Lost Places

Alte Botschaft Australiens: Ein Betonmonster wird zur Kita

| Lesedauer: 4 Minuten
Lernort für Kinder: Der früheren australischen Botschaft der DDR steht eine neue Nutzung bevor. Hier erhalten Sie alle Informationen zu dem ehemaligen Lost Place.

Lernort für Kinder: Der früheren australischen Botschaft der DDR steht eine neue Nutzung bevor. Hier erhalten Sie alle Informationen zu dem ehemaligen Lost Place.

Foto: Prexxot/Zinsland

Die alte Botschaft Australiens in Berlin-Pankow stand lange leer und verfiel. Hier erhalten Sie alle Infos zu dem Lost Place.

Berlin. Die ehemalige australische Botschaft im Pankower Diplomatenviertel hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich: Die Botschaft war in den 1970er- und 1980er-Jahren der Sitz der diplomatischen Vertretung von Australien in der DDR. Nach der Wende wechselte die Botschaft dann mehrmals den Eigentümer – und stand schon kurz vor dem Abriss. Hier erfahren Sie alle wichtigen Informationen zur Geschichte des Lost Place in Pankow:

Das sind die Fakten zur ehemaligen australischen Botschaft im Überblick:

  • Adresse: Grabbeallee 34–40, 13156 Berlin-Niederschönhausen
  • Geschichte: Errichtung des Residenz- und Botschaftsgebäudes 1972 nach Plänen des Architekten Horst Bauer. Bis 1986 als Botschaftsgebäude genutzt. Seit 2014 steht das Gebäude leer
  • Führungen: Keine
  • Status: Ehemaliger Lost Place. Zurzeit Baustelle
  • Planung: Aktuell wird die ehemalige Botschaft saniert und zu einem Bildungscampus umgestaltet

Wo liegt die ehemalige australische Botschaft genau?

Die ehemalige Botschaftsvertretung Australiens liegt in der Grabbeallee 34–40 im Ortsteil Niederschönhausen im Bezirk Pankow. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Gebäude mit der Buslinie 250 (Haltestelle Tschaikowskistraße) oder der Tram M1 zu erreichen, die ebenfalls die Haltestelle Tschaikowskistraße anfährt. Das Gebäude kann nicht betreten werden.

Das sind die wichtigsten Etappen der Geschichte der ehemaligen australischen Botschaft:

Ausgangslage: Neue Botschaftsvertretungen in den 1960er- und 1970er-Jahren

Um die Vielzahl der neuen diplomatischen Vertretungen in den späten 1960er- und frühen 1970er-Jahren unterzubringen, gab der DDR-Ministerrat rund 140 vorfabrizierte Gebäude in Auftrag. Sie entstanden in zwei Diplomatenvierteln im damaligen Bezirk Pankow.

Im Diplomatenviertel nahe dem Majakowskiring wurden zu DDR-Zeiten rund siebzig Gebäude als Botschaften, Residenzen oder Wohnhäuser für Diplomaten errichtet – darunter die Botschaft Australiens, die 1972 nach Plänen des Berliner Architekten Horst Bauer entworfen worden war. Australien gehörte 1972 nach der Unterzeichnung des Grundlagenvertrags zu den ersten Ländern, die die Deutsche Demokratische Republik anerkannten.

Lost Places in Pankow
Lost Places in Pankow

Ehemalige australische Botschaft: 1975 wurde die Botschaft eröffnet

Die "Botschaft Australiens bei der DDR" – eine Formulierung, die den damaligen rechtlichen Status Berlins berücksichtigte – an der Grabbeallee wurde samt Garten und Tennisplatz 1975 eröffnet. Das Gebäude mit einer Grundfläche von 2428 Quadratmetern auf drei Etagen wurde aus vorfabrizierten Betonplatten in Modellbauweise errichtet. Eine Besonderheit sind die mit Keramiksteinen aus der Werkstatt der Künstlerin Hedwig Bollhagen gestalteten Wände im Treppenhaus und den Fassaden. Das Gebäude ist baugleich zu der nahegelegenden ehemaligen irakischen Botschaft in der Tschaikowskistraße.

Ehemalige australische Botschaft: Aufgabe der Botschaft im Jahr 1986

Bis 1986 wurde die Vertretung als Botschaftsgebäude genutzt. Ende der 1970er-Jahre kam es in Australien zu einem Politikwechsel und einer Neuausrichtung internationaler Beziehung. In diesem Zuge wurde der Mietvertrag für die Immobilie in der Grabbeallee vorzeitig aufgelöst und die Diplomaten Australiens zogen sich 1986 aus der DDR zurück. Die australische Botschaftsvertretung wurde bis zur Wiedervereinigung durch die Botschaft Australiens in Warschau mitübernommen. 2003 richtete Australien eine neue Botschaft in der Wallstraße in Berlin-Mitte ein.

Ehemalige australische Botschaft: Wechselnde Mieter nach der Wende

Nach dem Fall der Berliner Mauer übernahm die Treuhand das ehemalige Botschaftsgebäude in der Grabbeallee. Nach 1996 wechselte mehrmals der Besitzer des Gebäudes. Zwischenzeitlich richtete sich ein medizinisches Labor in dem Plattenbau ein. Zuletzt residierte in der Botschaft der inzwischen geschlossenen Internetfernsehsender Tape.TV.

Ehemalige australische Botschaft: Die Immobilie wird zum Lost Place

Seit 2014 stand das Gebäude leer – und sollte abgerissen werden. Doch das verhinderte in letzter Sekunde der Denkmalschutz: Der künstlerische Wert der Keramiken im Treppenhaus und den Fassaden gab damals den Ausschlag, dass das Gebäude kurz vor dem Abriss den Schutzstatus erhielt.

Der neue Plan des Eigentümers – es sollten hochwertige Eigentumswohnungen an dem Standort entstehen – kam nie zustande. Zwischen 2017 und 2019 nutzte eine Künstlervereinigung das Gebäude noch, dessen denkmalgeschützte Bausubstanz sich inzwischen in einem schlechten Zustand befand und eine Sanierung dringend nötig machte, als Atelierhaus Australische Botschaft.

Ehemalige australische Botschaft: Gibt es Zukunftspläne?

Ja, 2019 übernahm der Humanistische Verband Berlin-Brandenburg die Immobilie. Das unter Denkmalschutz stehende Objekt soll zu einem humanistischen Bildungscampus mit Kita und Grundschule umgebaut werden.