Friedrichshain

Was Anwohner, Polizisten und Linke zur Rigaer Straße sagen

| Lesedauer: 19 Minuten
Uta Keseling, Emina Benalia, Ulrich Kraetzer
Die Rigaer Straße ist durch die Ereignisse bundesweit zu einer der bekanntesten Adressen Berlins geworden

Die Rigaer Straße ist durch die Ereignisse bundesweit zu einer der bekanntesten Adressen Berlins geworden

Foto: Reto Klar / BM

Seit die Polizei mit 500 Beamten an der Rigaer Straße 94 anrückte, herrscht im Kiez Ausnahmezustand. Das sagen die Beteiligten.

Wie fühlt es sich an, in der aufgeheizten Atmosphäre der Rigaer Straße zu leben und zu arbeiten? Wie geht es den Polizisten vor Ort, die oft mehr als zwölf Stunden am Stück vor dem Haus stehen müssen, wo man sie beschimpft und provoziert? Wie ist der Konflikt um das Haus eigentlich entstanden? Und woher kommen der Hass und die Parolen? Wir haben die Betroffenen gefragt und Antworten gesucht.

Die Autonomen: "Wendet euren Hass gegen die Büttel des Staates!"

Sind sie nun linksgerichtet oder linksmilitant, die Bewohner und Sympathisanten der Rigaer Straße? Der Unterschied ist manchmal nicht groß, wie sich auf einer improvisierten Pressekonferenz zeigt, die einige Nachbarn des Wohnprojektes am vergangenen Montag auf dem Bürgersteig abhielten. Sie forderten dort, die Polizei solle sich zurückziehen, sagten, sie hielten den Einsatz für unverhältnismäßig. Und sagen gleichzeitig, dass sie auch nichts halten von Brandstiftungen, Übergriffen auf Beamte oder Einschüchterungsversuchen. Sie wollten nicht, dass die Situation weiter eskaliere, sondern man solle reden. Die Forderung: ein runder Tisch.

Eine junge Frau, vielleicht Mitte zwanzig, hat interessiert zugehört. Ja, sie wohne selbst in der Rigaer 94, erzählt sie. Im Hinterhaus. Sie ist höflich und etwas schüchtern, ein nettes Gespräch. Was sie von den Brandstiftungen der vergangenen Wochen hält? Ein politisches Druckmittel, meint sie. „Das waren legitime Solidaritätsbekundungen.“ Und: „Von solchen Taten werde ich mich auf keinen Fall distanzieren.“ Wenn man mehr wissen wolle, solle man ins Internet schauen. Die Rigaer Straße hat dort eine Seite.

>>>Sektlaune an der Rigaer Straße<<<

Auf der Seite www.rigaer94.squat.net finden sich Artikel, meist gepostet vom Administrator der Seite. Wer sich fragt, woher der Hass kommt, wie die Rhetorik der linksmilitanten Szene in die Aussagen von Menschen hineinfließt, die sonst doch ganz anders formulieren – hier findet man Aufschluss. Polizisten werden auf dieser Seite als „Schweine“ bezeichnet. Die Rede ist von dezentralen Aktionen und einem „schwarzen Juli“ in Sachen Rigaer 94. Dann wird berichtet, wie in der „Rigaer 94“ Mitarbeiter eines Security-Unternehmens eingeschüchtert wurden. „Wir konnten ihnen in eindeutigen Ansprachen glaubhaft vermitteln, dass der einzige Grund für ihre körperliche Unversehrtheit die anwesenden Bullen sind“, heißt es. Das Schlusswort des Textes: „Wendet euren Hass gegen die Büttel des Staates! Greift die Profiteure der herrschenden Logik an! Erlaubt ist das, was ihr euch rausnehmt!“ In einem anderen Aufruf heißt es: „Stürzt Berlin ins Chaos!“

Von der freundlichen Anwohnerin in der Rigaer Straße erfährt man aber auch, dass es noch andere Seiten gibt, auf denen man sich gut informieren könne. Indymedia zum Beispiel.

