Best of Berlin

Dorf in der Stadt Berlin: Die schönsten historischen Zentren

| Lesedauer: 7 Minuten
Martin Schwarz
Ein historisches Gebäude in Alt-Marienfelde.

Ein historisches Gebäude in Alt-Marienfelde.

Foto: Martin Schwarz

Wo Berlin ein Dorf ist: Etwa in Rixdorf und Alt-Stralau ist man mittendrin, aber doch fern der Großstadthektik. Zehn Tipps.

Berlin. Dorf in Berlin? Gibt es. Nicht nur eins, sondern viele. Mahlsdorf, Mariendorf, Reinickendorf, Kaulsdorf – in all diesen Ortsteilen Berlins sind zum Teil noch sehenswerte historische Zentren erhalten, in denen man sich fernab der großen Stadt fühlen kann. Wir stellen die zehn schönsten vor, die sich alle für einen Spaziergang eignen​, und zwar bei jedem Wetter.

  • Alt-Stralau: Der schiefe Turm von Friedrichshain

    Vermutlich haben auf der Halbinsel zwischen Spree und Rummelsburger Bucht schon in der Steinzeit Menschen gelebt. Ist ja auch schön dort. Heute beeindruckt der Friedrichshainer Ortsteil durch seine Ruhe. Und hier steht sie auch, die liebliche Dorfkirche Stralau mit ihrem berühmten, leicht schiefen Kirchturm. Sie stammt aus dem 15. Jahrhundert, der große Friedhof um sie herum ist älter. Man kann hier und im angrenzenden Wenden­park unweit des Ufers flanieren. Etwas weiter westlich befindet sich eine Karl-Marx-­Erinnerungsstätte.
    Alt-Stralau, Friedrichshain, Busse 104 und 347

  • Tegel: Der Anger am idyllischen Otto-Dibelius-Platz
    Rund 800 Jahre alt ist das ehemalige Sackgassendorf Tegel. Aus dieser Zeit ist nichts mehr erhalten, die schöne Dorfkirche stammt von 1911. Davor sind aber drei weitere, ältere Gotteshäuser an ­dieser Stelle nachgewiesen. Im Zentrum von Alt-Tegel liegt der Otto-Dibelius-Platz, benannt nach einem Theologen. Viele der Gebäude hier stammen aus dem 19. Jahrhundert, so etwa der Lehnschulzenhof ­Ziekow (1839) in Alt-Tegel 51. Und was Alt-Tegel für einen Ausflug zudem unschlagbar macht: Es ist nur ein Katzensprung zum Tegeler See und der beliebten Flaniermeile Greenwichpromenade. Die ist übrigens nach Greenwich benannt, dem Reinickendorfer Partner­bezirk in London.
    Alt-Tegel, Reinickendorf, U-Bhf. Alt-Tegel

  • Neukölln: Die Schmiede und das Droschkenunternehmen

    Den vielleicht ungewöhnlichsten alten Dorfkern Berlins gibt es mitten im Szenebezirk Neukölln unweit der Karl-Marx-Straße. Bis 1912 trug Neukölln den Namen Rixdorf, rund um den heutigen ­Richardplatz befand sich das Dorfzentrum. Noch heute strahlt der verkehrsberuhigte Bereich eine gewisse Erhabenheit aus. Das liegt auch an der Dorfschmiede in der Mitte des Angers, erstmals urkundlich erwähnt 1624. Die Schmiede ist in Betrieb (www.feine-klingen.de). Etliche Cafés laden zum Verweilen ein, legendär: die riesigen Kalbsschnitzel im österreichischen Restaurant „Louis“ (Speisen zum Mitnehmen). Auch sehenswert: das seit 1894 hier beheimatete Fuhrunternehmen Gustav Schöne mit seinen Droschken.
    Rixdorf, Neukölln, U-Bhf. Karl-Marx-Straße

  • Pankow: Der 150 Jahre alte Wochenmarkt
    In Pankow wird der alte Dorfanger von der Breiten Straße umrahmt. Dort steht auch die eindrucksvolle alte Pfarrkirche „Zu den Vier Evangelisten“, Teile von ihr sind aus dem 15. Jahrhundert. Vorher gab es hier vermutlich eine Kirche aus Holz. Seit über 150 Jahren findet auf dem Anger dienstags, mittwochs, freitags und sonnabends der Wochenmarkt statt. Westlich des Dorfzentrums steht das erhaben wirkende Rathaus Pankow, von dort ist es ein Katzensprung zum Bürgerpark.
    Alt-Pankow, Breite Str., Pankow, Tram M1

