Das Führungszeugnis, das früher auch "Polizeiliches Führungszeugnis" oder "Unbescholtenheitszeugnis" genannt wurde, ist eine behördliche Bescheinigung über die bisherigen Vorstrafen einer Person.
Wie lange ist das Führungszeugnis gültig? Was gilt für das erweiterte Führungszeugnis? Wo kann ich das polizeiliche Führungszeugnis in Berlin beantragen? Hier erfahren Sie alle Antworten zu den wichtigen Fragen rund um das Führungszeugnis.
Wann und warum braucht man ein Führungszeugnis?
Der Arbeitgeber erhält mit einem solchen Zeugnis den Nachweis, ob ein potentieller Arbeitnehmer vorbestraft ist. Das ist insbesondere in Vertrauenspositionen und bestimmten Berufen wichtig. Wird der Nachweis in Form eines Führungszeugnisses verlangt, muss dieses beantragt werden.
Welche Vergehen stehen im Führungszeugnis?
Nach dem Bundeszentralregistergesetz werden Geldstrafen von mehr als 90 Tagessätzen (oder Freiheitsstrafen von mehr als 3 Monaten) im Führungszeugnis verzeichnet. „Kleinere“ Strafen werden im Bundeszentralregister registriert. Ein Eintrag im Führungszeugnis erfolgt dann, wenn mehrere Strafen im Register vorliegen. Zur Bewährung ausgesetzte Jugendstrafen finden keinen Eingang in das Führungszeugnis.
Die genauen gesetzlichen Bestimmungen finden Sie hier auf der Internetseite des Bundesamts für Justiz erklärt: Welchen Inhalt hat ein Führungszeugnis?
Wie lange steht etwas im Führungszeugnis?
Die Einträge werden nach bestimmten Fristen, die zumeist zwischen 3 bis 10 Jahren liegen, aus dem Führungszeugnis entfernt. Nach Ablauf der Frist zur Tilgung im Bundeszentralregister werden Einträge automatisch gelöscht. Die Tilgung muss nicht beantragt werden. Bestimmte Einträge werden nie aus dem Führungszeugnis (Sicherheitsverwahrung, lebenslange Freiheitsstrafen) entfernt.
Hier erklärt das Bundesamt für Justiz die gesetzlichen Grundlagen: Ab wann erscheinen Eintragungen nicht mehr im Führungszeugnis?
In welchen Berufen braucht man ein Führungszeugnis?
Ein Führungszeugnis wird nicht nur bei Berufen im Kinder- und Jugendbereich benötigt, sondern auch in der Versicherungswirtschaft, im Bankwesen und im Sicherheitsgewerbe. Auch Beamtenanwärter müssen meist bei der entsprechenden Behörde ein Führungszeugnis vorlegen.
Wer kann ein Führungszeugnis beantragen?
Jede Person ab 14 Jahren sowie gesetzliche Vertretungspersonen können ein Führungszeugnis beantragen. Das Zeugnis wird über den betreffenden Inhalt des Registers (Führungszeugnis) ausgestellt und kann für eigene Zwecke (Privatführungszeugnis) oder zur Vorlage bei einer deutschen Behörde erteilt werden.
Wie beantragt man ein Führungszeugnis?
Hier erfahren Sie alles rund um das Thema "Führungszeugnis beantragen":
So beantragen Sie ein Führungszeugnis in Berlin
Kann man beantragen, dass eine Eintragung nicht im Führungszeugnis erscheint?
Einträge können in Härtefällen aus dem Führungszeugnis vorzeitig gelöscht werden, wenn die Vollstreckung erledigt ist und das öffentliche Interesse der Anordnung nicht entgegensteht. Die Voraussetzungen für eine Löschung sind in der Praxis aber recht hoch.
Hier erfahren Sie mehr zu den gesetzlichen Grundlagen für eine Löschung
Wie lange ist ein Führungszeugnis gültig?
