Nicht hässlich. Nicht schön. Gottesfürchtig. Mit diesen Worten beschrieb König Friedrich Wilhelm I. seine künftige Schwiegertochter. Elisabeth Christine (1715-1797) hatte am Hof einen schweren Stand, ihr Ruf wurde durch die Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts ruiniert, sie war demnach die von Friedrich II. verschmähte, auf Schloss Schönhausen verbannte Königin. Dieses Bild versucht die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten zu korrigieren – unter anderem mit der Ausstellung „Frauensache“ im Schloss Charlottenburg – und der Berliner Dom macht auch mit.
Unten in der Hohenzollerngruft steht zwar nicht mehr der Original- Sarg, der war schlicht und verbrannte nach einem Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg. Aber zu ihrem 300. Geburtstag am kommenden Sonntag wird im Anschluss an den Gottesdienst dort ein Kranz niedergelegt - und Elisabeth Christine bekommt einen knapp vierminütigen Animationsfilm, der zur Image-Verbesserung beitragen soll und sie nebenbei in den Rang einer frühen „Landesmutter“ erhebt.
Schließlich hat sie sich während der 46-jährigen Regentschaft von Friedrich II., der es vorzog, Krieg zu führen oder sich in Sanssouci aufzuhalten, um die repräsentativen Pflichten und das Hofzeremoniell in Berlin gekümmert und eine gewisse Volksnähe entwickelt, wie Jochen von Grumbkow vom Förderverein Schloss und Garten Schönhausen bei der Präsentation am Mittwoch in der Gruft erzählte.
Zwangsheirat war ganz normal
Elisabeth Christine hatte eine behütete Kindheit. König Friedrich Wilhelm I. suchte sie aus, seine Gattin hatte eigentlich andere Pläne und sein Sohn, Kronprinz Friedrich, hätte auch gern ein Wörtchen mitgeredet. Die Zeiten aber waren nicht so. Im 18. Jahrhundert wurde am Hof strategisch verheiratet, um Liebe ging es bei den Ehen nicht, dafür waren schließlich die Mätressen da.
Dass der Kronprinz der Heirat zustimmte, war strategischem Kalkül geschuldet. Er verachtete den autoritären Erziehungsstil des Vaters, mit 18 Jahren wollte er nach Frankreich fliehen. Die Flucht scheiterte, sein Freund Katte bezahlte das mit dem Leben. Der König hatte das Gericht angehalten, das lebenslange Festungshaft- in ein Todesurteil umzuwandeln. Der Kronprinz musste der Enthauptung des Freundes 1730 beiwohnen.
Keine einfache Jugend, die manches spätere Verhalten erklären mag. Vielleicht auch die abfälligen Worte gegenüber seiner Gemahlin Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern, der Tochter Herzog Ferdinand Albrechts II. von Braunschweig. Sie war 17 als 1733 geheiratet wurde, drei Jahre später zog das Paar nach ins Schloss nach Rheinsberg. Die Zeit gilt als die glücklichste des Paares, Elisabeth Christine soll ihren Mann, der sich dort seinen musischen Fähigkeiten widmen konnte, nicht nur bewundert, sondern sogar geliebt haben. Kinderlos blieb die Beziehung trotzdem, was in der damaligen Zeit eine mittlere Katastrophe war.
Im Monty-Python-Stil
Das Studio „buchstabenschubser“ hat sich bei der Figurendarstellung für den Animationsfilm von Gemälden anregen lassen. Ein bisschen erinnert die Ästhetik an Monty Pythons Fernseharbeiten. Wenn die Rheinsberger Zeit thematisiert wird, formt Elisabeth Christine eine Seifenblase in Herzform in Richtung des Gemahls. Und in der Szene, in der König Friedrich Wilhelm I. seine künftige Schwiegertochter auswählt, hängen vier Damen an einer Art Wäscheleine, bevor der Herrscher seinen Arm ausstreckt und mit dem Finger auf die Gewünschte zeigt.
Mit dem Film soll nicht nur die „verkannte Königin“ rehabilitiert, sondern auch die Hohenzollerngruft im Berliner Dom zeitgemäßer präsentiert werden. Ein vielversprechender Anfang.