Kamera statt Personal

CDU warnt Berliner S-Bahn vor Geisterbahnhöfen

Lorenz Vossen

Foto: Kay Nietfeld / dpa

Weniger Personal, mehr Technik: Mit Einführung ihres neuen Abfertigungssystems will die S-Bahn in Zukunft Mitarbeiter von den Bahnhöfen abziehen. Die CDU sieht das Vorhaben mit Skepsis.

Gemischte Gefühle bei der Berliner CDU: Beim neuen Abfertigungssystem der Berliner S-Bahn sieht die Partei Chancen – vor allem aber Risiken. Man begrüße zwar, dass die Videotechnik ausgebaut werde. So habe diese Straftaten bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) seit 2011 nahezu halbiert und zu deutlich mehr Aufklärung von Straftaten geführt, sagte Generalsekretär Kai Wegner.

Der damit verbundene Personalabbau sei jedoch ein falsches Signal: „Um das Sicherheitsgefühl der Menschen zu erhöhen, sind weiterhin ansprechbare Mitarbeiter vor Ort erforderlich, die im Ernstfall unmittelbar eingreifen können“, sagte Wegner und verwies auf den Fall Guiseppe M. Der 23-Jährige war im September 2011 bei einer Hetzjagd am U-Bahnhof Kaiserdamm ums Leben gekommen. Wegner: „Angesichts einiger besonders brutaler Gewaltvorfälle besteht bei den Fahrgästen weiterhin ein hohes Sicherheitsbedürfnis im Öffentlichen Personennahverkehr.“

160 Mitarbeiter sollen abgezogen werden

Dieses ist laut CDU jedoch nicht mehr gegeben, wenn die S-Bahn ihr Vorhaben umsetzt. Am Montag hatte das Unternehmen sein neues System vorgestellt. Es sieht vor, dass die Lokführer in Zukunft selbst den Fahrgastwechsel überwachen. Über vier Kameras an der Bahnsteigkante sollen Bilder in den Führerstand übertragen werden. 48 Stunden werden die Bilder gespeichert.

Das Unternehmen erhofft sich dadurch eine wirtschaftlich höhere Effizienz und mehr Pünktlichkeit. Die auf den Bahnhöfen eingesetzten Mitarbeiter, die diesen Arbeit bislang übernehmen, werden damit überflüssig. 160 sollen im Zuge des neuen Systems mit dem sperrigen Namen „Zugabfertigung durch den Triebfahrzeugführer – mit Führerstandsmonitor“ (ZAT-FM) abgezogen werden.

Auch der Berliner Fahrgastverband Igeb e.V. warnt vor künftigen Geisterbahnhöfen. Bahn-Bertriebsrat und Datenschützer haben ZAT-FM allerdings bereits abgenickt.