An und für sich hat ein Führungszeugnis keine Gültigkeitsdauer, da es immer nur die Registereinträge zum Zeitpunkt der Erteilung wiedergibt. Wie lange ein Führungszeugnis akzeptiert wird, liegt daher im Ermessen des Arbeitgebers, der Behörde oder jeder anderen Stelle, bei der man es vorlegt. Üblicherweise wird aber ein Zeitraum von drei Monaten nach Erstellung akzeptiert.
Darf ein Führungszeugnis kopiert oder beglaubigt werden?
Ein Führungszeugnis darf jederzeit kopiert oder beglaubigt werden. Es ist aber zu empfehlen, sich vorab darüber zu informieren, ob die Stelle, bei der man eine (beglaubigte) Kopie vorlegt, diese als ausreichend akzeptiert.
Was ist ein Führungszeugnis zur Vorlage bei einer Behörde?
Ist ein Führungszeugnis bei einer deutschen Behörde vorzulegen, ist dies bereits bei der Antragstellung bei der Meldebehörde anzugeben. Das Führungszeugnis wird der Behörde durch das Bundesamt für Justiz unmittelbar übersandt.
Für den Inhalt eines Führungszeugnisses zur Vorlage bei einer Behörde gelten Besonderheiten: Neben strafgerichtlichen Entscheidungen enthält es unter anderem auch bestimmte Entscheidungen von Verwaltungsbehörden wie beispielsweise der Widerruf eines Waffenscheins oder einer Gewerbeerlaubnis.
Kann ein Führungszeugnis in einer Fremdsprache erteilt werden?
Nein, die Bezeichnungen der Daten zur Person sind in deutscher, englischer und französischer Sprache auf dem Führungszeugnis abgedruckt. Ausführungen in anderen Sprachen sind nicht vorgesehen. Es ist aber dem Antragsteller freigestellt, eine amtliche Übersetzung des Führungszeugnisses anfertigen zu lassen.
Was ist ein "erweitertes Führungszeugnis"?
2010 wurde das sogenannte „erweiterte Führungszeugnis“ eingeführt. Es erteilt Auskunft über Personen, die in ihrer beruflichen oder ehrenamtlichen Tätigkeit mit Minderjährigen in Kontakt kommen – sei es in der Beaufsichtigung, Betreuung, Erziehung oder Ausbildung. Das betrifft beispielsweise Erzieher, Lehrer, Nachhilfelehrer oder auch Leiter von Jugendgruppen.
Während im regulären Führungszeugnis bestimmte, minder schwere Verurteilungen nicht eingetragen werden, stehen im erweiterten Führungszeugnis alle Verurteilungen wegen einer Sexualstraftat oder einer Straftat gegen die persönliche Freiheit, auch wenn sie nur zu einer Jugendstrafe oder nur zu einer begrenzten Geldstrafe geführt hat. Bei der Antragstellung ist eine schriftliche Aufforderung der Stelle vorzulegen, die das "erweiterte Führungszeugnis" verlangt und in der bestätigt wird, dass die Voraussetzungen für die Erteilung eines solchen Führungszeugnisses vorliegen.
Hier finden Sie weitere Informationen zum „erweiterten Führungszeugnis“
Was ist das „Europäische Führungszeugnis“?
Seit 2012 können in Deutschland lebende Staatsangehörige anderer EU-Mitgliedstaaten ein sogenanntes „Europäisches Führungszeugnis“ erteilt werden. Neben dem Inhalt des Bundeszentralregisters gibt es Auskunft über den Inhalt des Strafregisters ihres Herkunftsstaates. Der Antrag auf Erteilung eines Europäischen Führungszeugnisses ist bei der zuständigen Meldebehörde (Bürgerbüro) zu stellen. Die Gebühr beträgt 17 Euro.
Erweitertes Führungszeugnis - Alles, was Sie wissen müssen
Lesen Sie auch:
So beantragen Sie ein Führungszeugnis in Berlin
Kitas: Auch fachfremde Personen dürfen jetzt Kinder betreuen
Bürgerämter in Berlin - Hier gibt's plötzlich Termine