Ihre beiden Jungs sind längst groß. 20 und 22, der Jüngere wohnt nicht mehr zu Hause, der Ältere studiert. Und trotzdem wischt Constanze Lucas-Liedtke morgens verschüttete Milch auf. Diskutiert beim Mittagessen, ob man grünes Gemüse essen kann oder ob jeden Tag Milchreis nicht doch besser wäre. Und sorgt danach bei den Großen für Ruhe, damit die Kleinen ihren Mittagsschlaf machen können. Constanze Lucas-Liedtke ist Tagesmutter.
Seit fast 20 Jahren betreut sie die Kinder anderer Mütter. Auf die Idee brachte sie eine Kollegin, die sie auf dem Spielplatz kennenlernte. „Eigentlich wollte ich schon nach der Schule Erzieherin werden“, sagte Constanze Lucas-Liedtke. Auf der Erzieherschule habe sie keinen Platz gefunden, deshalb erst einmal im Büro gearbeitet – und ihren Traumberuf immer im Hinterkopf gehabt.
Schwere Momente des Abschieds
Sie besuchte die Pflegeelternschule, machte Fortbildungen und legte gemeinsam mit der Spielplatzbekanntschaft los. 50 Kinder hat sie seit 1994 betreut, das jüngste kam mit drei Monaten zu ihr, die ältesten gehen erst, wenn sie in die Schule kommen. Der Abschied wird ihr immer schwer, nach so vielen Jahren gemeinsamen Alltags.
Der beginnt bei Constanze Lucas-Liedtke zwischen sechs und sieben Uhr, wenn sie in ihrer eigenen Wohnung aufsteht. Um acht Uhr kommen die ersten Kinder in den Räumen am Tempelhofer Damm an. Fünf Kinder sind zur Zeit bei ihr, ein Stockwerk darüber betreut ihr Mann fünf weitere: „Er hat mir immer geholfen, als ich noch in unserer eigenen Wohnung als Tagesmutter gearbeitet habe“, erzählt die 50-Jährige.
Teamwork mit dem Ehemann
Vor vier Jahren machte Roland Liedtke aus der Hilfe einen Beruf. „Die Kinder finden es toll, dass ein Mann dabei ist“, sagt seine Frau. Für die Tageseltern ist der Alltag gemeinsam leichter zur organisieren: Einer liest vor oder bastelt, während der andere kocht oder die Schlafkinder beaufsichtigt. Und die Eltern seien glücklich, dass die Gruppe größer ist, versichert Constanze Lucas-Liedtke: „Ihre Kinder sollen schon vor der Schule lernen, sich unter mehreren Kindern zurechtzufinden.“
Zehn Kinder zwischen null und sechs Jahren, das schlaucht. Der Lärm gehe ihr manchmal auf die Nerven, gibt Constanze Lucas-Liedtke zu. Trotzdem liebt sie ihren Beruf: „Selbst wenn man morgens mit nicht so guter Laune ankommt, sind die Kinder in der Lage, daraus noch einen richtig schönen Tag zu machen.“
Basteln für die Mütter zu Hause
Fast die ganze Gruppe ruft sie beim Vornamen, „nur die Kleinen sagen immer Mama. Aber das lernen sie schnell – und auch vorher kennen sie den Unterschied ganz genau.“ Deshalb bekommt sie von den Kindern natürlich auch kein Muttertagsgeschenk. Gebastelt wird trotzdem, für die Mütter zu Hause. Und Constanze Lucas-Liedtke bekommt Geschenke von den eigenen Söhnen, erzählt sie: „Meistens jedenfalls.“
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