Dort findet sich ein Artikel, den ein Nutzer namens „Rigaer94“ verfasst hat. Er liest sich wie eine Selbstdarstellung der Hausgemeinschaft: „Wir sind ein politisches Hausprojekt, bestehend aus sehr unterschiedlichen Menschen und einem Haus mit den besten Nachbar_innen, die man sich vorstellen kann“, ist zu lesen. Dann heißt es: „Uns eint in erster Linie der Wille zum Kampf gegen die gewaltsamen Verhältnisse, die dieser Staat andauernd (und gegen uns insbesondere in den letzten Wochen) versucht durchzusetzen“. Später wird die Sprache schlichter: „Wir hassen die Bullen über alle Maßen und begrüßen die Ausschreitungen bei der Demonstration am Samstag“. Zur Idee eines Dialogs mit der Polizei schreibt der Autor: „Mit Schweinen redet man nicht.“ Die junge Frau vor der Rigaer Straße sieht das ähnlich: „Ich wüsste nicht, worüber ich mit Henkel oder der Polizei reden sollte“, sagt sie. Im Verfassungsschutzbericht für 2015 heißt es, von den „Anarchos“ der „Rigaer 94“ gehe „das größte Gewaltpotenzial der linksextremistischen Szene Berlins aus“.

Die Anwohner: "Meiner Meinung nach sind das keine reichen Leute, die hier wohnen"

Heute wirkt die gesamte Straße wie ausgetauscht. Still. Fast aufgeräumt. Keine Uniformen. Keine Fragen. Keine Antworten. Vom Hinterhof der Rigaer 94 hört man dann doch ab und zu Geräusche, Stimmen, das Schaben von Schaufeln. Jetzt ist plötzlich auch kurz ein Mannschaftswagen zu sehen, er dreht seine Runde im Kiez, fährt aber weiter. „Endlich kehrt der Normalzustand ein“, sagt einer der Bewohner erleichtert. Er sitzt auf einem weißen Plastikstuhl vor dem Eingang zum Haus. Noch vor zwei Tagen saß hier die Security und ließ keinen rein. Mehrmalige Nachfragen, warum die Hausbewohner keinen Besuch empfangen dürften, blieben unbeantwortet. Kein Kommentar.

Mit einem Mädchen – ihren Namen will sie nicht verraten, Anonymität gehört hier zum guten Ton – kommt man ins Gespräch. Ihre Haare sind kurz geschnitten. Sie trägt ein schwarzes Shirt und eine kurze schwarze Hose. Alle paar Minuten wird unser Gespräch unterbrochen, Bekannte kommen vorbei. Man grüßt sich, umarmt sich, ruft sich Sprüche zu. „Wir kennen uns hier alle“, sagt das Mädchen. „Der gesamte Kiez ist irgendwie zusammengerückt. Sogar die, mit denen man früher nichts zu tun hatte, hängen jetzt hier ab. Inzwischen sind wir so eine Art große Familie.“

>>>Räumung der Rigaer Straße war rechtswidrig<<<

Sie dreht sich eine Zigarette. Es ist ihre dritte, seitdem wir reden. Obwohl wir schon eine Weile hier sitzen und nichts Außergewöhnliches passiert, wirkt sie skeptisch. Ihr Misstrauen reicht tief. Zerrüttet sei ihr Vertrauen in den Staat – aber auch in die Medien. „Wir gehen hier ganz offen mit Journalisten um, haben auch gerne Interviews gegeben. Aber oft wurden die Tatsachen verdreht und Schnipsel aus dem Zusammenhang gerissen, sodass der ganze Inhalt des Gesagten nicht mehr stimmte“, beklagt sie sich. Und beim Thema Polizei werden ihre Lippen ganz schmal. „Sollte mir irgendwann irgendetwas zustoßen, sind es die letzten, die ich um Hilfe rufen würde“, sagt sie wütend. Dafür haben sie die letzten Wochen zu stark geprägt.

