Berlin. CDU und SPD wollen eine Magnetschwebebahn in Berlin testen. Ein Experte der TU erklärt, warum er die Technik für schwierig hält.

Der Plan der schwarz-roten Koalition, eine Magnetschwebebahn in Berlin zu testen, trifft auf viel Kritik. Auch ein Verkehrsexperte der Technischen Universität Berlin (TU) hat sich am Montag zu dem Vorhaben geäußert und mehrere Punkte benannt, die aus seiner Sicht gegen das Projekt sprechen. Markus Hecht, der an der TU das Fachgebiet Schienenfahrzeuge leitet, verwies dabei unter anderem auf die Risiken bei der Zulassung eines völlig neuen Verkehrskonzepts, die zeitlich und finanziell unkalkulierbar seien.

Beispielhaft nennt er den Aspekt der erforderlichen Fluchtwege. Bei aufgeständerten Teilen der Berliner S-Bahn könnten Passagiere im Notfall etwa jederzeit aus dem Zug aussteigen. „Ich kenne aber keine Magnetschwebebahn, bei der dieses Sicherheitskonzept momentan integriert ist“, so Hecht. Damit eine Zulassung aber zeitnah erfolgen könnte, müssten solche Fragen geklärt sein.

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Magnetschwebebahn: Verkehrsexperte weist auf schlechte Energieeffizienz hin

Die Koalition hatte als Pluspunkt für eine Magnetschwebebahn aufgeführt, dass die Kosten mit 80 bis 100 Millionen Euro für eine fünf bis sieben Kilometer lange Strecke vergleichsweise niedrig sind. Dieser Argumentation folgt Verkehrsexperte Hecht aber nicht. „Die Kosten für den Bau einer aufgeständerten Magnetschwebebahn denen für eine neue U-Bahn-Strecke gegenüberzustellen, ist wie ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Natürlich ist eine unterirdische Bahn teurer als eine aufgeständerte oberirdische – aber das muss deshalb keine Magnetschwebebahn sein“, erklärt er.

Die Berliner Magnetbahn im Jahr 1991. Die Koalition will den Einsatz einer Magnetschwebebahn in der Hauptstadt auf einer gut fünf Kilometer langen Pilotstrecke testen.
Die Berliner Magnetbahn im Jahr 1991. Die Koalition will den Einsatz einer Magnetschwebebahn in der Hauptstadt auf einer gut fünf Kilometer langen Pilotstrecke testen. © DPA Images | Bernd Settnik

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Ein weiterer Punkt: die Energieeffizienz, die laut Hecht bei einer Magnetschwebebahn „sehr schlecht“ ist. Das liegt in der Funktionsweise solcher Bahnen begründet. Das Antriebsprinzip könne man sich laut Hecht als langgestreckten, ausgeklappten Drehstrom-Elektromotor vorstellen. Bei einem Drehstrom-Motor werden Magnetfelder periodisch so umgepolt, dass sich das resultierende Magnetfeld dreht. Dadurch wird auch ein magnetischer Anker in eine Drehbewegung versetzt. Der Antrieb der Magnetschwebebahn funktioniert ähnlich. Anders ist nur, dass sich das resultierende Magnetfeld nicht dreht, sondern die Schiene entlang wandert. Das Problem ist laut Hecht aber, dass der Abstand zwischen Schiene und Zug deutlich größer ist als der Abstand zwischen Anker und Magnetspule in einem Elektromotor. Dies führe „zu einem wesentlich schlechteren Wirkungsgrad“, so Hecht.

Auch der BUND Berlin hatte am Montag deutliche Kritik an den Plänen für eine Magnetschwebebahn geäußert und dabei vor allem auf den Aspekt verwiesen, dass das Projekt aus dem Sondervermögen für Klimaschutz finanziert werden soll. Geschäftsführer Tilmann Heuser sprach dabei von einer „absoluten Verhöhnung aller Menschen, die ernsthaft den Klimaschutz schnell voranbringen wollen“.