Lasse Andersen hatte mit 21 Jahren eine Idee, für die ihn alle für verrückt gehalten haben. In Dänemarks hipper Hauptstadt Kopenhagen wollte der frühere Musikstudent ein Restaurant eröffnen, in dem es nur ein Gericht geben sollte: Grütze. „Als ich das Freunden und Familie erzählt habe, hielten sie es für ein lächerliches Projekt“, erzählt Andersen über sein Start-up, mit dem er in dieser Woche beim internationalen Wettbewerb „Creative Business Cup“ in Kopenhagen antritt. Junge Kreative aus mehr als 50 Ländern präsentieren Investoren dort ihre Ideen. Und zeigen: Es muss nicht immer eine App sein. Erstaunlich viele Geschäftsideen drehen sich in diesem Jahr ums Essen.
Im Fall von Lasse Andersen eben um Haferbrei. In Dänemark galt „Grød“ – Grütze – lange als langweiliges Arme-Leute-Essen. Auch dank des sturen jungen Dänen ist sie heute, etwas mehr als drei Jahre später, Trendfood unter den coolen Hauptstädtern. Andersen betreibt gleich zwei Brei-Bars, hat ein Kochbuch nur über Grütze geschrieben, seinen Haferschleim schon zweimal beim Roskilde unter die Festivalgänger gebracht, und in Kopenhagener Kiosken können Eilige Instant-„Grød“ kaufen.
Berliner haben Interesse an Grütze-Lokal
Als Andersen sein „Grød“-Lokal auf 46 Quadratmetern eröffnete, hatte er weder Ahnung von Betriebswirtschaft noch davon, für viele Menschen zu kochen. „Aber ich hatte jede Menge Antrieb.“ Und den Mut zur Entscheidung. Heute schreiben ihm Leute aus aller Welt, die eine „Grød“-Filiale eröffnen möchten. Auch in Berlin, erzählt er.
Dass sein ungewöhnliches Konzept Erfolg hatte, liege auch an der besonderen kreativen Atmosphäre in Skandinavien, sagt Andersen. „Wir können nicht mit der Massenproduktion in China und anderen Ländern konkurrieren“, meint der 25-Jährige. „Es ist ein Teil unserer Mentalität, dass wir gezwungen sind, uns andere Sachen auszudenken.“ Geholfen hat dem Dänen sicher auch, dass nach seinem Wissen noch niemand anders auf die Idee gekommen war, ein Brei-Lokal zu eröffnen.
„Das Konzept an sich ist ja sehr simpel, ich verkaufe von morgens bis abends Grütze“, sagt der 25-Jährige. In Andersens Bars gibt es vom klassischen Haferbrei mit Apfel-Vanille-Kompott über asiatische Reisgrütze mit Hühnchen bis zu Risotto mit Roter Beete Grütze in süßen und herzhaften Variationen. „Ich habe im Grunde nichts Neues erfunden, sondern etwas Altes genommen und es neu erfunden.“
Bei „Original Unverpackt“ gibt es Waren nur lose
Das gilt so ähnlich auch für den deutschen Beitrag beim Wettstreit in Kopenhagen: Der Supermarkt von Milena Glimbovski und Sara Wolf in Berlin-Kreuzberg wirkt wie ein moderner Kaufmannsladen. Vom Apfel über Nudeln bis hin zum Waschmittel sind bei Original Unverpackt alle Waren nur lose oder in Mehrwegverpackungen zu kaufen – gegen Abfall und Lebensmittelverschwendung. „Man bringt ein Behältnis mit – einen Beutel oder eine Dose zum Beispiel – und füllt die Produkte ab“, sagt Geschäftsentwickler Riaan Stipp.
Konkurrenz machen Andersen beim Wettbewerb auch die Isländer Stefán Thoroddsen und Bui Adalsteinsson von „Crowbar“. In einem von ihnen entwickelten Energieriegel stecken Cashewnüsse, Hafer und Zimt – und Heuschreckenmehl als Proteinquelle. Weniger als um den Preis geht es für die jungen Start-ups, deren Gründer in den meisten Fällen unter 40 Jahren alt sind, darum, ihre Ideen in die Welt zu tragen.
„Sie kommen, um zu netzwerken und Investoren zu treffen“, meint Rasmus Tscherning, der den „Business Cup“ in seinem dritten Jahr leitet. Das ist für die Erfinder von „Crowbar“ noch entscheidender als für Andersen und die Unternehmerinnen aus Berlin, die ihre Pläne schon in die Tat umgesetzt haben. Die Isländer haben deshalb Prototypen ihrer knusprigen Insektenriegel mit nach Kopenhagen mitgebracht. Zweifelnde Investoren können diese verkosten.