  • Hellersdorf: Ein dreieckiges Dorfzentrum mit Hochzeitspforte

    Nebenan befindet sich die Spirituosenbrennerei Schilkin mit Produkten wie die „Berliner Luft“. Doch die Brennerei macht weniger den Reiz des Kerns von Kaulsdorf aus. Während die Dorfkerne von Friedrichsfelde und ­Biesdorf der Bundesstraße B1 – sie verläuft auf der alten Handelsroute nach Frankfurt (Oder) – zum Opfer fielen, liegt dieses dreieckige Ortszentrum heute nördlich der Autotrasse. Inmitten des Angers steht die Dorfkirche mit ihrer Hochzeitspforte, und das seit 1250. Sie wurde aber im Laufe der Zeit oft umgebaut. Um sie herum: eine Grünanlage und ältere Gebäude in der Dorfstraße wie das Küsterhaus von 1857. Nördlich in der Brodauer Straße liegt ein sowjetisches Ehrenmal.
    Alt-Kaulsdorf, Dorfstraße, Hellersdorf, S-Bhf. Kaulsdorf

  • Tempelhof: Ein früherer Dorfanger als Verkehrsknotenpunkt
    Der frühere Dorfkern des alten Straßendorfes Mariendorf ist auf dem Stadtplan als schmaler Anger noch gut zu erkennen. Heute verläuft die Bundesstraße B96 direkt an der Dorfkirche aus dem 13. Jahrhundert vorbei. In der rege befahrenen Straße Alt-Mariendorf befindet sich das Tempelhof-Museum (Hausnummer 43). Einen Abstecher wert ist der nahe gelegene Volkspark Mariendorf mit dem Blümelteich.
    Alt-Mariendorf, Tempelhof, U-Bhf. Alt-Mariendorf

  • Neukölln: Vom Kirchteich hinüber zum Rosengarten
    Ein ansehnliches Ensemble bildet an der Fulhamer Allee zwischen Britzer Damm und Alt-Britz die alte Dorfkirche, der Britzer Kirchteich und das nahe gelegene Schloss Britz mit dem Gutshof und dem Schlosspark inklusive Rosengarten. Wobei die Kirche etwas außerhalb des alten Dorfkerns liegt. In der Straße Alt-Britz 81 befindet sich auch das (momentan leider geschlossene) Museum Neukölln – und das seit 1897. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Britz im Jahr 1237.
    Alt-Britz, Neukölln, Bus M 46

Best of Berlin - das könnte Sie auch interessieren:

  • Marzahn: Die Bockwindmühle ist noch aktiv

    Überraschung! Inmitten von tristen Neubausiedlungen und eingerahmt von der lauten Landsberger Allee und der regen Allee der Kosmonauten findet sich dieses verkehrsberuhigte Kleinod. Wie die meisten Dörfer im Nordosten Berlins wurde Marzahn als Angerdorf um 1230 gegründet. Und seit dem 13. Jahrhundert stand hier immer auch eine Dorfkirche, die jetzige steht hier seit 1869. Das andere schöne Gebäude auf dem Anger beherbergt das Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf (coronabedingt derzeit geschlossen) in der ehemaligen Dorfschule. Direkt dahinter steht das historische Gasthaus „Marzahner Krug“. Und mit noch etwas können die Marzahner punkten: Um die Ecke befindet sich die sehenswerte Marzahner Bockwindmühle, die Rekonstruktion eines Baus von 1815. Und: Die Mühle ist in Betrieb.
    Alt-Marzahn, Marzahn, Busse M8 und 192
  • Tempelhof: Der alte Dorfkern liegt neben dem Gutshaus

    Direkt neben dem schönen Gutspark Marienfelde mit seinen Spazierwegen ist er gut zu erkennen, der alte Dorfanger von Marienfelde. Dominiert wird er durch die grandios anzuschauende, fast 800 Jahre alte Dorfkirche, eine der ältesten in unserer Region. Daneben befindet sich der Dorfteich und ein Kriegerdenkmal – ein Anblick wie in vielen Brandenburger Dörfern. Eingerahmt wird der Anger durch niedrige historische Gebäude und das Gutshaus von 1832 mitsamt seinen angrenzenden Gebäuden. Hier befindet sich auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).
    Alt-Marienfelde, Tempelhof, Busse M11 und M 77