Silvester 2013

Kehrseite der Partynacht - Mehr als 1100 Rettungseinsätze

| Lesedauer: 7 Minuten
Michael Behrendt

Die Berliner Polizei registrierte in der Silvesternacht 2024 Einsätze, die Feuerwehr 1126. Und das Unfallkrankenhaus Berlin berichtete von „ungewöhnlich vielen Brandverletzungen“. Die Bilanz.

Bei der Explosion eines in Deutschland nicht zugelassenen Böllers hat es in der Silvesternacht in Berlin einen schweren Unfall gegeben: Einem Mann ist in Pankow die rechte Hand abgerissen worden – offenbar, weil die Zündschnur zu schnell abbrannte. Der 31-Jährige wurde im Unfallkrankenhaus Marzahn operiert.

Dennoch zieht die Berliner Feuerwehr eine positive Bilanz der Nacht. Laut Sprecher Sven Gerling mussten in diesem Jahr weniger Brände als im Vorjahr gelöscht werden. Indes habe sich der Einsatz zum Jahresende als „sehr arbeitsintensiv“ gezeigt.

Wenn auch spektakuläre Großbrände ausgeblieben seien, wurden die Retter in der Zeit zwischen 19 und 6 Uhr zu 450 Bränden gerufen. Dies sei ein Rückgang im Vergleich zur Silvesternacht des Vorjahres mit insgesamt 607 Bränden.

Die Zahl der Notfallrettungseinsätze stagnierte Gerling zufolge auf hohem Niveau mit 1126 Fällen. Dies entspreche einem Anstieg von 3,8 Prozent zum Vorjahreszeitraum mit 1086 vergleichbaren Einsätzen.

Insgesamt waren 1500 Einsatzkräfte von Berufsfeuerwehr, Freiwilliger Feuerwehr, den Hilfsorganisationen und dem Technischen Hilfswerk (THW) mit mehr als 400 Fahrzeugen im Dienst. 4500 Mal wurde der Notruf gewählt.

Das Unfallkrankenhaus Berlin berichtete von „ungewöhnlich vielen Brandverletzungen“.

Die Polizei registrierte 2024 Einsätze, war mit 1200 Beamten stadtweit im Einsatz und rückte zu 80 Schlägereien, 35 Streitigkeiten, 24 verletzten Personen, 105 Sachbeschädigungen und 157 Zwischenfällen mit Pyrotechnik aus.

Die Bilanz der Silvesternacht:

18.40 Uhr: Eine 63 Jahre alte Fußgängerin wird in der Fußgängerzone an der Wilmersdorfer Straße vom Auto eines 44-Jährigen erfasst und schwer verletzt. Sie prallt gegen die Windschutzscheibe und wird auf das Pflaster geschleudert. Die Ärzte im Krankenhaus diagnostizieren später Brüche an den Beinen und im Gesicht. Die Verkehrspolizei ermittelt.

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20.56 Uhr: An der Ottokarstraße in Tempelhof brennt der Dachstuhl eines fünfgeschossigen Wohngebäudes. Menschen kommen nicht zu Schaden.

21 Uhr: Kontrollstellen bei der zentralen Silvesterfeier am Brandenburger Tor müssen wegen Überlastung geschlossen werden. Personen versuchen, die Umzäunung zu überwinden. Beamte schreiten ein.

21.10 Uhr: Unbekannte bewerfen an der Gotthardstraße in Reinickendorf einen BVG-Bus mit einem Pflasterstein. Dessen Frontscheibe zersplittert. Der 51 Jahre alte Busfahrer und die Fahrgäste bleiben unverletzt.

22.15 Uhr: Fußgänger im Tiergartentunnel. Dieser wird bis 1.30 Uhr gesperrt.

22.40 Uhr: An der Lennéstraße in Mitte geraten aus bislang unbekannten Gründen zwei Personengruppen aneinander. Nach einer zunächst verbalen Auseinandersetzung gehen die Kontrahenten mit Messern aufeinander los. Drei von ihnen werden verletzt und müssen im Krankenhaus behandelt werden. Die Polizei nimmt einen der Täter fest.

23.40 Uhr: An der Heinrich-Heine-Straße in Mitte stehen zwei hochwertige Diplomatenfahrzeuge der Marke BMW in Flammen. Der Polizeiliche Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen, weil ein politisches Motiv vermutet wird.

23.55 Uhr: Einbrecher schlagen die Glastür einer Bankfiliale an der Badstraße in Wedding ein. Zwar gelingt es ihnen, in die Geschäftsräume zu gelangen. Ersten Erkenntnissen nach machen sie aber keine Beute.

