Berlin.
Wer die Pippi-Langstrumpf-Bände von Astrid Lindgren gelesen hat, ist klar im Vorteil. Denn der hat sofort eine Ahnung davon, um was es sich beim „Krumulus“ am Südstern nur handeln kann – um eine Kinderbuchhandlung. Wobei das Ladengeschäft von Anna Morlinghaus viel mehr ist als das. Denn sie verkauft hier nicht nur liebevoll gestaltete Kinder- und Jugendbücher, sondern hat auch eine Galerie für Kinder eingerichtet. Zudem können Kids in der Druckwerkstatt im Keller unter dem Laden klassische Drucktechniken erlernen und wild herumexperimentieren.
Zunächst aber gilt es das Rätsel aufzulösen, wie Anna Morlinghaus auf den Namen für ihre Buchhandlung gekommen ist. Am Ende von „Pippi im Taka-Tuka-Land“ schlucken Pippi Langstrumpf und ihre Freunde Thomas und Annika „Krumuluspillen“, damit sie niemals erwachsen werden und sich nie mit solch drögen Dinge wie „Kumminalsteuern“ herumärgern müssen.
Astrid Lindgren als Meisterin der lustigen Wortschöpfungen inspirierte Anna Morlinghaus, als sie 2014 einen Namen für ihren Buchladen suchte. „Erwachsenwerden und sein ist zwar manchmal gar nicht so schlecht. Doch das Spielen und Staunen sollte man nicht verlernen“, sagt die 44-Jährige. „Für alle kleinen und groß gewordenen Kinder findet man bei uns in Buchhandlung, Galerie und Druckwerkstatt dafür eine wirksame Auswahl der besten Wundermittel.“ Das vielfältige Angebot, mit dem Anna Morlinghaus Kinder an Literatur heranführt, hat sich längst über Berlin hinaus herumgesprochen: 2018 erhielten sie und ihr Team den Deutschen Buchhandlungspreis.
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Die Geschichten in den Büchern müssen immer gut erzählt sein
Die Kinderbuchhandlung sei für sie „der Zusammenschluss von dem, was ich gelernt habe, und dem, was mich begeistert“, sagt die studierte Grafikerin. Schon während ihres Studiums organisierte Anna Morlinghaus Ausstellungen, führte anschließend eine Galerie. Da wundert es nicht, dass sie beim „Krumulus“-Sortiment einen besonderen Fokus auf Bilderbücher und Illustrationskunst richtet.
Ihre Leidenschaft für Kinderbücher habe sie mit ihren Kindern wiederentdeckt, sagt die vierfache Mutter. „Ich war beeindruckt von der Wucht der Erinnerung, als ich meinen Jungs vorgelesen habe“, erzählt sie. Heute sind ihre Kinder 15, zwölf, acht und drei Jahre alt. Für sie ist das eine ideale „Reading group“, die ihr ein gutes Gefühl dafür gibt, welcher Lesestoff bei Kindern der jeweiligen Altersgruppen ankommt. Ihre Testleser seien zwar ausschließlich männlichen Geschlechts, sagt sie und lacht. Aber glücklicherweise werde heute nicht mehr zwischen Büchern für Jungen und Mädchen unterschieden.
Bei ihrer Bücherauswahl achte sie besonders auf gut erzählte Geschichten. „Bücher dürfen nicht inhaltslos sein“, sagt Morlinghaus. Kinder seien sehr offen, was unterschiedliche Illustrationsstile angehe. „Aber die Geschichten müssen stimmen, müssen sie ansprechen.“ „Krumulus“ ist dabei nicht unbedingt auf aktuelle Bestseller fokussiert. „Wir verkaufen viele Backlist-Bücher, arbeiten insgesamt sehr empfehlungsorientiert.“
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Als nächstes steht „Ludwig und das Nashorn“ im Fokus
In einem separaten Raum hat Anna Morlinghaus eine Galerie eingerichtet. Regelmäßig gibt es hier Ausstellungen, bei denen es sich immer um mindestens ein Buch dreht – und vornehmlich natürlich um dessen Illustrationen. Vernissage für die nächste Ausstellung ist am 25. März. Dann steht das soeben erschienene Buch „Ludwig und das Nashorn“ der Autorin Noemi Schneider und des Illustratoren-Duos „Golden Cosmos“ im Fokus – eine philosophische Gute-Nacht-Geschichte, die sich spielerisch mit Ludwig Wittgenstein beschäftigt.
Manchmal kommen Eltern allein in die Buchhandlung, um in Ruhe stöbern zu können. Meist bringen sie ihren Nachwuchs aber mit. Dann hocken die Kinder gern mit einem Buch in der Hand auf den Podesten der Galerie, die bei Veranstaltungen zudem als Vorlesesalon genutzt wird. Oder sie sitzen, versunken in ihre Lektüre, in dem hölzernen Taxi im Verkaufsraum.
Sehnsüchtig erwarten viele Knirpse schon darauf, dass im März die Winterpause der Druckwerkstatt endet. In Workshops können Kinder dann wieder an der alten Linolpresse, der Siebdruckanlage oder der Radierpresse selbst drucken. Besonders stolz ist Anna Morlinghaus auf die alte Linoldruckmaschine – ein Erbstück ihres Vaters. „Daran habe ich schon als Kind gestanden“, erinnert sie sich. „Mein Vater druckte Bastelbögen darauf und verkaufte sie auf Kunsthandwerkermärkten.“
Krumulus Buchhandlung, Galerie und Druckwerkstatt für Kinder, Südstern 4, Kreuzberg, geöffnet Mo.–Fr. 10–18 Uhr, Sbd. 10–16 Uhr, Telefon 25 05 11 40, www.krumulus.com
Auswahl besonderer Buchhandlungen in Berlin
- Uslar & Rai Zeitgenössische Belletristik, Schönhauser Allee 43, Prenzlauer Berg, Tel. 48 49 23 70, Mo.–Sbd. 10–19 Uhr, www.uslarundrai.de
- Bücherbogen Architektur, Kunst, Foto, Design, Film, Savignyplatz, Stadtbahnbogen 593, Charlottenburg, Tel. 31 86 95 11, Mo.–Sbd. 11–19 Uhr, www.buecherbogen.com
- Chatwins Bücher rund ums Reisen, Romanen. Goltzstraße 40, Schöneberg, Tel. 21 75 69 04, Mo.–Fr. 10–18 Uhr, Sbd. 10–16 Uhr, www.chatwins.de
- Hammett Krimibuchhandlung, Antiquariat, Friesenstr. 27, Kreuzberg, Tel. 691 58 34, Mo.–Fr. 10–20 Uhr, Sbd. 9–18 Uhr, www.hammett-krimis.de
- Zauberberg Literatur unabhängiger Verlage, Bundesallee 133, Schöneberg, Tel. 56 73 90 91, Mo.–Fr. 10–19 Uhr, Sbd. 9–18 Uhr, www.der-zauberberg.eu
- Geistesblüten Belletristik, Kunst und Kultur, Kinder- und Jugendbücher, Walter-Benjamin-Pl. 2, Charlottenburg, Tel. 49 96 17 92, Mo.–Fr. 11–18 Uhr, Sbd. 11–16 Uhr, www.geistesblueten.com
- pro qm Thematische Buchhandlung zu Stadt, Politik, Pop, Ökonomiekritik, Architektur, Design, Kunst & Theorie, fachspezifische Lesungen Almstadtstr. 48–50, Mitte, Tel. 24 72 85 20,Mo.-Sbd. 11–19 Uhr, www.pro-qm.de