Berlin. Es war nicht anders zu erwarten: Ob Handtaschenraub, Körperverletzung, Nötigungen oder Bedrohungen – rund um den Kurfürstendamm befindet sich im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf das kriminellste Pflaster. Auch wenig überraschend: Im Forst Grunewald ist jeder Spaziergänger, Jogger und Wanderer auf der sicheren Seite. Am gefährlichsten ist es dort wohl noch, auf ein Wildschwein zu treffen, das längst alle Scheu verloren hat und deshalb auch gern auf Menschen zugeht, in der Hoffnung ein bisschen Futter zu bekommen.
Charlottenburg-Wilmersdorf gehört zu den drei der zwölf Berliner Bezirken mit den meisten Straftaten. In der Kriminalstatistik von 2017 sind in dem Bezirk insgesamt 53.357 Fälle erfasst, mehr Straftaten gibt es nur noch in Friedrichshain-Kreuzberg mit 54.849 Fällen und in Mitte – der Bezirk ist der absolute Spitzenreiter – mit 96.716 Fällen.
Am Kurfürstendamm wurden die meisten Straftaten verübt und angezeigt. Mit 7878 Fällen führt die glanzvollste Straße der Stadt die Liste an. Gleich dahinter kommt der Volkspark Wilmersdorf mit 6726 Straftaten, gefolgt von der Otto-Suhr-Allee, Westend und der Kantstraße. In diesen Bereichen waren es jeweils mehr als 4000 Fälle im Jahr 2017. Am unteren Ende der Skala liegt der Forst Grunewald, in dem es allerdings auch 72 strafrechtlich relevante Fälle gab.
Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei der Betrachtung der einzelnen Deliktarten ab. Die Gefahr, in Charlottenburg-Wilmersdorf überfallen und beraubt zu werden, ist am Kurfürstendamm am größten. 32 Mal schlugen dort Täter im vergangenen Jahr zu. Das sind 204 Delikte gerechnet auf 100.000 Einwohner. Straßenraub ist auch in Westend (19 Fälle), an der Kantstraße (17 Fälle) und an der Düsseldorfer Straße (16 Fälle) ein häufiges Delikt. Wesentlich ruhiger geht es in der Gegend rund um die Wiesbadener Straße (vier Fälle) und der Barstraße (drei Fälle) zu. In Schmargendorf ist die Gefahr, auf der Straße überfallen zu werden genauso gering wie im Grunewald. In beiden Gegenden wurde nur ein Fall gezählt.
Ein anderes Bild zeichnet sich bei den Rauschgiftdelikten ab: Wenn es darum geht, wo am meisten Drogen konsumiert und verkauft werden, ist der Kurfürstendamm nicht Spitzenreiter. Charlottenburg-Nord verzeichnet die meisten Delikte mit 198 Fällen, das sind 1015 gerechnet auf 100.000 Einwohner. Dahinter, aber doch zahlenmäßig abgeschlagen, liegt schon wieder der Kudamm mit 131 Fällen. Das beschauliche Schmargendorf ist auch diesmal am Ende der Liste – nur neun kriminelle Fälle, die mit Drogen zu tun hatten, kamen in diesem Ortsteil vor. Die Heerstraße und der Mierendorffplatz teilen sich einen Platz im Mittelfeld mit jeweils 41 Rauschgiftdelikten.
Viele Fahrraddiebstähle im Volkspark Wilmersdorf
Auch in Charlottenburg-Wilmersdorf werden viele Fahrräder gestohlen. Allerdings sind offenbar die wenigsten Radfahrer in der City West rund um den Breitscheidplatz unterwegs oder stellen ihr Gefährt dort ab. Die meisten Fahrräder verschwinden im Volkspark Wilmersdorf, 469 wurden allein 2017 in der beliebten Grünanlage gestohlen. Auch im Rathaus Charlottenburg Beschäftigte sollten ihre Fahrräder besser sichern.