0.10 Uhr: Unbekannte verschaffen sich Zutritt zu einer Bank an der Schulzendorfer Straße in Gesundbrunnen, indem sie die Einbruchstür aufhebeln. In der Filiale selbst werden weitere Türen aufgebrochen, wie hoch der Schaden ist, konnte noch nicht ermittelt werden.

0.15 Uhr: Der 31 Jahre alte Ronny O. hantiert in einer Grünanlage an der Prenzlauer Promenade in Pankow mit Polenböllern. Offenbar brennt die Zündschnur zu schnell ab, dem Mann wird die rechte Hand unterhalb des Gelenks abgerissen. Einsatzkräfte können das Körperteil in der Nähe finden und dem Notarzt übergeben. Das Opfer wird im Unfallkrankenhaus Berlin operiert, der Ausgang des Eingriffs ist noch nicht abzusehen. In der Nähe des Unglücksorts werden weitere in Deutschland nicht zugelassene Feuerwerkskörper gesichert.

0.20 Uhr: 60 bis 80 Personen bewerfen an der Potsdamer Straße in Schöneberg vorbeifahrende Autos mit Feuerwerkskörpern und stecken ein Haltestellenhäuschen in Brand. Eintreffende Fahrzeuge von Polizei und Feuerwehr werden ebenfalls attackiert, erst eine Einsatzhundertschaft der Bereitschaftspolizei kann für Ruhe sorgen. Zwölf Personen werden festgenommen.

0.26 Uhr: In einem 16-geschossigen Wohnhaus am Sollmannweg in der Gropiusstadt steht eine Wohnung in Flammen. Zwei Menschen erleiden Rauchgasvergiftungen.

0.30 Uhr: Unbekannte greifen ein Polizeifahrzeug am Bethaniendamm in Kreuzberg an. Ein Fenster geht kaputt, ein Beamter wird verletzt. Wenig später detoniert ein Böller an der Kastanienallee in Prenzlauer Berg an einem anderen Einsatzwagen. Verletzt wird niemand.

1 Uhr: An der Alfred-Kowalke-Straße in Lichtenberg steht ein BMW in Flammen. Die Feuerwehr löscht den Brand, die Kripo ermittelt.

1.10 Uhr: Unbekannte haben einen Opel Corsa an der Rhinstraße in Friedrichsfelde angezündet.

1.37 Uhr: Durch den Brand in einem Müllraum und einem Müllabwurfschacht kommt es in einem Mehrfamilienhaus an der Schluchseestraße in Waidmannslust auf insgesamt 19 Etagen zu starker Verrauchung. Die Einsatzkräfte müssen Atemschutzgeräte tragen, Personen kommen nicht zu Schaden.

5 Uhr: Ein 28 Jahre alter Autofahrer kommt auf der Märkischen Allee in Marzahn stadtauswärts von der Straße ab und prallt gegen einen Werbeträgerpfosten. Sein Mitsubishi überschlägt sich mehrfach, der Mann kommt schwer verletzt in ein Krankenhaus. Offenbar ist der 28-Jährige betrunken, die Polizei ordnete ein Blutentnahme an.

9 Uhr: Taucher der Feuerwehr suchen den Weißen See in Pankow nach einem Mann ab, der am Vortag in der Mitte des Gewässers von Passanten gesehen worden war, wie er zunächst im See schwamm und dann unterging. Nach Stunden können die Taucher den Vermissten nur noch leblos bergen. Ersten Erkenntnissen zufolge handelt es sich um einen 21-Jährigen, der seinen Selbstmord angekündigt hat.

11 Uhr: Das Unfallkrankenhaus Berlin mit Sitz in Marzahn zieht Bilanz. Sprecherin Angela Kijewski sagt, es habe „ungewöhnlich viele Brandverletzungen“ gegeben. 15 Opfer mussten entsprechend behandelt werden. „Ein 75-Jähriger wurde schwerst verletzt, als er sein Feuerwerk anzünden wollte“, so die Sprecherin. Zwei Männer wurden verletzt, als sie sich über eine sogenannte „Batterie“ beugten. „Zudem wurden zwei Mädchen am Kopf beziehungsweise am Knie verletzt, als sie mit Pyrotechnik beschossen wurden.“ Ferner habe sich eine 22-Jährige selbst angezündet, weil sie unter Liebeskummer litt. Sie liegt in der Klinik. Angela Kijewski berichtet zudem, dass die 13 Operationssäle und auch die Handchirurgen voll ausgelastet gewesen seien. „Einige Kollegen wurden aus der Freizeit gerufen, es gab 13 Personen, die sich zum Teil schwer an den Händen verletzten.“

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