Berlin. Architekten von Weltrenommee wie Daniel Libeskind oder David Chipperfield prägten im 20. und 21. Jahrhundert mit ihren Entwürfen das Gesicht der Stadt. Auch wenn viele der Gebäude coronabedingt geschlossen sind, lohnt sich auch ein Blick von außen. Wir haben elf sehenswerte Bauten zusammengestellt.
Kreuzberg: Daniel Libeskinds zick-zack-förmiger Museumsbau
Das Jüdische Museum erstreckt sich über mehrere Gebäude. Die strenge Formsprache des Kollegienhauses, über das man die Institution betritt, wird durch den Libeskind-Bau aufgebrochen. Bereits 1989 gewann der amerikanisch-polnische Architekt Daniel Libeskind die Ausschreibung für den Erweiterungsbau. „Between the Lines“ nennt Libeskind seinen zick-zack-förmigen, mit Titanzink verkleideten Bau.
Jüdisches Museum Berlin, Lindenstraße 9–14, Kreuzberg, derzeit geschlossen, www.jmberlin.de
Tiergarten: Ein architektonischer Traum aus Stahl und Glas
Das 1968 fertiggestellte Ausstellungshaus gilt als bedeutendstes Berliner Bauwerk des renommierten Architekten Ludwig Mies van der Rohe, es entstammt seiner späten Schaffensphase. Bis zur Schließung 2015 beherbergte es eine Sammlung wichtiger Meister des 20. Jahrhunderts, derzeit wird saniert. Seit Montag sind die Gerüste nach vierjähriger Bauzeit abmontiert worden. Die Neue Nationalgalerie sieht zumindest von außen fertig aus.
Neue Nationalgalerie, Potsdamer Straße 50, Tiergarten
Tiergarten: Ein Traum in Pink am Landwehrkanal
Weithin sichtbar ist das am Rand des Tiergartens gelegene, monumentale Gebäude: „Rosa Röhre“ wird der Umlauftank UT2 der Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffbau Berlin deshalb auch im Volksmund genannt. Ludwig Leo (1924–2012) war der Architekt dieses 1976 an der Schleuseninsel gebauten Forschungshauses, das heute von Forscher der TU genutzt wird, um Flachwassereffekte zu messen oder Strömungsturbinen zu testen.
Landwehrkanal, Schleuseninsel, Tiergarten
Lichterfelde: Der Mäusebunker ist vom Abriss bedroht
Das Gebäude der Zentrale Tierlaboratorien der Charité, der sogenannte Mäusebunker, ist eine architektonische Legende: Es wird zu den zehn wichtigsten Beispielen für Brutalismus in Deutschland gezählt und zieht Architekturfans aus aller Welt an. Jetzt soll der Mäusebunker abgerissen werden – doch dagegen regt sich Widerstand.
Mäusebunker, Hindenburgdamm 26, Lichterfelde
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Mitte: DDR-Bonzen im ehemaligen Staatsratsgebäude
Das Portal des Stadtschlosses, von dem Karl Liebknecht 1918 die „sozialistische Republik“ ausrief, wurde bei einer vermeintlich kontrollierten Sprengung zerstört. Um dennoch eine Art historische Legitimation des Staatsrates der DDR nachzuzeichnen, setzte man stattdessen das Portal IV in das neue Zentrum der Macht ein. Bis zur Wiedervereinigung arbeiteten hier die Vorsitzenden des Staatsrats der DDR. Heute hat sich eine private Wirtschaftshochschule eingemietet.
Staatsratsgebäude, Schloßplatz, Mitte
Tiergarten: Elegant, funktional und einzigartig: die Philharmonie
Hans Scharoun gehört zu den prägendsten Architekten der Stadt. Ihm verdankt Berlin die Philharmonie und die Staatsbibliothek. Wer jemals im großen Saal der Philharmonie eine Symphonie von Bruckner oder Mahler gehört hat, weiß, was Klang sein kann – und dass sich Berlin als Kulturmetropole neben New York oder Paris nicht verstecken muss. Die Berliner nennen ihre Philharmonie auch scherzhaft „Zirkus Karajani“ oder „Konzertschachtel“.
Philharmonie, Herbert-von-Karajan-Str. 1, Tiergarten
Britz: Die Hufeisensiedlung von Bruno Taut ist Weltkulturerbe
Der Architekt Bruno Taut sorgte dafür, dass es in Berlin „luftiger“ wurde, soll heißen: Er befreite die Menschen aus der Enge der Mietskasernen, indem er für sie kostengünstige Siedlungen am Standrand entwarf, wie die Hufeisensiedlung in Britz oder die Gartenstadt Falkenberg, die auch unter dem Namen Tuschkastensiedlung bekannt ist. Die Einzigartigkeit dieser Siedlungstypen der Klassischen Moderne hat auch die Unesco anerkannt und sie als Weltkulturerbe deklariert.
Hufeisensiedlung, Britz
Steglitz: Futuristisches Design, schwer zu bewirtschaften
47 Meter hoch und (neben dem Kreisel) das Wahrzeichen von Steglitz: Der Bierpinsel von Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte wirkt aufgrund seiner markanten Form noch heute futuristisch. Trotz seiner Einzigartigkeit war es bislang schwer, das Haus erfolgreich zu bewirtschaften. Pächter kamen und gingen. Neuester Plan: Co-Working-Spaces für hippe Start-ups. Der Gastronomiebetrieb musste momentan sowieso eingestellt werden.
Bierpinsel, Schloßstr. 17, Steglitz
Tiergarten: Die markanten Shed-Dächer des Bauhaus Archivs
Das Bauhaus Archiv beherbergt die umfangreichste Sammlung zur Kunstschule. Leider ist das Museum aufgrund einer Grundinstandsetzung geschlossen. Das war 2019 doppelt ärgerlich, beging man doch deutschlandweit das große Jubiläum. Immerhin, von außen ist der (ursprünglich) von Walter Gropius entworfene Bau zu bewundern. Besonders beeindruckend sind die markanten Shed-Dächer. Für 2022 ist die Wiedereröffnung avisiert.
Bauhaus Archiv, Klingelhöferstr. 14, Tiergarten
Mitte: Die James-Simon-Galerie von David Chipperfield
Manche Wege sind steinig. Diese Erkenntnis musste auch Stararchitekt David Chipperfield schlucken. Einen ersten Entwurf für die James-Simon-Galerie, das neue Besucherzentrum der Berliner Museumsinsel, reichte er 1999 ein – und gewann damit den Wettbewerb, so weit, so gut. Doch dann kamen erst die Probleme mit dem Untergrund, später stemmte sich eine Bürgerbewegung gegen die Pläne. Mittlerweile steht der Bau, und ist rundum gelungen, die Eröffnung war bereits 2019.
Museumsinsel Mitte, derzeit geschlossen
Tiergarten: Das Haus der Kulturen der Welt war einst ein Politikum
Vor 40 Jahren ereignete sich ein Unglück, das sogar ein Menschenleben kostete. Das Dach des Hauses der Kulturen der Welt, von Berlinern entweder HKW abgekürzt oder als „Schwangere Auster“ betitelt, stürzte ein. Wer damals in West-Berlin lebte, wird sich daran sicherlich erinnern. Ohnehin war das HKW ein Politikum damals. Dass der Bundestag dort sporadisch tagte, stieß der DDR-Führung ebenso auf wie die Reden von US-Präsidenten wie John F. Kennedy oder Jimmy Carter. Heute ist das Programm bunt gemischt. In dem von Hugh Stubbins entworfenen Bau gibt es sonst Ausstellungen, Konzerte oder Lesungen.
Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, Tiergarten