Sie spricht von psychischem Druck, von ständigen Kontrollen, auch von sexistischen Sprüchen und Beleidigungen. Und zündet sich eine weitere Zigarette an. Sie mache sich nichts vor, erzählt sie weiter. Nicht alles im Bezirk sei Friede, Freude, Eierkuchen. Oft habe es auch Auseinandersetzungen mit den Anwohnern gegeben, weil sie und ihre Freunde zu laut gewesen seien. Oder weil es anderweitig zu Stress kam. Das passiere nun mal. Das käme ja in vielen Nachbarschaften vor. In letzter Zeit aber kam man sich näher. Man gehe viel stärker aufeinander zu und suche oft das Gespräch.

Die aktuellen Ereignisse um die Rigaer Straße hätten allerdings auch Leute angezogen, die ganz klar Stress suchten. „Aber die Nachbarn wissen ganz genau, wer zu uns gehört – und wer nicht. Das bedeutet, dass nicht jeder Mist, der hier passiert, gleich auf uns bezogen wird.“ Sie hält kurz inne, zieht an ihrer Zigarette. Dann schaut sie in Richtung eines voll besetzten Mannschaftswagens der Polizei. „Der meiste Terror geht aber von ihnen aus, das wird dir hier jeder bestätigen. Alle sind total genervt von den Bullen.“ Und dann sagt sie sehr bestimmt: „Wenn man selbst oder ein Mensch, der dir lieb ist, angegriffen wird – das traumatisiert. Das ist einfach so.“

>>>Rigaer Straße: Die Ruhe nach dem Kampf<<<

Während wir ins Gespräch vertieft sind, kommt ein älterer Herr auf uns zu. Er hält sich an seinem Rollator fest. Sein Hemd ist ordentlich in die Hose gesteckt, sein graues Haar gekämmt. An seiner Seite eine junge Frau. Sie trägt sportliche Freizeitkleidung, ihre blonden Haare hat sie zu einem lockeren Dutt zusammengebunden. „Wann ist denn die nächste Anwohnerversammlung?“, fragt der Herr. „Und wie erfährt man davon?“ Während einer der Bewohner sich mit ihm ins Gespräch vertieft, spreche ich mit der jungen Frau. „Das ist mein Opa, er ist 83 Jahre alt. Er kam in den Achtzigern aus Greifswald nach Berlin, hat in der Rigaer Straße gewohnt und dort hinten als Pfarrer gearbeitet.“ Sie zeigt auf die Kirche aus rotem Backstein, die in die geschlossenen Häuserfront eingegliedert ist. Charlotte Cyrus selbst kommt aus Norwegen, sie besucht ihren Großvater Gerhard Cyrus. „Er war schon immer sehr engagiert. Nach der Wende gab es hier viele Jugendliche, die wurden von der Gesellschaft verstoßen oder passten nicht in die Gesellschaft. Sie kamen in die Kirche – und er hat sie immer aufgefangen.“

Gerhard Cyrus dreht sich zu uns. Der Bewohner der Rigaer 94 hat ihm versprochen, die Flyer zur nächsten Anwohnerversammlung auch in seiner Straße zu verteilen. „Ich kenne diese Straße seit 1976. Ich kenne auch die Leute, die früher hier gewohnt haben. Von den Leuten, die jetzt in diesen Häusern wohnen, kenne ich kaum jemanden.“ Früher habe man neue Nachbarn begrüßt, sei schnell ins Gespräch gekommen. Man habe ein Gefühl für sie bekommen. Doch dann vollzog sich ein Wechsel der Bewohnerschaft, erzählt Cyrus. Man habe sich entfremdet. „Schauen Sie, diese Leute sind hier neu eingezogen.“ Er zeigt auf ein saniertes Altbauhaus, dessen Fassade mit Farbbomben beworfen worden ist. „Meiner Meinung nach sind das keine reichen Leute, die hier wohnen. Die wurden empfangen, indem ihre Häuser beschmissen und angeschmiert wurden. Denen wurde sofort unterstellt, dass sie reich sind und dass sie die Mieten hier hochtreiben.“ Das sei doch kein Umgang, man müsse erstmal ins Gespräch kommen. Deshalb sei er extra hierher gelaufen. Und will wissen, wann die nächste Anwohnerversammlung stattfinden wird. Weil er die Leute kennenlernen will.

