Berlin. So unwahrscheinlich der flächendeckende Blackout in Berlin aus Expertensicht auch sein mag: Das Szenario eines andauernden Stromausfalls weckt existenzielle Sorgen. Und seit der Energie-Krise infolge des Ukraine-Kriegs interessiert sich die Bevölkerung mehr denn je dafür, wie effektiv der Staat für Katastrophenfälle vorsorgt. Wie resilient ist also die Verwaltung? So will es nun die CDU-Fraktion im einwohnerstärksten Bezirk Pankow in Erfahrung bringen. Und in seiner Antwort unterscheidet Bürgermeister Sören Benn (Linke) zwischen zwei Szenarien:
Bei kürzeren Stromausfällen bleibe die Arbeitsfähigkeit der Verwaltung relativ hoch – abgesehen von „Unannehmlichkeiten“ wie dem Ausfall von Sprechstunden oder Verzögerungen in der Vorgangsbearbeitung. Dass kein neuer Personalausweis angefertigt wird, wenn kein Strom für Computer fließt, liegt auf der Hand.
Blackout-Vorsorge: Pankow will mehr Stromgeneratoren beschaffen
Ein echter Blackout – also ein Stromausfall über längere Zeit – führe hingegen in einen Notbetrieb, betont der Bürgermeister. Dann müssen die Fachämter bestimmen, welche Aufgaben so existenziell sind, dass sie mit Hilfe von Notstrom abgesichert werden, berichtet Benn auf Anfrage des CDU-Verordneten David Paul. „Ausschließlich für diese Leistungen können Vorkehrungen für einen Notbetrieb getroffen werden.“ Dazu würden wohl vor allem medizinische Angebote des Gesundheitsamts zählen.
Knapp bemessen erscheint die Zahl von Notstrom-Generatoren, auf die der Bezirk im Krisenfall bislang zurückgreifen kann. „Aktuell verfügt der Bezirk an einem Standort über eine gebäudeseitige Netzersatzanlage – und darüber hinaus über vier mobile Stromgeneratoren“, berichtet Benn. Eine Ausweitung dieser Kapazitäten sei allerdings in Arbeit.
Stromausfall, Pandemie, Terroranschlag: Diese Gefahren fordern Berlins Bezirke heraus
Bei größeren Katastrophen greift in Berliner Bezirken ohnehin eine leistungsfähigere Maßnahme: Wie berichtet, sollen im Blackout-Fall in Pankow bis zu fünf Basen – so genannte Katastrophenschutz-Leuchttürme – eröffnen, wo Strom und Internet in Gang gebracht werden können. Diese Anlaufstellen für die Bevölkerung befinden sich im Rathaus Pankow in der Breiten Straße 24-26, im früheren Bezirksamt Prenzlauer Berg 17 in der Fröbelstraße, im Bürgeramt Weißensee in der Berliner Allee 252 und im Bürgerhaus Buch, Franz-Schmidt-Straße 8-10. Eine fünfte Basis dieser Art ist mobil einsetzbar, um auf lokale Krisen reagieren zu können.
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Neben Stromausfällen und Pandemien sieht Bürgermeister Benn folgende mögliche Ereignisse als gefährlich an, was die Bezirksinfrastruktur anbelangt: Naturkatastrophen wie Sturmereignisse oder Starkschneefälle, Ausfälle der kritischen Infrastrukturen zum Beispiel bei der Wasserversorgung und Fernwärme, IKT-Ausfälle durch Cyberangriffe, Terror-Attacken und die Freisetzung von chemischen oder nuklearen Stoffen, etwa aufgrund von Störfällen, Unfällen – oder gezielten Angriffen.