Berlin. Der Bahnhof in Pankow besteht eigentlich aus zwei Bahnhöfen: dem S-Bahnhof sowie dem am 2. Juli 1997 stillgelegten Rangierbahnhof. Auf diesem befindet sich noch immer der Rundlokschuppen. Hier erhalten Sie alle wichtigen Informationen zur Geschichte des Lost Place in Berlin.
Die Fakten zum Rundlokschuppen in Pankow im Überblick:
- Adresse: Asgardstraße 1, 13089 Berlin-Pankow
- Geschichte: Eröffnung am 1. Oktober 1893
- Status: Baudenkmal
- Führungen: aktuell nicht möglich, der Schuppen ist komplett eingerüstet
- aktueller Zustand: teilweise saniert. Das Dach zeigt sich seit Juni 2023 im neuwertigen Zustand. Die Mauern sind noch angegraut und mit Graffiti beschmiert
- Denkmalnummer: Objekt-Nr. 09050599
- Planung: Entwurf 1889, Fertigstellung 1893

Das sind die wichtigsten Etappen der Geschichte des Rundlokschuppens:
Ausgangslage des Rundlokschuppens: Bauherr ist die Königliche Eisenbahndirektion
Die Königliche Eisenbahndirektion sorgt 1893 dafür, dass der runde Lokschuppen gebaut wird. Die heute denkmalgeschützte runde Kuppel mit einer Stahlkonstruktion hat eine Spannweite von 40 Metern. 24 Lokomotiven passen in das Gebäude hinein. Um eine Drehscheibe sind 24 Abstell- und Reparaturgleise installiert. Die Kuppelkonstruktion hat der Ingenieur Johann Wilhelm Schwedler (1823 - 1894) entwickelt. Ihm gelang es, für die große Spannweite verhältnismäßig wenig Eisen verwenden zu müssen.
Am 2. Juli 1997 erfolgt die Stilllegung des Rangierbahnhofes und die Einstellung des Güterverkehrs. Bis zur Wiedervereinigung diente der Bahnhof als wichtiger Umschlagplatz für Baustoffe und Lebensmittel. 2007 kommen Abrissfahrzeuge zum Einsatz, um den Güter- und Rangierbahnhof Pankow-Heinersdorf plattzumachen. Eines der Gebäude, das stehenbleibt, ist der Rundlokschuppen.
Der Investor und Möbelmilliardär Kurt Krieger erwirbt 2009 das 250.000 Quadratmeter große Gelände, das Areal des ehemaligen Rangierbahnhofs. Zunächst plant Krieger den Bau eines Einkaufszentrums plus Parkgelände.
Rundlokschuppen: Eingerüstet, aber hat er eine Zukunft?
Die GSE Ingenieur-Gesellschaft mbH bemerkt 2016 im Auftrag des Landesamtes für Denkmalpflege mehrere Schäden an dem Gebäude: "Die Holzdachkonstruktionen sind durch Pilzbefall, Fäule und Holzkorrosion so stark geschädigt, dass Einsturzgefahr besteht. Das Mauerwerk befindet sich ebenfalls in einem sehr schlechten baulichen Zustand, so gibt es Baumbewuchs, loses Mauerwerk und ausgewaschene Fugen." Das Verwaltungsgericht Berlin verlangt 2019 vom Eigentümer, dass sofortige Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt werden sollen.
Gericht entscheidet: Rundlokschuppen muss bleiben
Im Februar 2020 scheitert Krieger vor dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg (OVG). Im Eilverfahren entscheidet das Gericht, dass der Investor die denkmalgeschützten Güterbahnanlagen mit Rundlokschuppen, Ringlokschuppen und Sozialgebäude erhalten muss.
2021 beginnen die Sanierungsarbeiten. Mittlerweile ist um den Rundlokschuppen ein komplettes Gerüst gezogen. Es ist geplant, auf der Fläche das neue Stadtviertel "Pankower Tor" mit mehr als 2000 Wohnungen entstehen zu lassen.
Cornelius Bechtler, der zuständige Stadtrat für Stadtentwicklung und Bürgerdienste, antwortet auf Anfrage der Berliner Morgenpost: "Bei den aktuellen Baumaßnahmen am Rund- und Ringlokschuppen sowie am ehemaligen Sozialgebäude handelt es sich um dringend erforderliche Maßnahmen zur baulichen Sicherung der drei Gebäude. Sie werden auf Anordnung der Unteren Denkmalschutzbehörde Berlin-Pankow von der Eigentümergesellschaft, Fa. Krieger, durchgeführt. Derzeit finden am Rundlokschuppen Arbeiten am Dach statt. Es wird mit einer Fertigstellung der Sicherungsarbeiten im Juni dieses Jahres (2023; Anm.d.Red.) gerechnet."
Tatsächlich kann man den Rundlokschuppen seit einigen Tagen mit einem komplett reparierten Dach besichtigen. Planen und Gerüste sind nun entfernt, so dass sich eine künftige Neunutzung des Denkmals erahnen lässt. Allerdings steht ein Verwendungszeck immer noch nicht fest – darüber wollen Kurt Krieger und der Bezirk weiter verhandeln. Ideen für ein zweites Leben des Lost Place gab es jedenfalls schon viele: vom Fahrradkaufhaus bis zum Club.
- Überblick: Alle Artikel zu Lost Places in Berlin
- Interaktiv: Karte zeigt alle Lost Places in Pankow
- Experte: Dieser Mann erklärt den Kult um Lost Places
- Besuch: Für diese Lost Places gibt es Führungen in Pankow
- Tipps: Lost Places: Pankow schönste verlorene Orte
- Hausfriedensbruch: Lost Places besuchen – Diese Strafen drohen
- Umwandlung: In diesen früheren Lost Places in Pankow kann man wohnen