Berlin. Nach Himmelfahrt quellen in den Parks von Berlin wieder viele Mülleimer über. Doch es gibt auch positive Nachrichten.

Das lange Vatertagswochenende und teilweise sommerliche Temperaturen haben Spuren in den Parks von Berlin hinterlassen. Überquellende Mülleimer und zerbrochene Flaschen vielerorts zeugen von bewegten Tagen. Im Mauerpark, auf dem Tempelhofer Feld, im Görlitzer Park oder auch im Preußenpark war der Andrang zum Feiern, Grillen und Ausspannen teilweise so groß, dass kaum ein Platz frei blieb. Für die Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) bedeutet das Aufräumen viel Arbeit.

Während Spaziergänger am Montagvormittag ihre Runde durch den Mauerpark im Bezirk Pankow drehen, quillen Mülleimer über, zanken sich Krähen um die saftigsten Stücke, während sie Tüten und Pappschachteln zerfleddern und so für noch mehr Unordnung sorgen. Gleichzeitig ist der Rasen an vielen Stellen durch die Hitze der Grills bereits verbrannt. Auch im „Görli“ sind die Tonnen der BSR so voll, dass die Deckel teilweise gar nicht mehr schließen.

Berlin: Je besser das Wetter, desto mehr Müll fällt an

Krähen suchen am Montagvormittag im Müll im Mauerpark nach schmackhaften Resten.
Krähen suchen am Montagvormittag im Müll im Mauerpark nach schmackhaften Resten. © BM | Marc R. Hofmann

„Je schöner das Wetter, desto mehr Leute und desto mehr Müll“, sagt ein Sprecher der BSR. Das städtische Unternehmen ist für die Reinigung von 79 Parks in Berlin zuständig und hat in diesem Jahr einen Schwerpunkt der Vermüllung im James-Simon-Park in Mitte, im Treptower Park und außerhalb von Parks rund um den Alexanderplatz festgestellt.

Grundsätzlich registrierten die Reinigungsbetriebe eine Zunahme achtlos weggeworfener Verpackungen, während Dauerbrenner wie Zigarettenkippen nach wie vor aktuell seien. Eine „außergewöhnliche Vermüllung“ sei nach dem Wochenende um den Vatertag jedoch nicht festgestellt worden. Konkrete Zahlen konnte die BSR bis zum späten Montagnachmittag nicht nennen.

Erst am 13. Mai hatte die Initiativen „Einmal ohne, bitte“ und „Better World Cup“ zu einer Abfallsammelaktion mit Freiwilligen im Mauerpark aufgerufen. Damit soll einerseits Müll, der ansonsten Pflanzen, Tiere und auch Menschen gefährden könnte, aufgelesen, vor allem aber die Aufmerksamkeit auf das Thema Abfallvermeidung und nachhaltiger Konsum gelegt werden.

Abfallsammelaktion im Mauerpark: Initiatoren planen häufigere Wiederholung

Ein Plastikdeckel und eine Pappschachtel wurden am Hügel zum Stadion im Mauerpark achtlos ins Gras geworfen.
Ein Plastikdeckel und eine Pappschachtel wurden am Hügel zum Stadion im Mauerpark achtlos ins Gras geworfen. © BM | Marc R. Hofmann

Hintergrund ist, dass nach einer repräsentativen Studie der Marktforschungsgesellschaft TNS Emnid allein in Berlin etwa 460.000 Coffee-to-go-Becher verbraucht werden. „Die Bereitstellung von Essen und Getränken zum Mitnehmen in Einweggeschirr hat sich vor allem aus Bequemlichkeitsgründen etabliert“, sagt Franziska Voß, Projektleiterin der Initiative Better World Cup bei der Berliner Stadtreinigung (BSR). Nach der kurzen Nutzung gehen die wertvollen und oftmals endlichen Ressourcen in der Regel verloren.

Dennoch sind die Initiatoren realistisch, was das Ergebnis ihrer Aktion angeht. „In Berlin hält der Effekt leider nicht lange an“, sagt Projektleiterin Nina Schleidt. Dennoch gebe es hoffnungsvoll stimmende Vorzeichen. „Wir wurden währenddessen von Passantinnen und Passanten angesprochen, die bei nächster Gelegenheit helfen wollten“, sagt sie. Gleichzeitig habe sie den Eindruck, dass die Flut an Einwegverpackungen aus der Corona-Zeit wieder etwas abgenommen habe.

Außerdem mache spätestens die Teilnahme an einer entsprechenden Aktion etwas mit den Teilnehmern. „In den allermeisten Fällen macht das Einsammeln der Abfälle etwas mit den Teilnehmenden und hat eine positive Wirkung auf zukünftiges Verhalten”, sagt sie. Während es bislang nur knapp eine Handvoll entsprechende Aktionen pro Jahr jeweils an wechselnden Parks und Plätzen gebe, überlegen die Initiatoren, künftig auf einen monatlichen Rhythmus zu wechseln.

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BSR widerspricht Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann

Sie ist weiterhin Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain Kreuzberg: Clara Herrmann von den Grünen.
Sie ist weiterhin Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain Kreuzberg: Clara Herrmann von den Grünen. © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Wie dem Müll am besten beizukommen ist, bleibt indes unklar: Clara Herrmann (Grüne), Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, hatte vor rund einer Woche erst argumentiert, auf mehr Müll mit mehr Mülleimern zu reagieren, sei keine grundsätzliche Lösung. „Wir müssen uns darum kümmern, dass der Müll erst gar nicht entsteht.“ Dazu sprach sie sich für ein Verbot von Plastik- und Einwegverpackungen aus. Verbunden mit einer „Sensibilisierung“ der Parknutzer würde es sich lohnen, sogar eine Reduktion an Abfalleimern zu testen, so die Verwaltungschefin.

Den Erfahrungen der BSR widerspricht dieses Vorgehen jedoch. „Wo besonders viel Müll anfällt, stellen wir auch besonders viele Abfallbehälter auf oder leeren die Papierkörbe häufiger.“ Dieses Vorgehen habe sich bewährt, sagt der Sprecher.

Franziska Giffey (SPD), als Wirtschaftssenatorin jetzt verantwortlich für die BSR setzt auf beides: „Wir brauchen eine noch stärkere tägliche Stadtreinigung durch die BSR, mehr Recycling und einfach umsetzbare Pfand- und Verwertungssysteme und natürlich auch in noch mehr Bereichen Alternativen zu Plastik.“

Dieser Ansicht ist auch Clean-up-Initiatorin Nina Schleidt. Bei ihr hat sich das Engagement auch ins Privatleben übertragen. „Ich habe immer einen Müllbeutel dabei.“ Entdeckt sie Unrat, kann sie ihn gleich mit dem umgestülpten Beutel aufheben, in dem guten Gewissen, Berlin ein Stückchen sauberer gemacht zu haben. (mit dpa)