>>>Die Chronik der Gewalt an der Rigaer Straße<<<

Wenig später kommt ein kleines Mädchen angerannt und platzt in unser Gespräch. „Warum hast du zwei Handys?“ Cecilia* ist elf Jahre alt und wohnt mit ihrer Familie parterre in dem Haus Rigaer 94. Berührungsängste hat sie keine. „Pass auf, das ist unser Straßengangster“, sagt die junge Frau, mit der ich mich bis eben unterhalten hatte und die anonym bleiben will. Cecilia setzt sich dazu und fragt mich aus. Was ich so mache? Woher ich komme? Wie ich meinen Beruf finde? Sie ist neugierig und selbstbewusst. Plötzlich wird Cecilia ruhig. „Darf ich dir meine Geschichte erzählen?“, fragt sie. Und wirkt auf einmal anders, erwachsener. Viel zu erwachsen für ihr junges Alter. „Sie haben meinen Papa geprügelt und ich musste zugucken“, erzählt sie. „Meine Freundin hat etwas mit meinem Handy gefilmt. Dann wollte mein Papa das Handy nehmen. Er stand dort – und ich war am Fenster“, sie zeigt in Richtung des Hauses in der Rigaer Straße 94. „Dann wurde mein Papa plötzlich von den Bullen angegriffen. Einer hat nicht gereicht, weil mein Papa so stark ist. Acht Polizisten haben meinen Papa zu Boden gedrückt, voll mit dem Gesicht auf die harte Erde. Sie haben ihn in den Bauch getreten. Er hatte Blut im Gesicht. Dann haben sie ihn mitgenommen.“ Sie und ihre Geschwister, die zwölf und fünfzehn sind, standen am Fenster und mussten zusehen. „Stell dir vor: Du bist ein Kind und siehst das und kannst nichts tun. Das ist schrecklich.“ Ganz plötzlich wechselt Cecilia abrupt das Thema. Sagt, ich solle mir unbedingt was zum Krachmachen holen. Um neun Uhr gingen alle Nachbarn auf die Straße und machten Lärm. „Ich hol dir einen Topf, dann kannst du auch mitklopfen.“ Dann läuft sie davon. „Scheppern für den Frieden“, nennen sie das.

Der Polizist: "Man braucht Beherrschung, um sich nicht provozieren zu lassen"

Thorsten K. (29, Name geändert) ist Einsatzbeamter in einer Einsatzhundertschaft und Mitglied der Gewerkschaft der Polizei. Er schildert seinen Alltag an der Rigaer Straße:

„Zugegeben: Es gibt Einsätze, die man lieber macht, als tagelang an der Rigaer Straße zu stehen. Das bedeutet, dass man bepöbelt wird, provoziert, man muss immer damit rechnen, angegriffen zu werden. Manche Dinge sind einfach nervig – etwa das rituelle Töpfeschlagen, das dort jeden Abend veranstaltet wird, ist ja an sich schon sehr laut. Wenn dann jemand eineinhalb Stunden um einen persönlich herumläuft und auf einen Topf schlägt, ist das aber auch stressig.

An der Rigaer Straße braucht man oft Beherrschung, um sich nicht provozieren zu lassen. Nicht nur, weil die Menschen es einem möglichst schwer machen, als Polizei Recht und Ordnung durchzusetzen. Denn außerdem geht es heute immer auch um die Bilder. Alle haben Handys, auch die Linksautonomen, die uns pausenlos filmen und fotografieren. Alle warten nur darauf, Bilder zu bekommen, in denen es aussieht, als würde die Polizei Gewalt ausüben. Und sie sammeln Informationen über uns. Das muss einem immer bewusst sein. Auch im Privaten.

Ich versuche, in der Freizeit niemandem zu begegnen, den ich zum Beispiel mal festgenommen habe. Bei Pöbeleien versuche ich, mich nicht zu ärgern, auch wenn ich als „Bullenschwein“ oder Schlimmeres tituliert werde. Ich sage mir, wer mich nicht als Mensch sieht, kann mich auch nicht beleidigen.

