Berliner Perlen

Guter Kaffee, Saatgut und mehr: Ein Glücksort in Neukölln

| Lesedauer: 6 Minuten
Katrin Starke
Katharina Herrlich und Marlene Modick hinterm Tresen ihrer Kuchenbar.

Katharina Herrlich und Marlene Modick hinterm Tresen ihrer Kuchenbar.

Foto: Katrin Starke

Tolle Idee: Die „Pomeranze“ im Schillerkiez ist eine Kombination aus Kaffeebar und Concept Store für Balkonbedarf.

Berlin. Wissen Sie, was eine Pomeranze ist? Vermutlich denken Sie da an die Landpomeranze, ein junges, unbedarftes Mädchen vom Land – dessen Wangen die frische Farbe einer Pomeranze haben. Das wiederum ist eine „orange­farbene, der Apfelsine ähnliche Zitrusfrucht (mit saurem Fruchtfleisch und bitter schmeckender Schale)“, die aus der Kreuzung zwischen Pampelmuse und Mandarine entstanden ist.

So ist es nachzulesen auf der Website des gemütlichen Cafés „Pomeranze“, das Katharina Herrlich und Marlene Modick 2019 im Neuköllner Schillerkiez eröffnet haben. Wo da der Bezug zur Pomeranze ist? Ganz einfach: Die „Pomeranze“ in der Leinestraße ist ebenso wie die Frucht ein Hybrid, nämlich ein Mix aus Kaffeebar und Concept Store für Balkonbedarf und ausgefallene Interieurprodukte.

Es werden saisonale und regionale Produkte verwendet

Ursprünglich hatten die beiden Inhaberinnen ganz andere Berufswege eingeschlagen. Katharina Herrlich studierte Bekleidungstechnik, Geisteswissenschaftlerin Marlene Modick arbeitete im Kulturbereich. Doch in den Jobs, die sich an ihr Studium anschlossen, fanden sie nicht die erhoffte Erfüllung. Und irgendwo war da im Hinterkopf dieser Traum von der Selbstständigkeit. Schnell stand fest, dass sie ihn sich mit einer Kaffeebar erfüllen wollten. Aber eben nicht nur.

Um ihre Pläne auf ein wirtschaftlich solides Fundament zu stellen, ergänzten sie ihr Café um einen Laden für Saatgut, Gartenwerkzeuge und allerlei weitere nützliche Dinge fürs Urban Gardening. „Das urbane Gärtnern war seinerzeit ziemlich im Kommen“, erklärt Marlene Modick.

Für sie und ihre Geschäftspartnerin Katharina Herrlich war das Geschäftskonzept eine harmonische Kombination. „Pomeranze bedeutet für uns die Rückbesinnung auf alte Rezepte, saisonale Produkte und regionale Produzenten. Zugleich regen wir mit dem, was wir für unsere Gäste auf den Teller bringen, dazu an, auf dem eigenen Balkon oder im Gemeinschaftsgarten selbst zu gärtnern“, sagt Marlene Modick. So belastend die ­Corona-Zeit mit ihren Lockdowns für die beiden 37-jährigen Frauen auch war: „Viele Berliner haben in der Zeit ihre Balkone hübsch gemacht und begonnen, dort auch ihr eigenes Gemüse anzubauen.“

Noch mehr besondere Läden in Berlin:

Salbei, wilde Möhre und Indianertabak

Da die Pflanzsaison wieder beginnt, stehen die Produkte aus dem Regalen und dem Webshop der „Pomeranze“ wieder besonders hoch im Kurs. Da haben die beiden Jungunternehmerinnen beispielsweise Samen von alten Sorten, von fast vergessenen Kultur- und Nutzpflanzen im Sortiment, führen weißen Salbei ebenso wie Beifuß und Indianertabak, wilde Möhre oder auch violettes Gemüse. Außerdem legen sie Wert auf Ausgefallenes wie Anisminze oder essbare Blüten.

