Ein 20 Jahre alter Flüchtling aus Afrika ist in der Nacht zum Donnerstag in Berlin-Kreuzberg niedergestochen worden. Daraufhin stürmte ein Spezialeinsatzkommando (SEK) Teile der von Flüchtlingen bewohnten Gerhart-Hauptmann-Schule an der Ohlauer Straße.
Verdächtig sind laut Polizei zwei andere Flüchtlinge. Sie und der Schwerverletzte sind in der Flüchtlingsunterkunft in der ehemaligen Schule untergebracht. Zu einer Festnahme war es laut Polizei zunächst aber noch nicht gekommen. Ungeklärt war auch, wie es zu der Auseinandersetzung kam. Fahnder einer Mordkommission ermitteln. Zum Einsatz kamen auch Spürhunde.
Nach Plänen des Bezirks sollte aus der Schule längst ein Projekthaus für Flüchtlinge entstanden sein. Stattdessen räumen die Verantwortlichen ein, dass sie keinen Überblick haben, wer in dem Haus lebt. Bis zu 250 Menschen aus 40 Nationen sollen in den Klassenräumen und der Aula in schwierigen Verhältnissen leben. Heizung, Essen und richtige Schlafräume fehlen.
Im Dezember 2012 hatten Asylbewerber die ehemalige Schule besetzt. Bereits kurz danach war es einer gewalttätigen Auseinandersetzung gekommen. Zwei Männer hatten Schnittverletzungen erlitten. Beide mussten in ein Krankenhaus gebracht werden.
Flüchtlingsheime in Berlin stark überbelegt
Die Situation für Flüchtlinge in Berlin ist weiterhin angespannt, was sich auch in den 34 überbelegten Flüchtlingsheimen widerspiegelt. Für 7683 Asylbewerber (Stand: 12. November) standen nur 7332 Plätze in den Erstaufnahme-, Gemeinschafts- und Notunterkünften zur Verfügung.
Rund 350 Menschen mussten mit Notbetten in Gemeinschafts- und Spielzimmern vorliebnehmen oder Familien mussten in ihren Zimmern noch enger zusammenrücken, wie Silvia Kostner, Sprecherin des Landesamtes für Soziales und Gesundheit (LaGeSo), sagte.
Am Donnerstag wurde die 11. Notunterkunft in einem ehemaligen Seniorenheim in der Salvador-Allende-Straße im Stadtteil Köpenick eröffnet. Dort sollen schrittweise 150 Flüchtlinge unterkommen. Am Donnerstag zogen die ersten Familien ein.
Flüchtlinge müssen weiter in Zelten auf Oranienplatz bleiben
Auch die Flüchtlinge vom Oranienplatz müssen weiter in ihren Zelten unter freiem Himmel ausharren. Die von Sozialsenator Mario Czaja (CDU) angebotene Immobilie in Friedrichshain ist vertragsmäßig noch nicht unter Dach und Fach. Senat, Bezirk und Träger arbeiteten mit Hochdruck an den organisatorischen und vertragstechnischen Notwendigkeiten, sagte Czajas Sprecherin Franciska Obermeyer am Donnerstag. Ziel bleibe, dass die rund 60 Schwarzafrikaner noch vor dem ersten Schnee die feste Unterkunft beziehen könnten.
Nach Angaben der Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) wartet der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg auf grünes Licht vom Träger. Woran es hake, wisse der Bezirk nicht. Ihre Verwaltung habe alles von ihr Verlangte geregelt, sagte Herrmann. Das LaGeSo habe auch noch keine Rückmeldung zu dem von ihr vorgeschlagenen Objekt in der Franz-Künstler-Straße in Kreuzberg gegeben.
Dazu sagte Kostner, dass der Renovierungsbedarf in dem ehemaligen Jugendgästehaus so hoch sei, dass die Überprüfung der Schäden dauere. Wenn man sich entscheide, die drei Häuser zur Unterbringung von Flüchtlingen zu nutzen, wäre das Gebäudeensemble kaum vor Weihnachten instandgesetzt.