssen Kabel zu Frischluftklappen, Rauchschutzvorhängen und Fenstern neu verlegt werden.

„Die Arbeiten von Siemens können erst starten, sobald Vorarbeiten der technischen Gebäudeausrüstung und an den Kabeltrassen von dafür beauftragten Firmen erfolgt sind“, so die Flughafengesellschaft. „Der Vertragsabschluss ist ein Schritt nach vorn für die Realisierung des Flughafens“, sagte Jörg Marks, Leiter Region Ost, Building Technologies, Siemens AG.