Nach Einsätzen wie in diesem Januar in der Rigaer Straße 94 wird manchmal kritisiert, dass dort gleich mehrere hundert Beamte im Einsatz waren. Rund um die Rigaer Straße gibt es aber mehrere ehemals besetzte Häuser, die Gegend ist in der linksautonomen Szene Prestige. Immer wieder gibt es Gewalt – das wird auch in der Zukunft so sein, auch wenn die Polizei diese Woche dort abgezogen wurde. In den Häusern werden immer wieder Dinge gefunden, die sich als Wurfgeschosse einsetzen lassen wie zum Beispiel Gehwegplatten und Steine. Die können nicht nur verletzen, sondern töten.

Die Bewohner diese Häuser sind gut vernetzt. Für die Hausdurchsuchung mussten wir mehrere Straßen absichern, es mussten die Dächer bewacht werden, um sicherzustellen, dass niemand uns bewirft. Dafür braucht man eben genug Kollegen. Wir alle möchten von unserer Arbeit gesund wieder nach Hause kommen. Auch das sollte man bedenken, wenn man solche Einsätze als unangemessen kritisiert.

Politisch stelle ich unsere Einsätze nicht in Frage, wir gehen davon aus, dass sie legitimiert sind. Was man manchmal hinterfragt, ist die Zahl der Kollegen. Es ist eine Tatsache, dass in den vergangenen Jahren viel an der Polizei gespart wurde. In der Folge arbeiten wir eben 70-Stunden-Schichten und an den Wochenenden. Ich hatte jetzt nach 17 Wochen mein erstes freies Wochenende. Berlin ist eine tolle Stadt mit vielen Großereignissen, aber für uns ist das auch anstrengend.

In den Medien ist von unseren Einsätzen an der Rigaer nur die Rede, wenn es um große Vorfälle geht. Über vieles wird aber gar nicht berichtet. Oft werden wir zu sogenannten Fake-Einsätzen gerufen, Linksautonome melden anonym eine Schlägerei, nur um zu testen, wie viel Polizei gerade in der Nähe ist. Deswegen fahren wir dort grundsätzlich nur mit mehreren Mannschaftswagen hin. Und wir steigen grundsätzlich nur mit dem Helm in der Hand aus. Sich nicht provozieren zu lassen bedeutet auch, gut vorbereitet zu sein.

Wir wissen heute viel darüber, wie die Autonomen sich auf uns vorbereiten – ebenso wie andere Gruppen auch, die Rechten zum Beispiel. Viele haben sich professionalisiert. Erstaunlicherweise kann man Rechte und Linke heute äußerlich kaum noch unterscheiden. Beide kommen im Action-Outfit. Mit Jacken, die Tränengas abweisen, mit Quarzsand-Handschuhen, um etwa auf Bierflaschen keine Fingerabdrücke zu hinterlassen, mit Überzügen an den Schuhen. Manchmal finden wir solche Kleidung hinterher in Mülltonnen. Diese Leute verüben Straftaten, dann wechseln sie einfach die Kleider und gehen als wie normale Bürger nach Hause.

Gerade, wenn es um ehemals besetzte Häuser geht, wird ja gern die Räumung der Mainzer Straße 1990 heraufbeschworen. Ich kenne Videos aus der Zeit, auf denen man knüppelnde Polizisten sieht. Oder diese Szene, in der Polizisten Steine von der Straße aufheben und über eine Barrikade zurückwerfen. Das hat absolut nichts mehr damit zu tun, wie wir heute arbeiten. Seit der WM 2006 steht Einsatztaktik in der Ausbildung im Vordergrund. Wir wissen heute ganz genau, wie wir in bestimmten Situationen vorgehen und auf Straftaten zu reagieren haben. Das konnte man auch am vergangenen Wochenende sehen. Bei den Krawallen im Anschluss an die Demonstration haben wir mehr als 80 Personen festnehmen können. Alle erwartet jetzt ein Strafverfahren. Das ist gut, aber man sollte nicht vergessen, dass bei dem Einsatz auch wieder 123 Kollegen verletzt wurden.“