Berliner Dom

Mehr Licht, weniger Muff in der Hohenzollern-Gruft

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Stefan Kirschner
Svenja Pelzel und Birgit Walter (r.) arbeiten an der Neugestaltung der Hohenzollerngruft im Berliner Dom

Svenja Pelzel und Birgit Walter (r.) arbeiten an der Neugestaltung der Hohenzollerngruft im Berliner Dom

Foto: Krauthoefer

Die Hohenzollerngruft im Dom ist ein Touristenmagnet. Die Präsentation aber ist alles andere als zeitgemäß. Das soll sich ändern

Die Hohenzollerngruft im Berliner Dom ist ein Touristenmagnet: Rund 700.000 Menschen besuchten die Kirche im vergangenen Jahr. Erst seit 1999 ist die Grabstätte öffentlich zugänglich. Über vier Fünftel der Besucher kommen aus dem Ausland, aber die Hinweistafeln sind ausschließlich in deutscher Sprache. Im Keller liegen die Gebeine von preußischen Herrschern wie König Friedrich I. oder König Friedrich Wilhelm II. Die „Grablege“, so der nüchtern-korrekte Begriff, zeigt 500 Jahre brandenburg-preußische Sepulkralkultur – bis 1916 wurden Mitglieder des Königshauses dort beigesetzt. Sie zählt neben der Kapuzinergruft in Wien und dem Pantheon der Könige in Madrid zu den bedeutendsten in Europa.

Der Weg dorthin aber erinnert an den Gang zu einer Toilette. Die liegt tatsächlich vor dem Eingang der Gruft, daneben ist ein Technikraum. Der ursprüngliche Zugang wurde zu DDR-Zeiten 1974 gesprengt. Barrierefreiheit gibt es nur eingeschränkt, Rollstuhlfahrer müssen erst mal klingeln, um dann mit dem Lastenaufzug befördert zu werden. In dem säulengetragenen Kreuzgewölbe ist die Ausleuchtung so dämmrig, dass man Details der sehr unterschiedlich gestalteten Sarkophage schwerlich erkennen kann. Weil das alles einem „nationalen Denkmal“ nicht gerecht wird, möchte die Kirchengemeinde des Berliner Doms die Gruft umgestalten und zeitgemäß präsentieren.

Ohne Zustimmung der Hohenzollern geht nichts

Svenja Pelzel und Birgit Walter warten an der Pforte, die beiden bilden gemeinsam mit Dombaumeisterin Charlotte Hopf das Projektteam zur Umgestaltung. Ein durchaus heikles Thema, denn ohne Zustimmung der Hohenzollern und des Landesdenkmalamtes läuft nichts. Der Betrieb beziehungsweise Unterhalt des Doms wird zu „97 Prozent über die Eintrittsgelder“ finanziert, sagt Svenja Pelzel, der Etat liegt bei rund 5,6 Millionen Euro. Mittel für eine umfangreiche Umgestaltung der Hohenzollerngruft aber „sind aus dem laufenden Etat nicht zu finanzieren“.

Der Rundgang durch den Kirchenraum endet vor dem vergoldeten, von Bildhauer Andreas Schlüter gestalteten Prunksarkophag für die Königin Sophie Charlotte, die 1705 gestorbene, zweite Gemahlin Friedrichs I. Das Werk – im Vordergrund schreibt der Tod mit knöcherner Hand in ein großes Buch – ist nur teilweise zu sehen, weil ein hoher Gitterzaun das Umrunden verhindert.

Die Absperrung wurde in den 70er-Jahren errichtet, „um Plünderungen zu verhindern, denn damals war der Dom eine Ruine“, erzählt Svenja Pelzel, die niedrige Zäune vorziehen würde. Alternativ könnten die auch ganz verschwinden, wenn man die Sarkophage, die an dieser Stelle im Kirchenraum etwas deplatziert wirken, eine Etage tiefer in einer neu gestalteten Gruft präsentieren würde.

Friedrich der Große wollte die Särge einschmelzen

Dort stehen knapp 100 Särge. Der Anteil von Gold und Silber ist relativ gering, weshalb Friedrich der Große vor gut 250 Jahren darauf verzichtete, die Metallsärge seiner Ahnen einzuschmelzen. Bei denen aus Holz, Zink, Zinn und Marmor stand das eh nicht zur Debatte. Einige haben den Zweiten Weltkrieg nicht überstanden.

Bei einem Luftangriff am 24. Mai 1944 wurde die Kuppel des Doms getroffen. Flüssigbrandstoff entzündete die Holzverschalung unter der Kupfereindeckung, Löschmannschaften konnten den Brandherd nicht erreichen. Die Kuppellaterne stürzte ins Dominnere, durchschlug mit ihrem Gewicht den Boden der Predigtkirche und beschädigte große Teile der darunterliegenden Hohenzollerngruft. Prominentestes Opfer wurde Königin Elisabeth Christine. Ihr Sarg verbrannte.

Die „Namenlose Prinzessin“ in der Nische

In einer Nische der Hohenzollern­gruft steht ein zierlich wirkender weißer Sarg, dessen Füße auf einem schwarzen Sockel ruhen. Die „Namenlose Prinzessin“ war die Enkelin von Kaiser Wilhelm II., sie starb ungetauft am Tag ihrer Geburt am 4. September 1915. Es ist nicht der einzige kleine Sarg in der Gruft. Kindersterblichkeit gab es nicht nur in armen, sondern auch in königlichen Familien.

Ein Problem der Grablege „sind die klimatischen Bedingungen. Es ist hier unten zu feucht und zu warm“, sagt Birgit Walter. Der Zustand der Objekte hängt auch davon ab, welche Materialen verwendet wurden und ob eine Restaurierung stattgefunden hat. In der Gruft stehen schlichte Särge neben militärisch-martialisch verzierten und überbordend gestalteten – das sagt einiges über den Toten aus.

Sponsoren gesucht

„Es ist die größte Grablegung der Hohenzollern, da gibt es viel zu erzählen“, sagt Birgit Walter. „Geschichte erlebbar machen“ ist das Ziel der Umgestaltung, in die auch zwei benachbarte Kultureinrichtungen einbezogen werden sollen: das Deutsche Historische Museum, in dem die Hohenzollern naturgemäß eine Rolle spielen. Und das Humboldt-Forum, das 2019 im rekons-truierten Stadtschloss eröffnet werden soll. Eine Art Geschichtsdreieck könnte dann entstehen, erste Gespräche gab es schon.

Die Fertigstellung des Humboldt-Forums markiert den gewünschten zeitlichen Abschluss der Umgestaltung der Hohenzollerngruft im Dom, die bei laufendem Betrieb stattfinden soll. Einiges sei noch in der Abstimmung, aber das Haus Hohenzollern unterstütze grundsätzlich die Pläne. Die erst konkret vorgestellt werden, wenn auch andere Stellen wie das Landesdenkmalamt zugestimmt haben. Deshalb will man auch noch keine Investitionssumme nennen. Sponsoren dürften sich aber trotzdem gern melden, wünscht sich Svenja Pelzel zum Abschluss des Rundgangs.