Damit die Samen auch gut in die Erde kommen, gibt es kleine Schaufeln und Harken, aber auch ausgewählte Literatur rund um das Gärtnern auf Balkonien. Zudem haben sie Wohnaccessoires wie hübsche Kerzen oder Wischlappen aus Baumwolle in ihr Sortiment aufgenommen.

Nachhaltigkeit und bewusster Konsum stehen im Fokus

Bei all dieser Vielfalt ist die „Pomeranze“ in erster Linie eine Kaffeebar mit Frühstücksangebot, Mittagstisch und Kuchentheke. Mindestens fünf verschiedene Kuchensorten stehen täglich zur Auswahl, außerdem Cookies und herzhafte Scones – allesamt mit viel Liebe selbst gebacken. Mittags kommen deftige Suppen und diverse Quiche-Variationen auf den Tisch, wobei immer auch etwas Veganes dabei ist.

Das Gemüse liefern eine solidarische Landwirtschaft und ein Bio-Großhändler, die Bio-Eier kommen aus der Region, der Apfelsaft von einer Brandenburger Mosterei, der Kaffee von der Tempelhofer Rösterei Andraschko. Saisonale und regionale Küche wird stets großgeschrieben. „Aber wir sind da nicht dogmatisch, haben Schokolade und Vanille nicht aus unseren Rezepten verbannt“, macht Marlene Modick deutlich.

„Am Ende geht es uns vor allem um bewussten Konsum“, um Nachhaltigkeit und Abfallvermeidung. „Zero Waste“ ist das langfristige Ziel, weshalb die „Pomeranze“-Inhaberinnen ihre Waren möglichst verpackungsfrei einkaufen – Kaffeebohnen in der Pfandtonne, Wein vom Fass. Der Gedanke der Abfallvermeidung war auch Auslöser für eine kürzlich aufgelegte eigene Produktlinie. Darin findet sich beispielsweise die Pomeranze-Kaffeeseife, in der die im Café anfallenden Kaffeereste verarbeitet werden.

Pomeranze Kaffeebar und Balkonbedarf, Leinestr. 48, Neukölln, tgl. 10–18 Uhr, Tel. 98 40 10 05, www.pomeranzeberlin.de

Weitere Geschäfte fürs eigene Gärtnern

  • Treppens Ein 130 Jahre altes Geschäft mit Samen, Zwiebeln und Saatgut, Berliner Str. 84, Zehlendorf, Mo.–Fr. 9–18 Uhr, Sbd. 9–13.30 Uhr, Tel. 811 33 36, www.treppens.de
  • Pluta Gartencenter Pflanzen, Erde und mehr in vierter Generation, Königin-Luise-Str. 51, Dahlem, Mo.–Fr. 9–18.30 Uhr, Sbd. 9–16 Uhr, So. 10–14 Uhr, Tel. 832 48 39, www.pluta.de
  • Blumenkönigin Frische Blumen und eine gute Beratung frei Haus, Florastr. 16, Pankow, Di.–Fr. 8.30–18 Uhr, Sbd. 8.30–13 Uhr, Tel. 22 68 54 17, www.blumenkoenigin-pankow.de
  • Blütencocktail In der Victoriastadt gibt es wunderschöne Brautsträuße, Türrschmidtstr. 35, Lichtenberg, Mo.–Fr. 10–18 Uhr, Mi. 9–19 Uhr, Sbd. 10–14 Uhr, Tel. 25 05 69 41
  • Mutter Fourage Kunst, Kultur & Pflanzen, Chausseestr. 15a, Wannsee, Mo.–Sbd. 9–18 Uhr, So. 10–17 Uhr, www.mutterfourage.de
  • Blumen und Gartenkunst ist eine Kiezinstitution, Alt-Moabit 21, Moabit, Mo.–Fr. 9–18.30 Uhr, Sbd. 9–16 Uhr, So. 10–13.30 Uhr, Tel. 39 03 00 88, www.blumen-und-gartenkunst.de
  • Königliche Gartenakademie Stilvolle Gärtnerei mit hauseigenem Café, Altensteinstr. 15a, Mo.–Sbd. 9–17 Uhr, So. 10–16 Uhr, Tel. 83 22 09 00, www.koenigliche-gartenakademie.de

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