Mehr als 16.600 Menschen haben innerhalb von zwei Tagen eine Online-Petition gegen rechte Stimmungsmache unterzeichnet (Stand Freitagnachmittag) und sich zu der geplanten Flüchtlingsunterkunft in Marzahn-Hellersdorf bekannt.
Ein Mann aus Lichtenberg, der sich Peter Koch nennt, hatte den Aufruf am Mittwoch gestartet, um den Eindruck zu revidieren, dass eine Mehrheit in Berlin das Flüchtlingsheim ablehnt. Das teilte Sergius Seebohm, Sprecher der Petitions-Plattform „Change.org“ am Freitag mit. Der Initiator der Unterschriftensammlung habe ein Peudonym gewählt, um sich so vor einer Repression durch rechte Gruppierungen zu schützen.
„Wir wollen uns mit den Flüchtlingen solidarisieren, sie willkommen heißen und sie unterstützen“, heißt es in dem Schreiben, das an den Präsidenten des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (LAGeSo), Franz Allert, adressiert ist. Dessen Behörde ist in Berlin für die Unterbringung von Asylbewerbern zuständig.
Hintergrund der Petition: In der vergangenen Woche hatten 50 bis 70 Anhänger der rechtsextremen NPD eine Bürgerversammlung zu dem geplanten Flüchtlingsheim am Stadtrand von Hellersdorf an der Carola-Neher-Straße für Stimmungsmache gegen Asylsuchende missbraucht. Die Informationsveranstaltung eskalierte, als Rechtsradikale fremdenfeindliche Parolen brüllten. Das Bezirksamt will nun in den kommenden Wochen eine zweite Info-Veranstaltung nur für die unmittelbaren Anwohner organisieren.
Riesige Parolen auf Gehwegen
Nach wie vor gibt es jedoch nicht nur Unterstützer, sondern weiterhin Aktionen gegen das Asylbewerberheim. So haben Unbekannte in der Nacht zu Freitag diverse Parolen auf Gehwegen in Hellersdorf hinterlassen. Polizisten entdeckten gegen 0.45 Uhr auf der Carola-Neher-Straße sowie dem Alice-Salomon-Platz mehrere mit bunter Kreide aufgetragene Schriftzüge, die sich gegen die geplante Unterkunft für Asylbewerber in Hellersdorf richteten. Einsatzkräfte der Berliner Feuerwehr beseitigten die Schmierereien, die zum Teil eine Größe von 25 mal vier Metern hatten.
Change.org ist nach eigenen Angaben die weltweit größte Petitionsplattform. Ziel sei es, den Menschen weltweit Einflussmöglichkeiten zu verschaffen. Derzeit nutzten mehr als 40 Millionen Menschen in 196 Ländern die Plattform.