Berliner Perlen

Alles, was Mann begehrt, gibt es bei "Herrlich"

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Katrin Starke
Mitarbeiter Michael Hoburg berät zu Pflege-Utensilien für eine perfekte Rasur.

Mitarbeiter Michael Hoburg berät zu Pflege-Utensilien für eine perfekte Rasur.

Foto: Katrin Starke

Zur Kundschaft des Kreuzberger Männergeschenke-Ladens „Herrlich“ an der Bergmannstraße gehören auch Frauen. Ein Besuch.

Berlin. „Zwei Dinge werden Sie bei uns niemals finden: Socken und Krawatten.“ Es ist eine Zeit her, als Gundula Hoburg, Geschäftsführerin des Kreuzberger Männergeschenke-Ladens „Herrlich“, diesen Satz voller Überzeugung sagte. In Bezug auf die Krawatten steht sie bis heute zu ihrer Aussage. „Einen Schlips schenkt man doch nur, wenn einem sonst nichts einfällt.“ Was Socken anbetrifft, hat sie ihre Meinung allerdings gründlich geändert.

Nein, wir reden hier nicht von langweiligen 08/15-Socken, die sind für Gundula Hoburg nach wie vor ein No-Go. Doch bunte Motivsocken sind aktuell der Renner in ihrem Geschäft. Die gibt es mit Tier- oder Früchtemotiven ebenso wie mit eingewebten Zangen- und Schraubendreher-Piktogrammen für den eingefleischten Heimwerker. Auch zu seiner Leidenschaft für Gerstensaft kann Mann sich mit seiner Fußbekleidung bekennen – mit Socken in Bierglas-Optik.

„Viermal habe ich in der Adventszeit beim Großhändler nachordern müssen“, ist Gundula Hoburg selbst ein wenig überrascht vom Run auf die Motivsocken. Sehr beliebt sind auch fantasievoll gestaltete Manschettenknöpfe – zum Beispiel in Form silbriger Motorroller oder Miniatur-Wasserwaagen. Als ihr Mann das Geschäft vor 20 Jahren eröffnete, sei er wegen der Manschettenknöpfe im Sortiment belächelt worden, erinnert sich Gundula Hoburg. Dabei war „Herrlich“-Inhaber Michael Becker der Zeit damals lediglich voraus. Mittlerweile erlebt der Hemdsärmelschmuck eine echte Renaissance.

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Früher wurde sogar auf dem Markt am Winterfeldtplatz verkauft

Überhaupt würden Männer heute mehr Wert auf ihr Äußeres legen, sagt Gundula Hoburg. Beispielsweise kämen die kleinen ­Bartbürsten gut an, mit denen die männliche Kundschaft ihr Gesichtshaar in Form bringen kann. „Die beziehen wir von einer Bürstenmanufaktur aus dem Schwarzwald, Familienunternehmen in dritter Generation“, erklärt die Geschäftsfrau. Kosmetik- und Pflegeprodukte für den Herrn – von der Rasierseife bis zum After Shave – finden sich bei „Herrlich“ in reicher Auswahl.

Damit fing ursprünglich auch alles an. Denn lange vor Eröffnung des Männergeschenke-Ladens hatte Michael Becker, von Haus aus eigentlich Sozialarbeiter, auf dem Markt am Winterfeldtplatz Seife und Rasierzeug verkauft. Auf einer Reise durch Südengland stieß er auf einen Laden für Seglerbedarf, der besonders bei Männern hoch in der Gunst stand. Ihm fiel auf, dass ein Laden mit Produkten speziell für den Mann in Berlin fehlte. Als er dann erfuhr, dass in der Bergmannstraße ein Ladenlokal zu vermieten sei, legte er los.

Das Sortiment sei über die Jahre immer weitergewachsen, sagt Gundula Hoburg. Insbesondere der Küchenbereich. „Anfangs hatten wir nur ein Regal mit ein paar Pfeffermühlen und Pfannen“, erinnert sie sich. Inzwischen würden sich immer mehr Männer fürs Kochen begeistern. „Und wenn sie kochen, dann mit der perfekten Ausstattung.“ Viel Wert würden Männer auf gute Messer legen, sagt sie und zeigt auf japanische Schneidwerkzeuge und die bewährten Windmühlenmesser aus Solingen.

Männer kommen nicht nur an Weihnachten

Geändert hätten sich über die Jahre auch die modischen Vorlieben der Männer. „Früher kauften sie eher Textilien in dunklen Farben, heute darf es gern farbenfroher sein.“ Flauschige Decken in Altrosa kämen ebenso gut an wie die blau-rot-karierten ­Schiebermützen mit passendem Schal. Zur Kundschaft von Gundula Hoburg und ­Michael Becker zählen übrigens Frauen ebenso wie Männer. Im Kaufverhalten unterscheiden sie sich.

Frauen würden anlassbezogen – zu Weihnachten oder zum Geburtstag ihres Mannes – shoppen. „Männer kommen zu uns, wenn sie etwas brauchen“, hat die Geschäftsführerin beobachtet. Generell gehe der Trend eher zu Praktischem wie den kleinen Küchenhelfern vom Holzlöffel bis zum Geschirrtuch und Kulinarischem wie einer ausgefallenen Essigzubereitung oder der französischen Pastete. „Stehrümchen“ dagegen seien absolut out.

Einen guten Überblick über das „Herrlich“-Sortiment bietet der Online­shop, den Gundula Hoburg und ihr Mann während der Corona-Zeit eingerichtet haben. Der sei eine Art Visitenkarte. Kunden würden ihn gern nutzen, um sich inspirieren zu lassen. Gekauft werde das, was dann auf dem Wunschzettel lande, meist aber doch im Laden.

Herrlich Männergeschenke Bergmannstr. 2, Kreuzberg, Mo.–Sbd. 11–19 Uhr, Tel. 784 53 95, www.herrlich-berlin.de

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