In den USA haben sie begonnen, in Australien und Großbritannien sind sie bereits online, und jetzt also Deutschland. Das amerikanische Unternehmen Houzz schickt sich an, von einem Büro in Mitte aus den Markt für Architekten und Inneneinrichter, Gärtner und Designer aufzumischen.
Die Idee dahinter klingt einfach: Wer sich ein Haus gekauft hat oder eine neue Wohnung bezieht, möchte sein Heim nach seinen Wünschen umbauen und einrichten, um sich wohl zu fühlen. Hier setzt Houzz an: Die Internetseite will diejenigen, die Umbaupläne haben, mit denjenigen, die sich damit auskennen, zusammenbringen.
So geht auch der Gründungsmythos des Unternehmens: Adi Tatarko und ihr Mann hatten sich vor acht Jahren ein Haus im Silicon Valley, Kalifornien gekauft und wollten es einrichten, doch ein Fachmann, der das, was sie sich vorstellten, umsetzen konnte, fand sich nur sehr schwer. Im Silicon Valley wird aus solch einer Situation eine private Initiative und dann eine Geschäftsidee.
Houzz versteht sich als reiner Marktplatz
Seit 2009 ist Houzz online. Auf der Seite können sich Architekten, Designer, Inneneinrichter kostenlos als Experten anmelden und Fotos ihrer abgeschlossenen Arbeiten veröffentlichen. Wer etwas in seiner Wohnung verändern will oder ein Haus umbauen, kann die Bilder durchstöbern, sich mit anderen oder den Experten über deren Arbeit austauschen. Auch das ist kostenlos. Oft führt das dann zu Aufträgen. Und es gibt Beiträge über besondere Umbauten oder Projekte, die die Houzz-Mitarbeiter erstellen. Houzz versteht sich als reiner Marktplatz, auf dem Interessenten und Spezialisten sich treffen können.
In den USA läuft das Geschäft inzwischen sehr gut, wie Tatarko sagt. Über genaue Zahlen schweigt die 41-Jährige. Es gibt drei Einnahmequellen: Das Unternehmen platziert Werbung von Firmen, die mit Wohnen, Gestalten und Bauen zu tun haben, auf den Seiten, zugeschnitten auf das, was den Nutzer interessiert, wie Tatarko sagt. Es gebe einen Marktplatz, auf dem Firmen aus der Region des Nutzers empfohlen würden, passend zu seinem Wunsch. Und Houzz hat ein Online-Geschäft mit rund einer Million Produkten gestartet. Wobei das Unternehmen zwar die Produkte auf seiner Seite anbietet, aber Partner die Produkte verkaufen.
9flats-Mitgründer Roman Rochel verantwortet das Deutschland-Geschäft
In Deutschland steht das Unternehmen erst am Anfang. Hierher sei Houzz gekommen, weil die Community und die Experten großes Interesse an deutschem Design und deutschen Produkten gezeigt hätten, sagt Tatarko, etwa an Küchen. Es habe auch viele Anfragen aus Deutschland zu einzelnen Projekten gegeben. „Wir schlossen daraus, dass da ein Markt für uns ist.“
Und warum Berlin? „Naja, hier ist doch das Silicon Valley Deutschlands“, sagt Tatarko. „Und Roman.“ Roman Rochel ist der neue Deutschland-Chef. Zuvor hat er die Privatzimmervermietung 9flats mitgegründet und beim Schnäppchenportal Groupon das internationale Geschäft verantwortet. Jetzt soll der 32-Jährige mit einer Startmannschaft von 20 Personen den deutschen Markt für Houzz erschließen und zunächst die Community aus Nutzern und Experten aufbauen, die dann auch weite Teile des Inhalts der Seite liefern wird.
Houzz zählt in den USA 25 Millionen regelmäßige Nutzer
Danach erst sind dann auch Werbung und Shop geplant. Tatarko ist sicher, dass das Geschäft in Deutschland genauso kräftig wachsen wird, wie es in den USA der Fall war. Derzeit steuern nach Unternehmensangaben mehr als 25 Millionen Menschen die Internetseite regelmäßig an, mehr als 500.000 Experten sind angemeldet und es gibt mehr als vier Millionen Fotos. Gesteuert wird Houzz mit mehr als 350 Beschäftigten.
Das Tempo ist hoch: Im Juli startete die Seite in Großbritannien und Irland, im August in Australien, diese Woche in Deutschland, und kommende Woche geht es in Frankreich los. Im kommenden Jahr werde Houzz dann in andere Länder expandieren, sagt Tatarko. Das das Unternehmen das selbe Schicksal erleidet, wie zum Beispiel das Designportal Fab.com, dass im Frühjahr spektakulär scheiterte und seit kurzem in veränderter Form als Hem von Berlin aus den Neustart versucht, glaubt Tatarko nicht. „Wir verbrennen nicht 14 Millionen Dollar pro Monat.“
Die Zahl hatte zuletzt Fab-Gründer Jason Goldberg auf einer Konferenz des Branchenmagazins Techcrunch in London genannt. Ihr Unternehmen wachse organisch und durch Mundpropaganda ohne große aufwändige und teure Werbekampagnen, sagte Tatarko. Und Houzz verdiene schließlich Geld.