Denn rund um die Otto-Suhr-Allee verschwanden 2017 insgesamt 417 Räder. Beliebte Gegenden von Fahrraddieben sind auch Düsseldorfer Straße, Kantstraße und Neue Kantstraße. In den drei Kiezen schlugen die Täter jeweils knapp 300 Mal zu. Aber auch das Schloss Charlottenburg ist kein sicherer Abstellplatz. 236 Mal wurde ein Fahrraddiebstahl gemeldet, der rund um das Schloss verübt wurde. In Westend kann es ebenfalls passieren, dass man vom Einkaufen kommt und das Fahrrad vor dem Supermarkt nicht mehr wiederfindet. Insgesamt 174 Mal schlugen Fahrraddiebe in diesem Villenquartier zu.
Die größte Angst hat wohl jeder vor einem Einbruch in die eigene Wohnung. Nach Hause zu kommen und alles durchwühlt vorzufinden oder sogar in der Nacht von einem Einbracher aus dem Schlaf gerissen zu werden, davor sind auch die Charlottenburg-Wilmersdorfer nicht sicher. Am meisten müssen sich die Bewohner des Ortsteils Grunewald davor fürchten. 98 Einbrüche in Wohnungen oder Häuser wurden aus diesem Ortsteil gemeldet. Das ist der höchste Wert im gesamten Bezirk. Offenbar müssen die Bewohner dort noch mehr für die Sicherheit ihrer Häuser und Wohnungen tun. Aber auch an der Düsseldorfer Straße lebt es sich gefährlich. Nur zwei Fälle weniger – also 96 – kamen aus diesem Kiez zur Anzeige. Für die Diebe sind das offenbar Gegenden, in denen sie sich gute Beute erhoffen.
Überraschend wenige Fälle sind es hingegen in Schmargendorf und rund um den Mierendorffplatz. In beiden Quartieren schlugen die Einbrecher 38 Mal in einem Jahr zu. Noch sicherer ist die Barstraße mit 33 Einbrüchen. Auch in Charlottenburg-Nord vermuten die Einbrecher offenbar keine allzu große Beute. Mit 40 Einbrüchen liegt der Ortsteil am unteren Ende der Skala. Das hat auch sein Gutes: Immerhin ist es beruhigend zu wissen, dass man in Gegenden wohnt, die bei Einbrechern weniger beliebt sind. Auch der Kudamm ist im Vergleich zur Einbruchshäufigkeit in Grunewald ziemlich weit abgeschlagen. Etwa nur halb so oft kommt es dort zu einem Wohnungseinbruch. Die Täter schlugen insgesamt 55 Mal in einem Jahr zu.
Westend ist Spitzenreiter bei Autodiebstählen
Spitzenreiter bei den Autodiebstählen ist Westend. 105 Autos wurde dort innerhalb eines Jahre gestohlen. Offenbar finden die meisten bandenmäßig organisierten Diebe dort genau die Automarken und -modelle, die gefragt sind und sich gut verkaufen lassen. Gut das Fahrzeug abschließen, sollten aber auch die Bewohner der Kieze rund um die Düsseldorfer Straße und in Charlottenburg-Nord. 99 Fahrzeuge – und damit fast so viele wie in Westend – wurden an der Düsseldorfer Straße gestohlen. In Charlottenburg-Nord waren es immerhin 80. Die Kantstraße (29) und die Gegend um den Mierendorffplatz (30) sind bei Autodieben offenbar weniger beliebt.
Vor dem Ausbruch von einem Brand oder mutwillig gelegtem Feuer müssen sich die Charlottenburg-Wilmersdorfer wohl am wenigsten fürchten. Die Zahl der Branddelikte bleibt immer im unteren zweistelligen Bereich. Die meisten Branddelikte verzeichnete die Polizei rund um die Otto-Suhr-Allee mit 25 Fällen. Fünf und weniger Fälle von Brandstiftung sind in Grunewald, an der Barstraße, in Schmargendorf, Halensee, an der Wiesbadener Straße und am Mierendorffplatz gemeldet worden. An letzter Stelle steht wieder einmal der Forst Grunewald mit zwei Brandfällen. Allerdings ist auch hier der Kurfürstendamm wieder vorn mit dabei. Elfmal wurde dort Feuer gelegt.
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