Berlin.
„Weilensee“? Wer schon längere Zeit nicht mehr durch die Bergmannstraße flanierte, stutzt für einen Moment. Hieß der Laden für Rahmen und Kunstdrucke nicht „Ararat“, genauso wie der Postkarten- und Papeterie-Laden schräg gegenüber? Richtig. Beide Geschäfte haben dieselben Wurzeln, gehen zurück auf einen Verlag, der die Illustrationen in seinen Büchern als Kunstdrucke vermarktete. Doch als Sascha Fricke vor knapp drei Jahren das Rahmen-Geschäft übernahm, musste ein neuer Name her – allein schon, um deutlich zu machen, dass er eine etwas andere Richtung einschlagen möchte. Der Fokus wird weiterhin auf individuelle Bilderrahmen liegen, die in der eigenen Werkstatt gefertigt werden, aber es soll mehr Druckgrafik hinzukommen.
Zwar gehören von Beginn an – also seit fast 40 Jahren – Kunstdrucke zum Sortiment, aber eher gingen in den vergangenen Jahren ausgefallene Poster über den Ladentisch – darunter Neukölln- und Kreuzberg-Plakate. „Das sind eigene Editionen, die speziell für uns gezeichnet werden“, erklärt Fricke. Die Motive mit Lokalkolorit werde es weiterhin geben, aber man wolle „etwas weg vom Poster“. Lithografien und Radierungen in kleinen Serien wolle er auflegen, kündigt der Geschäftsführer an. Arbeiten mit hohem handwerklichen wie ästhetischen Anspruch.
Außerdem denkt Fricke an kleine, feine Veranstaltungen, Ausstellungen einerseits, aber andererseits wolle er wieder mehr in die literarische Ecke. Ihm schwebe ein Zusammenspiel von Literatur, Bild und Rahmen vor.
Ein wertvolles Bild braucht auch einen schönen Rahmen
Eine Richtung, die nicht von ungefähr kommt, ist Fricke doch Kunsthistoriker und Germanist. Außerdem absolvierte er eine Handwerkslehre sowie eine Ausbildung zum Grafikdesigner. „Weilensee“ ist für ihn die logische Konsequenz aus all diesen Qualifikationen. Als selbstständiger Grafikdesigner habe er nur noch am Computer gesessen, nun gestalte er Layouts am Objekt, sagt er mit Blick auf seine Tätigkeit als „Bildeinrahmer“.
Vielfach sind es Kunstsammler, die Gemälde bei ihm rahmen lassen. Auch für das Humboldt-Forum hat der 50-Jährige schon Kunstwerken die richtige Einfassung gegeben. Oft kommen aber auch Leute, die Fotos von hohem ideellem Wert bei ihm rahmen lassen. Das sind historische Schwarz-Weiß-Aufnahmen vom Großvater als Zweijährigen im Matrosenanzug auf hölzernem Schaukelpferd ebenso wie aktuelle Hochzeitsfotos. Nicht selten möchten auch stolze Eltern das erste Bild von ihrem Neugeborenen in einem hübschen Rahmen präsentieren.
So mancher staune dann, wie viele Materialien es gebe, sagt Fricke. Er meint damit nicht nur die Holzsorten von Buche über Nussbaum bis zu massiver Kirsche, aus denen die Echtholzrahmen gefertigt werden. Ebenso vielfältig ist die Auswahl an Passepartouts und Gläsern. Soll es Weißglas sein, das klassische Museumsglas? Entspiegelt? Dick oder eher dünn? Da sei fachliche Beratung gefragt, sagt Fricke, ähnlich wie beim Optiker. Als Kunsthistoriker weiß er, dass gerade Aquarelle und Signaturen im Licht schnell verblassen und eines besonderen UV-Schutzes bedürfen. Konservatorische Aspekte sind ihm wichtig. Ein Beratungsgespräch gerät da schon mal zur Aufklärung darüber, wie Bilder am besten erhalten werden können.
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Derzeit sind schlichte Rahmen angesagt
Neben Kunstwerken und Fotos lassen Kunden auch Objekte bei Sascha Fricke rahmen – von Hufeisen über Trikots bis zu Briefmarken. „Dinge eben, an denen Erinnerungen und Emotionen hängen.“ Sogar ein Kamm war mal darunter.
Derzeit seien eher etwas minimalistische Rahmen angesagt, schlanke Formen aus Naturholz im skandinavischen Stil oder feine Aluminiumrahmen mit hauchdünnem, echtem Holzfurnier. Fricke führt aber auch die rustikale Berliner Leiste und wuchtige barocke Leisten, teils mit Blattgold belegt. Bei den Kunstreproduktionen und limitierten Druckgrafiken seien aktuell farbenfrohe Berliner Motive en vogue. Und immer gut nachgefragt sind die signierten Fine-Art-Prints des satirischen Berliner Illustrators Michael Sowa.
Warum Sascha Fricke seinen Laden „Weilensee“ genannt hat? „Es sollte durchaus etwas neoromantisch sein“, sagt er. „Weilensee als der geheime Ort zwischen Wannsee und Weißensee, an dem man sich wohlfühlt, an dem man verweilen möchte.“
Weilensee Art Service Bergmannstr. 9, Kreuzberg, Di.–Sbd. 12–18 Uhr, Tel. 694 95 32, www.weilensee.de
Berliner Handwerk und Manufakturen – eine Auswahl
- Goldsachs und so Michelle Sachs veredelt Oberflächen mit Gold. An der Industriebahn 12–16, Weißensee, Tel. 0173/ 318 72 43, Hs. 408, EG, www.goldsachs.de
- Atelier Yafang Qi Die Keramiken Yafang Qis kommen auch ins Museum.Marienstr, 25, Mitte, Tel. 25 76 22 50, Di.–Fr. 13–18 Uhr, www.yafang-qi.de
- Anja Idehen Restaurierte Gemälde und vergoldete Oberflächen. Fechnerstr. 3, Wilmersdorf, Tel. 26 54 77 27, mit Terminvereinbarung, Mo.–Fr. 10–18 Uhr, www.das-schoene-bewahren.de
- Blaudruckatelier Der gelernte Textildrucker Holger Starcken führt das Kunsthandwerk in seinem Atelier fort. Hohenbinder Steig 1, Rahnsdorf, Besuch nur nach Voranmeldung, anfrage@blaudruckatelier-starcken.de oder Tel. 648 92 00, www.blaudruckatelier-starcken.de
- Knit Knit Die Wienerinnen Linda Sykora und Lisa Benischek zeigen in ihrem Strickladen mit Kursen und einem gut sortierten Online-Shop, dass Stricken ein modernes Hobby sein kann. Linienstr. 154, Mitte, Tel. 98 36 64 30, Di.–Fr. 14–19 Uhr, Sbd. 12–16 Uhr, www.knitknit.de
- Marlenes Töchter In ihrer Manufaktur stellt Franziska Wacke Kleidung im Stil der 1930er-, 1940er- und 1950er-Jahre her. Sie arbeitet auch für die Filmbranche. Große Hamburger Str. 19a, Mitte, Tel. 0176/ 20 30 80 45, Termine nur nach Vereinbarung, www.marlenes-toechter.de