U-Bahn

Neukölln und Schönefeld wollen U7 bis Brandenburg verlängern

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Florian Schmidt
Dauerstau am BER befürchtet: Neukölln und Schönefeld fordern die Verlängerung der U7 bis nach Brandenburg

Dauerstau am BER befürchtet: Neukölln und Schönefeld fordern die Verlängerung der U7 bis nach Brandenburg

Foto: synchropics / CHROMORANGE / picture alliance

Über eine Verlängerung der U7 nach Schönefeld wird schon ewig diskutiert. Jetzt machen Neukölln und die Gemeinde Schönefeld Druck.

Berlin.  Es hätte eine lustige Klassenfahrt werden können. Im Bus, mit dem der Senat nach seiner Sitzung im Rathaus Neukölln durch den Bezirk tourte, war bei viel Gelächter und Getuschel noch alles in Ordnung. Beim ersten Termin am Rudower Stadtrand aber kippte die Stimmung, die Fronten verhärteten sich: Auf der einen Seite die rot-rot-grüne Senatsmannschaft um Berlins Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD), auf der anderen die Bürgermeister von Neukölln und Schönefeld, Martin Hikel (SPD) und Udo Haase (parteilos). Zankapfel zwischen Landes- und Kommunalebene: eine mögliche Verlängerung der U-Bahnlinie 7 von Rudow bis zum neuen Hauptstadtairport BER.

„Schönefeld wird in den kommenden Jahren von derzeit 16.000 Einwohnern auf 45.000 wachsen“, sagte Haase. Allein 23.000 Menschen sollen dann in Schönefeld-Nord an der Grenze zu Rudow leben, ein gänzlich neuer Stadtteil wird dafür aus dem Boden gestampft. „Durch die Eröffnung des BER entstehen so große Pendlerströme“, so Haase weiter. „Bis zu 34.000 Pkw mehr als heute werden dann auf den Straßen zwischen Flughafen und Rudow unterwegs sein.“ Sein Credo deshalb: Nur eine Verlängerung der U-Bahn könne Abhilfe schaffen, idealerweise solle die Strecke bis zum BER gehen, damit nicht zusätzlich auch Passagiere die Straßen verstopfen. Hikel unterstützte Haases Wunsch, sagte: „Das verlässlichste Verkehrsmittel ist die Schiene, Busse oder gar Trams hätten die Kapazitäten nicht und würden zudem die Gegend mit Lärm und Abgasen belasten.“

6,3 Kilometer bis zum BER

Derzeit endet die U7 in Rudow, nur ein kleiner Tunnel-Stummel von 300 Metern führt weiter in Richtung Stadtgrenze. Bis zum BER müssten 6,3 Kilometer U-Bahn gebaut werden, zwei Drittel der Strecke lägen auf Brandenburger Seite. Wie viel ein solcher Ausbau kosten würde, ist umstritten und abhängig davon, welcher Teil der Strecke oberirdisch verlaufen könnte. Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) sprach von einer Milliarde Euro, andere Verkehrsexperten gehen eher von rund 600 Millionen Euro aus.

Mit entsprechend reservierten Mienen reagierten Günther und Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne), die zugleich BVG-Aufsichtsratschefin ist, auf Hikels und Haases Forderung. „Wir machen jetzt erst einmal drei Machbarkeitsstudien“, sagte Günther. Die Ergebnisse lägen „nächstes oder übernächstes Jahr“ vor. „Von einer möglichen positiven Entscheidung bis zur Fertigstellung einer U-Bahn dauert es in der Regel 15 Jahre, bis dahin brauchen wir ohnehin Zwischenlösungen, zum Beispiel neue Buslinien oder Trams.“ Auch Pop bremste Hikel. „Sie sind nicht der einzige, der solche Wünsche hat“, sagte sie. „Die U-Bahn ist im Bau das teuerste aller Verkehrsmittel. Bei der BVG stehen in den nächsten Jahren viele große Investitionen an.“ Zuletzt bleibe es deshalb vor allem eine Frage der Finanzierung.

Der Regierende Bürgermeister Müller schlug diplomatische Töne an, versuchte sich als Vermittler: „Uns ist allen klar, dass wir mit einem dramatischen Wachstum Berlins konfrontiert sind, der Ausbau des Nahverkehrs muss sein.“ Fest stünde, dass es „bis zum Ende der Legislatur“ eine Entscheidung über eine U7-Verlängerung brauche – „und das schaffen wir auch“, so Müller. Haase und Hikel wirkten anschließend resigniert, an Aufgeben aber denken sie nicht, Haase: „Wir werden die Trasse bei der Planung des Wohngebiets freihalten.“

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